Verleihung Deutscher Ziegelpreis
Am 10. Februar 2012 wurde erstmalig der Deutsche Ziegelpreis mit einer Preissumme von insgesamt 20 000 € verliehen. In Kooperation mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), der Bayerischen Architektenkammer sowie weiteren Partnern und Sponsoren hatte das Ziegel Zentrum Süd e.V. (ZZS) den Preis bundesweit ausgeschrieben. Die Fachjury unter Vorsitz von Prof. Georg Sahner wählte aus über 50 eingesandten Bauwerken Gebäude aus Ziegel, die in erster Linie energetisch vorbildlich ausgeführt wurden sowie gestalterisch besonders überzeugten.
In feierlichem Rahmen im Haus der Architektur in München überreichten Ministerialrat Hans-Dieter Hegner, BMVBS, und der Vorstandsvorsitzende des ZZS, Johannes Edmüller, den Haupt- sowie zwei Nachwuchspreise und vergaben sechs Anerkennungen. Prof. Christine Remensperger, Architektin aus Stuttgart, erhielt den mit 5 000 € dotierten Hauptpreis. Ministerialrat Hans-Dieter Hegner würdigte in seinem Grußwort die Rolle des Ziegels als nachhaltigen Baustoff für herausragende Architektur: „Gute Beispiele sind Ansporn für zukünftige Investoren und Bauherren. In diesem Sinne hoffe ich auf eine große Ausstrahlung des Preises.“ Johannes Edmüller wandte sich an die planenden Architektur- und Ingenieurbüros: „Sie alle streben danach, Bauwerke zu verwirklichen, die Vorbilder sind. Vorbildhafte Bauten bieten heute weit mehr als ein attraktives äußeres Erscheinungsbild, gepaart mit perfekten Lösungen bezüglich ihrer Funktionalität mit ansprechenden Details im Inneren. Erhöhtes Augenmerk liegt auf der möglichst optimalen Energieeffizienz, der Umweltverträglichkeit der Bauprodukte, der Nachhaltigkeit der Gesamtkonzeption und der Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahmen.“
Im Anschluss sprach Burkhard Fröhlich, Chefredakteur der DBZ, in einem Impulsreferat über „Baukultur und integrale Prozesse“. Die feierliche Laudatio hielt Juryvorsitzender Prof. Georg Sahner.
Hauptpreis für Wohnhaus Berner in Stuttgart
Prof. Christine Remensperger gewann den Hauptpreis für ihr unprätentiöses und doch nobles Wohnhaus im historischen Kontext des Ortsteils Rotenberg in den Weinbergen am Rande von Stuttgart. Das moderne Ziegelhaus überzeugt durch Energieeffizienz und gestalterische Ausdruckskraft.
Nachwuchspreise für experimenta in Heilbronn und Education Center in Ruanda
Einen der Nachwuchspreise mit je 3 000 € Dotierung erhielt das junge Architekturbüro studioinges aus Berlin für seine sehr gelungene architektonisch-gestalterische Leistung bei der Planung und Umsetzung seines Wettbewerbserfolges für das Science-Center experimenta im Binnenhafen von Heilbronn. Hier wurde ein historischer Ölsaatenspeicher mit seiner unverwüstlichen Klinkerhülle saniert, um einen Neubau ähnlicher Höhe und Hüllkonstruktion erweitert und mit modernem, leuchtend grünem Innenleben an der Schnittstelle der beiden Bauteile zu einem Synonym für einen erfolgreichen Neuanfang in der ehemaligen Industriebrache ausgestattet.
Der zweite Nachwuchspreis ging nach München an den Architekten Dominikus Stark und sein Team, dem mit seinem Education Center in Ruanda ein überaus beeindruckendes Gebäudeensemble mit bestechend einfachem Materialkonzept gelang: regional hergestellte Ziegel als dominierendes Baumaterial in ihrer sehr überzeugenden Kombination mit Papyrusgeflecht für die Schatten spendenden Schulungsräume eines Low-tech-Ausbildungszentrums, die gekonnt um einen ruhigen Hof gruppiert sind.
Sechs Anerkennungen an Architekturschaffende aus ganz Deutschland
Sechs Anerkennungen, mit je 1 500 € dotiert, wurden an Architekturschaffende aus ganz Deutschland verliehen:
› Prof. Hans Klumpp aus Stuttgart: Wohnhaus des Ehepaars Cammerer in Adelberg. Das eigenwillige, erdfarbene Ziegelhaus wurde von der Jury als dringend notwendiger Beitrag zum demografischen Wandel gesehen, der durch die Nutzungsvariabilität dieses kompakten Wohnhauses zum Tragen kommt
› Atelier Lüps aus Schondorf: Eine an drei Seiten weitestgehend geschlossene, speicherfähige, massive Ziegelhülle, innen sichtbar und hervorragend verarbeitet, wird an der Südseite durch eine gläserne Doppelfassade geschlossen. Das komplexe Innenleben des Ateliers entwickelt sich über drei Ebenen, gekrönt von einer Wohnung mit großzügiger Dachterrasse
› Architekten Neumeister & Paringer aus Landshut: kleiner Neubau eines Pfarramtes für die Erlöserkirche aus dem Jahr 1963 von Architekt Hans Döllgast in Landshut. Das schmale Bürogebäude wurde von der Jury als anspruchsvolles, hochwertiges Verbindungsglied zwischen den bestehenden kirchlichen Bauten eingeschätzt. Die ungewöhnliche Kombination von tragender, hochwärmedämmender Ziegelkonstruktion mit einer sehr ansprechend gestalteten Hülle aus Klinker, ohne Zusatzdämmung verarbeitet, war viel diskutiert und wurde als sehr interessanter, vollwertiger Beitrag zu diesem Wettbewerb gesehen
› Architekten MGF aus Stuttgart: Unterkunftsgebäude für den offenen Vollzug der JVA in Berlin-Zehlendorf. Es erinnert durch seine ausgesprochen qualitätvoll ausgeführte Fassade aus Kohlebrand-/Wasserstrichziegeln, kombiniert mit mehrfach nutzbaren, schmalen Drehläden aus Metall, eher an Klassiker der Ziegelbauweise von Heinz Bienefeld, denn an Vollzug bedingte Kargheit
› Das Architekturbüro von Prof. Andreas Meck aus München erhielt zwei Anerkennungen: je eine für das Dominikuszentrum im Münchner Norden und für St. Nikolaus in Neuried bei München. Die architektonische Gesamtkomposition des Dominikuszentrums, die Ausgestaltung seiner Details und das anspruchsvolle künstlerische Gestaltungskonzept haben sich hier zu bedeutenden Interpretationen des Themas „sakraler und sozialer Mittelpunkt“ zusammengefunden. Der Architekt hat durch seinen meisterhaften Umgang mit den wesentlichen Elementen der Architektur ein Zeugnis für die Zeiten überdauernde Baukultur geschaffen. Beim Kirchenzentrum St. Nikolaus handelt es sich um ein souverän und sensibel gemeistertes Exponat im Oeuvre
Festlicher Empfang und Ausstellungseröffnung
Ein festlicher Empfang im großen Saal im Haus der Architektur der Bayerischen Architektenkammer bildete den Abschluss der Verleihung. Die Ausstellung zum Deutschen Ziegelpreis wurde feierlich im Foyer des Hauses der Architektur eröffnet und war bis zum 16. März dort der Öffentlichkeit zugänglich.
„Wir freuen uns sehr über die Ergebnisse dieser erstmaligen Auslobung des Deutschen Ziegelpreises, die nun alle zwei Jahre stattfinden soll. Ab Mitte März wird die Ausstellung dazu durch ganz Deutschland wandern. Mindestens sechs weitere Ausstellungstermine sind bereits fest zugesagt“, so Waltraud Vogler, Geschäftsführerin des Ziegel Zentrum Süd. Die Architektin, Teil der Jury, führte mit ihrem Team die Konzeption und Organisation dieses Architekturwettbewerbs erfolgreich durch. Die Dokumentation zum Deutschen Ziegelpreis ist beim Ziegel Zentrum Süd in München kostenfrei erhältlich und steht als Download unter www.ziegel.com bereit.