Wienerberger beendet drittbestes Jahr in der Unternehmensgeschichte: Höherer Umsatz und Dividende bei einbrechendem Gewinn

Das Jahr 2024 war laut Wienerberger-Pressemitteilung vom 26. Februar 2025 das drittbeste Jahr in der Geschichte des Unternehmens, trotz eines herausfordernden Marktumfelds, insbesondere im Neubausektor. Der Konzern erzielte einen Umsatz von rund 4,5 Mrd. Euro, plus sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und ein operatives EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 760 Mio. Euro, minus sechs Prozent zu 2023. Der Gewinn nach Steuern sank um 76 Prozent von 334,4 Mio. Euro auf 79,8 Mio. Euro.

Die Bauindustrie stand 2024 vor erheblichen Herausforderungen im Bereich des Wohnungsbaus, darunter ein starker Rückgang im Ein- und Mehrfamilienhausbau – teilweise mehr als 25 Prozent. Steigende Zinssätze, zunehmende Baukosten und politische Unsicherheiten erschwerten die Marktentwicklung zusätzlich. Wienerberger habe darauf mit Kapazitätsanpassungen, Restrukturierungsmaßnahmen und striktem Kostenmanagement reagiert, was 100 Mio. Euro zum Gewinn beigetragen und eine EBITDA-Marge von rund 17 Prozent gesichert hat. Dank eines starken Fokus auf Working Capital Management und Lagerbestandsoptimierung konnte ein Free Cashflow von nahezu 420 Mio. Euro (plus 62 Prozent zu 2023) generiert werden. Diese Maßnahmen wurden durch gezielte Portfolio-Anpassungen ergänzt, wodurch die finanzielle Stabilität des Unternehmens gesichert und weiteres Wachstum ermöglicht wurde. Den auffälligen Rückgang des Gewinns nach Steuern begründet Wienerberger mit dem Verkauf von Beteiligungen in Russland und Restrukturierungsmaßnahmen.

 

Stärkung der Marktposition: Beschleunigte Integration, Synergien und strategisches Wachstum

Die Widerstandsfähigkeit des diversifizierten Produktportfolios zeigte sich besonders im Dachsegment, das von der hohen Renovierungsnachfrage in Europa profitierte. Mit der Integration von Terreal konnte Wienerberger seine Marktposition und sein Lösungsangebot für die gesamte Gebäudehülle weiter stärken. Der Integrationsprozess lief schneller als geplant und trug positiv zur Profitabilität bei. Weitere strategische Akquisitionen – darunter Slatek OY in Finnland und Tekken AS in Norwegen (smarte Wasserlösungen) oder GrainPlastics in den Niederlanden (Drainage- und Kabelschutzlösungen) haben das Portfolio des Unternehmens erweitert, die Lieferkette optimiert und Wienerberger für langfristiges, nachhaltiges Wachstum positioniert.

Auch im Rohrbereich für Wasser- und Energiemanagement setzte Wienerberger sein Wachstum fort und gewann weitere Marktanteile. Durch gezielte Investitionen in Werkserweiterungen und neue Systemlösungen leistete dieser Bereich einen wesentlichen Beitrag zur Gesamtperformance der Gruppe und stellt mittlerweile die größte Geschäftseinheit innerhalb der Wienerberger dar.

 

Entwicklungen in den Geschäftssegmenten

Europa West: Mit einem Außenumsatz von 2,5 Mrd. Euro (2023: 2,2 Mrd. Euro) erzielte Wienerberger 2024 ein operatives EBITDA von 350 Mio. Euro (2023: 378 Mio. Euro). Die Ergebnisse beinhalten die zehn Monate mit positiven Beiträgen der Terreal Gruppe.

Die erwartete Erholung des Neubausektors blieb vor allem in wichtigen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Belgien aus. Hohe Zinsen und inflationsbedingte Baukosten beeinträchtigten die Nachfrage. Der niederländische Wohnungsmarkt hat sich sequenziell verbessert, angetrieben durch ein Wachstum der Dachabsatzmengen. Dies führte zusammen mit der anhaltenden Nachfrage nach Rohrleitungslösungen zu einer deutlichen Trendwende. Zudem erholte sich der Wohnungsmarkt in Großbritannien und Irland, während der skandinavische Markt durch die Übernahmen von Slatek OY (Finnland) und Tekken AS (Norwegen) im Bereich smarter Wasserlösungen gestärkt wurde.

 

Europa Ost: Der im Geschäftsjahr 2024 erzielte Außenumsatz betrug insgesamt 1,2 Mrd. Euro (2023: 1,2 Mrd. Euro) und das operative EBITDA lag bei 219 Mio. Euro (2023: 220 Mio. Euro).

Während der Neubausektor in Osteuropa herausfordernd blieb, führten staatliche Förderprogramme in Polen, Tschechien und Ungarn zu positiven Impulsen. Besonders in Kroatien trugen die Erholung im Renovierungs- und Infrastruktursektor sowie die Integration von Vargon zur Stärkung der Marktposition bei. In Österreich blieb der Wohnungsneubau schwach, während in Ungarn die Renovierungsnachfrage zunahm. Infrastrukturprojekte in Tschechien entwickelten sich positiv.

 

Nordamerika: Im Geschäftsjahr 2024 erwirtschaftete Wienerberger einen Außenumsatz von 799 Mio. Euro (2023: 838 Mio. Euro) und ein operatives EBITDA von 191 Mio. Euro (2023: 213 Mio. Euro).

Während die langfristige Wohnungsnachfrage stabil blieb, wurde das Fassadengeschäft durch hohe Hypothekenzinsen belastet. Im Gegensatz dazu zeigte sich der Rohrbereich äußerst robust, getragen von anhaltender Nachfrage nach Lösungen im Wassermanagement. Zudem baute Wienerberger seine Marktpräsenz durch strategische Akquisitionen – darunter Ludowici (Spezialanbieter für Dachziegel) und Summitville Tiles (Hersteller von Fassadenlösungen) – weiter aus.

 

Innovation und Nachhaltigkeit sind zentrale Säulen der Strategie und Wachstumstreiber

Die Strategie des Konzerns für langfristiges Wachstum fußt laut Mitteilung auf Innovation und Nachhaltigkeit sind. Bereits heute stammen 33 Prozent des Umsatzes aus innovativen Produkten, bis 2026 soll der Anteil bei 35 Prozent liegen. Ein wichtiger Schritt dabei war die Gründung von Wioniq, das vier innovative Unternehmen – Inter Act, I-Real, Wideco und Slatek – vereint und eine neue Plattform für intelligente Wasser- und Energiemanagementlösungen schafft, die erhebliches Wachstumspotenzial bietet. Um nachhaltiger zu wirtschaften, setze Wienerberger unter anderem verstärkt auf Kreislaufwirtschaft, indem Recyclingkapazitäten ausgebaut und ressourcenschonende Materialien verstärkt in die Produktion integriert werden. Ein Meilenstein im Bereich der Dekarbonisierung war die Eröffnung des modernisierten CO₂-neutralen Ziegelwerks in Uttendorf, Österreich, wo Wienerberger den weltweit größten elektrischen Industrieofen installiert hat.

 

Wienerberger ist bereit für den Wiederaufbau in der Ukraine

Das Unternehmen sieht sich, wie in der Mitteilung betont wird, mit seinem umfassenden Portfolio an nachhaltigen Baumaterial- und Infrastrukturlösungen bestens gerüstet, einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau der Ukraine zu leisten. Die Werke in den Nachbarländern ermöglichen es dem Unternehmen, den Bedarf an Ziegeln, Dachziegeln, Flächenbefestigungsprodukten und Kunststoffrohren zu decken. Man sei, so Wienerberger, dank ausreichender freier Kapazitäten ideal positioniert, um eine schnelle Kapazitätssteigerung und sofortige Lieferungen zu ermöglichen.

 

Ausblick 2025 und Dividende

Wienerberger erwartet, dass sich die Marktbedingungen zwar stabilisieren, aber dies sich in den Kernmärkten des Unternehmens nur begrenzt niederschlagen werde und die Unsicherheiten hoch bleiben werden. Man werde weiterhin konsequent auf strikte Kostendisziplin und operative Effizienz setzen, um die EBITDA-Marge der Gruppe auf 17,5 Prozent auszuweiten. Zu den strategischen Prioritäten gehören die Optimierung der Betriebsabläufe, Effizienzsteigerungen und das Ergreifen neuer Wachstumschancen.

Unter der Annahme, dass (i) sich die relevanten Endmärkte 2025 stabil entwickeln und (ii) die Zinssätze im Laufe des Jahres 2025 weiter gesenkt werden, geht Wienerberger von einem operativen EBITDA von rund 800 Mio. Euro aus.

Der Vorstand wird der Hauptversammlung eine Dividende von 0,95 Euro pro Aktie vorschlagen, was eine Erhöhung von etwa 5,6 Prozent im Vergleich zur Dividende von 0,90 Euro pro Aktie im Jahr 2023 darstellt. Neben diesem Schritt soll der Aktionärsertrag auch mittels Aktienrückkäufen verbessert werden. Nachdem das jüngste Aktienrückkaufprogramm Anfang 2025 abgeschlossen wurde, plant Wienerberger bis zu 2 Prozent des Grundkapitals einzuziehen.

Der vollständige Geschäftsbericht 2024 wird am 31. März 2025 veröffentlicht.

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 02/2023 Wienerberger Gruppe

Wienerberger meldet 25 Prozent mehr Umsatz und 48 Prozent mehr Gewinn in 2022

Laut Pressemitteilung vom 22. Februar 2023 hat die Wienerberger Gruppe im Jahr 2022 in einem anspruchsvollen Marktumfeld eine herausragende Gesamtperformance sowie ein kräftiges organisches Wachstum...

mehr
Ausgabe 05/2024

Wienerberger mit stabilem Umsatz und stark rückläufigem Gewinn im ersten Halbjahr 2024

Laut Pressemitteilung vom 14. August 2024 erzielte Wienerberger in der ersten Jahreshälfte 2024 solide Ergebnisse. Die Umsätze der Gruppe betrugen im ersten Halbjahr 2024 2.213 Millionen Euro und...

mehr
Ausgabe 10/2012

Wienerberger mit geringerem Gewinn im 1. Halbjahr 2012

Der Umsatz der Wienerberger Gruppe lag im 1. Halbjahr 2012 um 5?% über dem Vergleichswert des Vorjahres. Positiv wirkten sich die um 4?% höheren Durchschnittspreise aus. Mengenrückgänge von 9?%...

mehr
Ausgabe 05/2023 Wienerberger Gruppe

Wienerberger im 1. Halbjahr 2023: Umsatzrückgang in einem schwachen Marktumfeld

Laut einer Pressemitteilung vom 10. August 2023 verzeichnete die Wienerberger Gruppe in der ersten Jahreshälfte 2023 einen Umsatzrückgang. Der erwirtschaftete Konzernumsatz belief sich auf 2.203...

mehr