Liebe Leserinnen und Leser,

Die diesjährige Ceramitec in München steht unter keinem guten Stern. Die schwierige weltwirtschaftliche Lage macht auch vor den Ausrüstern der keramischen Industrie nicht halt. Wie der Maschinenbau insgesamt wurden auch die Produzenten von Anlagen für die Herstellung von keramischen Produkten fast über Nacht von extremen Umsatzrückgängen getroffen. Auslöser waren vor allem die geplatzten Immobilien-Blasen in den USA, in Spanien, Groß-Britannien sowie Osteuropa. Die dort durch billige Kredite künstlich aufgeblähten Märkte brauchen wohl teilweise über Jahrzehnte hinweg nur noch sehr wenige neue Produk­tionsanlagen. Deutschland nach dem Boom der Wiedervereinigung ist dafür – leider – ein gutes Beispiel.

 Glücklicherweise gibt es aber nach wie vor positive Ansätze. In weiten Regionen der Welt etwa in China, Indien oder Brasilien gibt es noch einen riesigen Nachholbedarf, was die Ziegeleiproduktion anbetrifft. Noch werden dort mit mittelalterlicher Technik ohne jeg­lichen Gedanken an den Schutz der Umwelt teils minderwertige Produkte hergestellt. Problematisch ist dabei der häufig anzutreffende Mangel an Krediten für Investitionen in diesen Ländern. Dies könnte sich aber durch die Ausweitung des Emissionshandels in der nächsten Handelsperiode ändern. Für die Umstellung ihrer Produktion auf moderne Technik stehen dann vermutlich weit höhere Kapitalmittel zur Verfügung.

 Aber auch in den reifen Märkten hier in Europa werden die mit dem Klimawandel verbundenen Mechanismen für eine deutliche Effizienzsteigerung sorgen. Bei wieder steigenden Energiepreisen und den zu erwartenden zusätzlichen Kosten für den CO2-Ausstoß wird es sehr häufig sinnvoll sein, neue Anlagen für das Trocknen und Brennen des Produktes zu installieren. Durch Niedertemperaturtrocknung und eine Optimierung des abgekoppelten Ofens sind theoretisch Effizienzgewinne von bis zu 30 % machbar.

 Der Klimawandel und seine Folgen führen auch zu
nationalen und europaweiten Vorschriften, die eine weit bessere Wärmedämmung von Gebäuden vorsehen. In der Europäischen Union wird bereits über die Einführung eines Null-Emissions-Hauses innerhalb der nächsten 10 Jahre diskutiert. Nur die besten und modernsten Mauerziegel sind in der Lage, den damit geforderten Eigenschaften zu genügen. Ähnliche Veränderungen könnte es auch in der Dachziegelbranche geben. Auch hier wird die gleiche Entwicklung dafür sorgen, dass neue Produkte auf den Markt kommen, die in irgendeiner Form solare Energie einsammeln.

 Insgesamt also ein breites Feld von Herausforderungen, die die Ziegelindustrie gemeinsam mit den Anlagenbauern bewältigen muss. Das vielzitierte Wort von der Krise, die zugleich auch Chance ist, trifft auch und gerade für unsere beiden Branchen zu.

 

Ihr Helmuth Jacobi

Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie

 

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