KNB organisiert Debatte zur Europawahl
Im Vorfeld der Europawahl hat der niederländische Dachverband für die baukeramische Industrie, KNB, Ende April eine politische Debatte organisiert. Sechs Kandidaten für das Europäische Parlament nahmen dabei an einer Diskussion über die Zukunft Europas und seine Bedeutung für Wirtschaft, Umwelt und Beschäftigung teil. Ewald van Hal, Direktor des KNB, nutzte diese Gelegenheit, um den Kandidaten die Übersetzung des Manifests der Keramischen Industrie „Wegbereiter für Wachstum und Arbeitsplätze in Europa“ vorzustellen.
Mit diesem Manifest fordert der KNB die Kandidaten auf, die Bedeutung der verarbeitenden Industrie in der nächsten Amtsperiode des Europäischen Parlaments zu würdigen. Die Fertigung industrieller Güter ist das Rückgrat der europäischen Wirtschaft und einer der wichtigsten Faktoren für Wachstum und Arbeitsplätze. Das Manifest der Keramischen Industrie umfasst zehn politische Empfehlungen für die Bereiche Klima und Energie, Umwelt und Bauwesen, Forschung und Zugang zu Finanzierungsmitteln sowie Handel und Binnenmarkt.
Der Vorstellung des Manifests folgte eine lebhafte Debatte über Europa. Wie untrennbar sind Europa, Wirtschaft und Umwelt miteinander verbunden? Stellt Natura 2000 eine Herausforderung oder ein Hindernis für Unternehmertum und Beschäftigung dar? Was können Unternehmer der keramischen Industrie von der nächsten Parlamentsperiode erwarten? Zu diesen Punkten wurden die Kandidaten teils auf das Schärfste befragt.
Während der Debatte äußerten die Kandidaten unterschiedliche Sichtweisen über Europa. Mark Dijk (VVD) forderte weniger europäische Vorschriften, keine nationalen Zusätze und keine Richtlinien, sondern vielmehr Regelungen mit einheitlicher Umsetzung und Vollstreckung. Raoul Boucke (D66) teilte diese Haltung und setzte sich darüber hinaus für weniger bürokratische Hürden und einen Ständigen Europäischen Ausschuss zur Überprüfung solcher Belastungen ein.
Im Mittelpunkt der Debatte stand Natura 2000, das europäische Netzwerk für Naturschutzgebiete. Seine Umsetzung verursacht aufgrund der in diesen Gebieten stattfindenden Wirtschaftsaktivitäten erhebliche Spannungen. Einer der Kandidaten erklärte, dass „Nachhaltigkeit die Wettbewerbsfähigkeit Europas nicht in Gefahr bringen darf“. Andere hingegen messen den Zielen von Natura 2000 mehr Bedeutung zu und bleiben dabei, dass Wirtschaftsaktivitäten, wie z.B. die Produktion von Ziegeln, einen Schritt zurücktreten müssen. Dieser Meinung widersprach KNB-Direktor van Hal aus einer Reihe von Gründen. Einer davon betrifft die neue Natur, „die von der niederländischen Ziegelindustrie geschaffen wurde“. „Die wunderschöne niederländische Flusslandschaft ist ein Verdienst unserer Industrie und wurde geschaffen, bevor alles organisiert und geplant wurde“, so van Hal.
Die Sprecher räumten ein, dass Europa China im Hinblick auf Billiglöhne nicht die Stirn bieten könne, und betonten in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Innovation. Der Begriff „grünes Wachstum“ ist offenbar in aller Munde, aber auch wenig qualifizierte Berufe dürfen nicht in Vergessenheit geraten, weil sie die Mehrheit der Arbeitsplätze in Europa stellen. Start-ups schaffen nur wenige Arbeitsplätze, und wenn sie erfolgreich sind, werden sie oft von Nichteuropäern übernommen, wodurch Europa um seine Innovationskraft und sein Wachstum beraubt wird.
Einer der Kandidaten merkte an, dass „die Arbeitsplätze in der verarbeitenden Industrie stark unterschätzt werden” und äußerte den Wunsch, den Dialog mit dem KNB weiterzuführen. Der KNB teilt diese Meinung und sieht die Organisation dieser Debatte als Investition in seine Beziehung zur europäischen Politik für das kommende Parlamentsmandat.