Informationen, Kontakte und Steaks - 70. Jahrestag des Clemson Brick Forum
Das Clemson Brick Forum ist seit langem ein fester Termin für amerikanische Ziegelhersteller. Heuer jährt es sich zum 70. Mal. Die ZI war neugierig auf diese langjährige und erfolgreiche Veranstaltungsreihe. Deshalb unterhielten sich Chefredakteur Victor Kapr und John Sanders, Direktor des National Brick Research Center (NBRC), online über die Geschichte des Forums, die Bedürfnisse der Ziegelproduzenten und die Zukunft.
1. Geschichte des Clemson Ziegelforums
Wer hatte die Idee zu dieser Veranstaltungsreihe?
John Sanders: Das erste Forum wurde 1955 am North Carolina State College abgehalten. Gegründet wurde es von Bob Foster, dem General Manager von Brick and Tile Services. Dieses erste Forum wurde als Kurzlehrgang mit dem Titel angekündigt: „Der Tunnelofen als keramisches Werkzeug”. Erst beim zweiten Treffen im Jahr 1956 erhielt es den Namen „Plant Operator’s Forum” und fand zum ersten Mal in Clemson, South Carolina, statt. Herr Foster sagte einmal, er sei der Großvater des Forums, während Dr. Gilbert Robinson von der Clemson Universität der Vater sei.
Seit 1987 wird das Ziegelforum vom 1987 gegründeten Center for Engineering Ceramic Manufacturing (1999 in NBRC umbenannt) organisiert. Welche Institution war davor zuständig?
JS: Soweit ich weiß, gab es keine organisierende Institution vor 1987, sondern nur die Initiative von zwei Einzelpersonen. Erstens Dr. Robinson, der 1946 die Abteilung für Keramiktechnik am (damaligen) Clemson College gründete und 1971 zusammen mit einer Gruppe von Freunden den Vorläufer des NBRC ins Leben rief, um Forschung zu finanzieren, die sich speziell auf die Ziegelherstellung bezog - zu einer Zeit, als die meisten Universitäten in den USA von der „traditionellen Keramik” zur „technischen Keramik” übergingen. Die zweite Person war seine Frau Barbara, die das Forum organisieren und planen half. Das war der Fall, als ich um 1990 anfing, beim Forum mitzuhelfen.
Es scheint, dass Dr. Robinson sehr wichtig für das Forum und das Zentrum war.
JS: Ja, das war er. Ich hatte das Glück, von 1989 bis zu seinem Tod im Jahr 1996 sein Schüler zu sein. Ich habe viel von ihm gelernt. Wie viele andere auch, von denen die meisten jetzt im Ruhestand sind. Er hatte einen sehr großen Einfluss auf die Ziegelindustrie hier in den USA. Er war auch sehr amüsant.
Seine Frau Barbara war für das Forum ebenso wichtig wie er selbst, zumindest in den Jahren, in denen ich an der Planung beteiligt war. Sie fungierte als Forumszentrale und verschickte alle Informationen von ihrem Keller aus. Sie hat das Forum lange Zeit geleitet.
Wer hatte die Idee, das Steakgrillfest in das Programm aufzunehmen und warum?
JS: Das Steakgrillfest wurde 1959 in das Forum aufgenommen, als es zum vierten Mal stattfand. Es fand in Clemson statt, so dass ich davon ausgehen muss, dass es entweder die Idee von Dr. oder Frau Robinson war.
Über den Grund kann ich nur spekulieren. Abgesehen von der Tatsache, dass Dr. Robinson selbst sehr gerne ein gutes Steak gegessen hat, könnte der Grund darin liegen, eine unterhaltsame Form der Gastfreundschaft zu bieten. Für viele Besucher ist es sicherlich seit vielen Jahren ein Höhepunkt.
2. Themen in Clemson
Haben sich die Themen, die auf dem Ziegelforum präsentiert werden und das Interesse der Branche wecken, verändert, seit Sie, John, 2012 Programmdirektor wurden?
JS: Ich habe versucht, der ursprünglichen Absicht des Forums treu zu bleiben und die Präsentationen auf praktische Fragen der Ziegelproduktion zu konzentrieren, während ich weiterhin an Vorträgen über zukünftige Innovationen arbeite. Wir werden zum Beispiel Präsentationen über bewährte Verfahren, neue Anlagen, Innovationen, Wandsysteme und Umweltgesundheit und -sicherheit einbeziehen. Dr. Robinson begründete auch die Tradition der Kurzvorträge, die er „Little Things Mean a Lot” („Kleine Dinge mit großer Wirkung“) nannte. Wir haben dieses Konzept zu einer Bildungsressource weiterentwickelt, die wir regelmäßig an unsere Sponsoren aus der Industrie weitergeben.
Als ich letztes Jahr am Brick Forum teilnahm, fiel mir auf, dass die Ziegelhersteller in den USA dem Energiesparen und der Verringerung der Kohlenstoffemissionen nicht die gleiche Priorität einräumen wie in Europa.
JS: Nein, im Moment ist das kein großes Thema, weil Erdgas in den USA sehr billig ist. Außerdem haben wir noch nicht die Kohlenstoffemissionsvorschriften, die in Europa gelten. Diese Themen sind jedoch im Kommen und werden in Zukunft mehr Aufmerksamkeit erfordern.
In diesem Jahr versuchen wir daher, die Grundlagen für diese Themen zu schaffen. Ich bin mir sicher, dass die Menschen wissen, dass der Klimawandel Vorschriften und andere Produktionsverfahren erforderlich machen kann. Ich weiß jedoch nicht, ob die amerikanischen Ziegelhersteller wissen, wie ernst es in Europa ist. Und dass sich die Bedingungen in den USA wahrscheinlich in diese Richtung entwickeln werden. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Je nachdem, wer die nächsten Präsidentschaftswahlen gewinnt, könnte das schon viel früher der Fall sein. Ich versuche, die Ziegler darüber zu informieren, dass dies die Zukunft ist und wir uns darauf vorbereiten müssen.
Welche anderen Themen sind in diesem Jahr von Bedeutung?
JS: Den Vorträgen zufolge wird die Exposition gegenüber kristalliner Kieselsäure oder Quarz eine Rolle spielen. Vor kurzem sind eine Reihe neuer OSHA-Vorschriften (Occupational Safety and Health Administration / Bundesarbeitsschutzbehörde in den USA) zum Schutz der Arbeitnehmer vor diesen Emissionen in Kraft getreten. Dies ist vor allem für alle Branchen von Bedeutung, die mit Materialien arbeiten, die einen hohen Quarzgehalt aufweisen, wie z. B. alle keramischen Materialien.
3. Die US-Ziegelindustrie
Vor welchen Herausforderungen steht die Branche derzeit, welche Herausforderungen zeichnen sich kurz- bis mittelfristig am Horizont ab?
JS: Was den Markt betrifft, so bin ich nicht die beste Quelle, da ich nicht in der Branche tätig bin. Ich beurteile dies in der Regel anhand der Nachfrage nach Prüfdienstleistungen oder Ton- und Produkteigenschaften. Wir hatten dieses Jahr extrem viel zu tun, was auf eine hohe Nachfrage schließen lässt. Dies steht jedoch im Widerspruch zu den anekdotischen Geschichten über die Produktion und den Ziegelabsatz, die ich höre. Die Leute sind also etwas pessimistischer geworden, fragen aber nach vielen Produktions- und Produkttests.
Natürlich gibt es einen Wettbewerb mit anderen Baumaterialien. Ein nachhaltigerer Fokus auf den Hausbau würde unserer Branche sehr helfen, solange wir die Menschen auch über die Nachhaltigkeit von Ziegeln aufklären. Ziegel hat eine längere Lebensdauer und ist widerstandsfähiger als jedes andere Material für Außenverkleidungen. Ich denke, wenn wir die Verbraucher gut aufklären können, hat der Ziegel eine große Zukunft.
Eine eindeutige Herausforderung ist der Mangel an Arbeitskräften in den Werken. Es gibt nicht genug Leute, die diese harte körperliche Arbeit unter mitunter unangenehmen Bedingungen verrichten können.
Eine weitere Herausforderung sind die Umweltvorschriften - derzeit vor allem Siliziumdioxid. Vorschriften in Bezug auf den gebundenen Kohlenstoff stehen kurz bevor, sind aber für die Ziegelhersteller derzeit nicht von Belang.
Was ist mit anderen typischen Emissionen wie Schwefel und Chlor?
JS: Wir haben Umweltvorschriften, und die nächste Verschärfung steht an. Die Gesetze schreiben vor, dass die Emissionsgrenzwerte in regelmäßigen Abständen überprüft werden müssen. Das ist schon ein wenig überfällig, da es im Hintergrund seit einigen Jahren einige rechtliche Probleme gibt. Wir warten also auf die neuen Vorschriften.
4. Gegenwart und Zukunft des Clemson Brick Forums
Was ist der Hauptanreiz des Ziegelforums für die Teilnehmer?
JS: Das hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert. Die Ziegelindustrie ist viel offener als andere Keramikindustrien, in denen ich gearbeitet habe. Meiner Meinung nach liegt der größte Reiz des Forums im freien Austausch von Informationen und Erfahrungen zwischen den Herstellern und den sie unterstützenden Händlern. Soweit ich weiß, waren in den 1970er Jahren nur sehr wenige hochrangige Mitarbeiter aus der Ziegelproduktion auf dem Forum vertreten. In den 1990er Jahren begannen mehr Mitarbeiter aus der Produktion teilzunehmen, und die Teilnehmerzahl stieg und erreichte Anfang der 2000er Jahre ihren Höhepunkt. Seit der großen Rezession haben wir eine Rückkehr zur ursprünglichen Dynamik des Forums mit mehr Teilnehmern aus dem oberen Management und weniger Teilnehmern aus der Produktion erlebt. Aufgrund der Konsolidierungstendenzen in der Branche schrumpft jedoch die Zahl der leitenden Mitarbeiter. Unsere Herausforderung besteht derzeit darin, weiterhin die CEOs und die normalen Fabrikarbeiter zu gewinnen.
Wo liegt das Problem? Müssen Sie die Chefs davon überzeugen, für die Teilnahme ihrer Mitarbeiter zu bezahlen?
JS: Soweit ich aus der Branche gehört habe, hat das Problem mit der Teilnahme der Werksangehörigen nichts mit Geld zu tun, sondern mit Fragen der Personalausstattung. Die Ziegelfabriken in den USA arbeiten so schlank, dass sie die Abwesenheit von Produktionsmitarbeitern nicht erlauben können.
Um den Mitarbeitern der Fabriken die Teilnahme zu ermöglichen, haben wir einige Jahre lang mit dem Zeitplan gespielt und versucht, ihn besser auf sie abzustimmen. Wir haben das Programm gekürzt und in der Woche verschoben, um zu sehen, wie es sich am wenigsten auf die Produktion auswirkt. Aus diesem Grund dauert das Brick Forum jetzt zwei Tage statt drei oder vier wie in früheren Jahren.
Wird der Bedarf an Information und Austausch in der Ziegelindustrie in Zukunft noch steigen?
JS: Das hoffe ich sehr. Wir arbeiten sehr hart daran, das Treffen relevant zu halten. Wir fragen unsere Sponsoren aus der Industrie, welche Informationen sie benötigen, um ein Programm zusammenzustellen, das diesen Anforderungen gerecht wird. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Branche ein Bedürfnis nach Informationsaustausch hat. Die Ziegelhersteller diskutieren viel freier als in anderen Branchen. Auf dem Forum kann man zwischen und auch während der Vorträge viele persönliche Gespräche beobachten, in denen Probleme diskutiert werden. Und die Leute sind auch bereit, Informationen mit ihren Konkurrenten zu teilen.
Wie wird das 80. Clemson Brick Forum aussehen?
JS: Das ist eine gute Frage. Die Dinge könnten so weitergehen oder sich ändern, wie in der Vergangenheit. In den 1970er bis 90er Jahren herrschte auf dem Forum an den Abenden eine „Party”-Atmosphäre. Jetzt geht es professioneller zu. Ich höre aber immer noch wehmütige Klagen von einigen älteren Teilnehmern über den Spaß, den sie früher hatten. Die modernen Versicherungsvorschriften machen es schwieriger, solche Veranstaltungen wie früher durchzuführen.
Um Ihre Frage konkreter zu beantworten: Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Vortragsprogramm beibehalten wird. Irgendwie müssen wir das Forum ja interessant halten. Ich bin kein professioneller Tagungsplaner, aber ich bin immer offen für Ideen, wie man die Dinge besser machen kann. Ich bitte die Sponsoren um ihre Meinung und ihren Input, und wir führen Umfragen und Diskussionen mit ihnen durch und versuchen, Änderungen vorzunehmen. Ich frage mich auch, wie lange Steak noch im Mittelpunkt des Grillabends stehen wird und wann wir mehr pflanzliche Optionen anbieten müssen. Da ich einen Sohn habe, der Vegetarier ist, verstehe ich das jetzt besser.
5. Organisatoren
John, Sie haben 2012 das Amt des Programm- und Zentrumsdirektors von Denis übernommen. Was ist Ihr Hintergrund und wie sind Sie Programm-/Zentrumsleiter geworden?
JS: Als ich im zweiten Jahr meines Studiums der Keramiktechnik war, begann ich für Dr. Brosnan und später für Dr. Robinson zu arbeiten. Nach Abschluss meines Masterprojekts über HF-Emissionen und meiner Promotion verließ ich die Industrie für ein paar Jahre. Im Jahr 2000 kehrte ich zurück und arbeitete bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2012 mit Denis zusammen. Seitdem bin ich Direktor. Ich selbst komme jetzt an den Punkt, an dem ich anfange, darüber nachzudenken, wer nach mir kommt.
Wie war Ihr erster Besuch im Brick Forum?
JS: Dr. Robinson sagte mir einmal, dass er abends Hilfe bräuchte und dass ich zu einer bestimmten Zeit kommen sollte. Es war 1990, die Veranstaltung fand im Freien statt und wir hatten noch nicht die Hygienevorschriften, die wir heute haben. Als ich dort ankam, reichte er mir einen Eimer und eine Flasche Bleichmittel und sagte, wir haben nicht genug Gabeln für alle. Wenn sie also zurückkommen, solle ich die benutzten Gabeln in der Bleiche schwenken und wieder austeilen. Ich war nur ein Student, also habe ich gesagt, klar, natürlich.
Wer sind die Leute hinter den Kulissen, die das Brick Forum jetzt organisieren?
JS: Drei Personen sind maßgeblich am Zustandekommen des Forums beteiligt: Beth Murphy, Jessica Wagner und Gary Parker. Jessica kümmert sich um die technische Organisation, die Räumlichkeiten, das Essen und so weiter. Beth kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit und die Kommunikation. Gary kümmert sich um die Projektion, ist aber auch der Ansprechpartner, wenn es darum geht, etwas zu erledigen oder zu reparieren, denn er kann alles.