Saniertes Van-de-Velde-Gebäude der Bauhaus-Universität Weimar wiedereröffnet
Das Van-de-Velde-Gebäude ist eines der zwei Weimarer Kunstschulbauten, die zwischen 1904 und 1911 vom belgischen Architekten Henry van de Velde geplant und gebaut wurden. Hier gründete Walter Gropius 1919 das Staatliche Bauhaus Weimar. Diese historische Bedeutung würdigte die Unesco 1996 mit der Verleihung des Welterbestatus 1996 an die Kunstschulbauten Weimars.
Feuchteschäden und massiver Schwammbefall erforderten eine Sanierung des Gebäudes. Das 1905 bis 1906 errichtete winkelförmige Gebäude war in der Vergangenheit aufgrund von Umnutzungen, u. a unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise durch die Materialprüfanstalt, und zahlreichen Umbauten und Raumteilungen verändert worden. Da trotz dieser damaligen Baumaßnahmen die ursprüngliche Struktur und Substanz kaum verfremdet waren, konnte in zweijähriger Sanierungsarbeit mit Reparatur und Rückbau nach denkmalpflegerischen Grundsätzen verfahren werden. Diese hatten jedoch mit ca. 7 Mio. € ihren Preis.
Das Gebäude stellt hinsichtlich seiner materialtechnischen Ausführung die Kombination eines traditionellen Ziegelbaus mit industriellen Verknüpfungen dar. Wie eine Schmuckfassade wird der Südflügel des Winkelbaus behandelt (»1). Vergleichbar mit einer barocken Kirchenschauwand ist er dem Baukörper vorgeblendet und ragt über das Dach hinaus. Durch die zwei zurückstehenden Mauerstreifen an der Seite, welche wie massive Strebepfeiler wirken, wird eine andere konstruktive Situation vorgetäuscht,
als sie tatsächlich vorhanden ist.In den Räumen wird wieder die Fakultät Gestaltung
ansässig, deren Dekan
Prof. Dr. S. Gronert anlässlich der feierlichen Übergabe am
5. Februar u. a. betonte, dass der Charakter des Gebäudes die Arbeit hinsichtlich der Einheit von Kunst und Architektur beeinflussen wird. Rektor Prof. Dr. G. Zimmermann bemerkte beim Festakt: „Das Gebäude wird als Denkmal geschätzt und hoffentlich auch so behandelt.“
Aber Denkmäler müssen dem Leben auch Platz lassen!
Dr. Manfred Röhrs