Plastizitätsregelsystem Novatronic D2
Ein möglichst konstanter Feuchtegehalt des Rohstoffes bei der Formgebung ist sowohl für die nachfolgenden thermischen Prozesse als auch für die Produktqualität von großer Bedeutung.
Aus energetischen Gründen sollte die eingebrachte Wassermenge möglichst klein sein. Die Kosten für die Beheizungen am Trockner hängen direkt vom Wassergehalt der Formlinge ab, zusätzlich entstehen Kosten für die Dampferzeugung zur Dampfzugabe an Siebrundbeschicker und Ein- oder Doppelwellenmischer vor der Presse. Ein geringerer Wassergehalt bedeutet auch eine geringere Trockenschwindung, mit allen sich daraus ergebenden Vorteilen und Potentialen. Eine zu geringe Wassermenge bedeutet aber im Gegensatz einen höheren Kraftbedarf und höheren Verschleiß an den Aggregaten.
Schlecht ausgeregelte oder zu häufige Anfahrvorgänge, langsame und zu große Regelschwankungen oder auch falsche Sollwertvorgeben werden zum Teil gar nicht erst festgestellt und haben zeitlich begrenzte zu hohe Wasserdosierungen zur Folge. Beobachtungen haben mehrfach gezeigt, dass erst über aussagekräftige historische Trendaufzeichnungen der Prozesse um Aufbereitung und Formgebung nachteilige Einstellungen erkannt und beseitigt werden können. Das Optimierungspotential wird durch die Güte der aktuellen Regelungen im Vergleich zur technisch machbaren Regelqualität hinsichtlich mittlerer und maximaler Regelabweichung bestimmt.
Mit der Neuentwicklung Novatronic D2 als Systemlösung für die Aufbereitung und Formgebung steht nun ein geeignetes Prozessführungswerkzeug zur Feuchte- und Plastizitätsregelung zur Verfügung. Wo früher für jedes Aggregat ein kompletter separater Hardwareregler nötig war, reicht nun für die gesamte Produktionslinie (Koller, Siebrundbeschicker, Doppelwellenmischer und Presse) ein einziges Gerät. Die neue Novatronic D2 enthält standardmäßig zwei komplette Regelkaskaden, kann aber auch mit wenig Aufwand auf bis zu sechs Regler erweitert werden.
Im Zuge der zunehmenden Forderungen nach Rekonstruierbarkeit von Prozessbedingungen und langfristiger Datenarchivierung wurde die seit vielen Jahren bewährte Messwertaufzeichnung aus den Novacontrol-Leitsystemen von innovatherm mit integriert. Damit entfallen die bislang häufig parallel installierten Messwertschreiber, welche durch die Verbrauchsmaterialien (Papier, Farbstifte) ein aufwändiges Handling mit sich brachten. Die Datenaufzeichnung erfolgt jetzt digital auf CF-Karte oder Festplatte zusammen mit weiteren Rezept- und Produktdaten sowie dem kompletten Alarm- und Meldungsverlauf. Dabei ist der Aufzeichnungs- bzw. Abrufhorizont allein durch das Speichermedium begrenzt und garantiert so eine Rückverfolgbarkeit über Jahre hinweg.
Für die Auswertung der aufgezeichneten Daten stehen sowohl eine grafische Anzeige als Trend mit frei wählbaren Zeithorizonten als auch ein Dateiexport in Excel-kompatiblen Dateien zur Verfügung.
Die auf der Novatronic D2 mittels Panel-PC mit Touchscreen laufende Software wurde in ihrem Funktionsumfang den erweiterten Anforderungen angepasst. In die Regelung können nun Prozessgrößen von vor- und nachgeschalteten Anlagen, z.B. Transportbänder oder Abschneider eingebunden werden, sowie mit produktabhängigen Sollwerten aus der integrierten Rezeptdatenbank angesteuert werden.
Die Hardware der Feuchte- und Plastizitätsregler Novacontrol C wurde bei der Novatronic D2 durch die weltweit verfügbaren Komponenten der Siemens-Baureihe ET200S ersetzt. Damit wurde neben anderen Vorteilen eine deutliche Steigerung der Flexibilität in der Prozessschnittstelle erreicht. Über die zwei integrierten Ethernet-Schnittstellen ist eine Einbindung in bestehende Werksnetze möglich, welche zum Abruf aktueller Daten, Änderung von Rezeptdaten oder zur Datenarchivierung genutzt werden kann. Somit ist auch Hilfestellung oder Optimierung über Fernsteuerung möglich.