Victor Kapr

Ceramitec 2024 – Gute Stimmung und gute Gespräche in München

Die Veranstalter der ceramitec 2024 werten die vier Messetage vom 9. bis 12. April in München als Erfolg.

466 Aussteller aus 36 Ländern haben in drei Hallen ihre Produkte und Leistungen vorgestellt. Im Vergleich zur ceramitec 2022 bedeuten diese Zahlen eine deutliche Steigerung (2022: 340 Aussteller aus 32 Ländern). Auch beim Publikumsaufkommen gab es im Vergleich zur Vorgängerveranstaltung erkennbar höheren Zuspruch. Mehr als 13.000 Besucher kamen in die Messehallen, rund 30 Prozent mehr als 2022.

Der Zuspruch aus dem Ausland war dabei auch in diesem Jahr wieder sehr hoch. Collin Davis, Executive Director bei der Messe München, betonte: „Mit einem internationalen Anteil von 57 Prozent bei den Besuchern und 65 Prozent bei den Ausstellern hat die ceramitec ihre Relevanz für die gesamte Keramikindustrie eindrucksvoll bestätigt. Wir haben hier die Themen gesehen, die die Branche bewegen, von Digitalisierung, über Zero Emission, Dekarbonisierung und Ressourceneffizienz sowie neue Anwendungen für keramische Lösungen – auf den Ständen, aber auch in unserem Konferenzprogramm.“

 

Grobkeramische Aussteller zufrieden

Die Zulieferer und Anlagen- und Maschinenbauer für die grobkeramische Branche waren zahlreich vertreten. Die Stimmung war trotz der getrübten Aussichten der Ziegelindustrie in Mitteleuropa gut, sowohl bei den besuchenden Herstellern als auch den Ausstellern. Außereuropäische Besucher waren noch optimistischer. Vor allem seitens dieser Gruppe bestand Investitionsinteresse. Dabei ging es, laut Gesprächen mit Ausstellern und Messebesuchern, nicht nur um einzelne Maschinen. Auch über die Errichtung ganzer Ziegelfabriken scheint gesprochen worden zu sein. Auch die deutschen Ziegelhersteller waren vor Ort, ließen sich über Neuheiten informieren und nahmen neue Maschinen und Instrumente in den Blick.

Am Stand von Lingl herrschte ein großer Andrang. Das Krumbacher Unternehmen hatte sich erst wenige Tage zuvor neu aufgestellt und präsentierte sich unter der neuen Firmierung LINGL SOLEAD. Über die aktuelle Situation und die Pläne für die Zukunft hat der neue Gesellschafter Herrmann Frentzen Auskunt gegeben (vgl. das Interview auf S. 6 - 9).

Der griechische Maschinen- und Anlagenbauer Sabo S.A. feierte zur Messehalbzeit am Mittwochabend an seinem Stand das 40jährige Jubiläum der Firma. Der Gründer Dimitris Kiliaris und seine beiden Töchtern, die die Geschäftsführung übernommen haben, begrüßten die Gäste. Sie gewährten Einblick in die Unternehmensgeschichte und bedankten sich mit Preisen bei ihren treusten und wichtigsten Kunden.

40 Jahre Firmenjubiläum waren auch am Stand von Thermoplan ein Thema. Christian Nether berichtete über die aktuellen Entwicklungen des Unternehmens. Thermoplan sei derzeit dabei, sich in Vertrieb und Angebotspalette deutlich breiter und als Vollanbieter aufzustellen. Sein Sohn Michael Nether präsentierte die neu entwickelte Dachziegelprüfanlage ‚Bluebox‘. Deutsche und internationale Dachziegelhersteller zeigten sich daran interssiert. Näheres zu Thermoplans Zukunft und der Bluebox lesen Sie in einer der kommenden ZI-Ausgaben.

Eine Produktneuheit war auch am Stand von Rotho zu sehen, ein neuer Trockengutträger. Die PrO-Horde wiegt weniger und erlaubt mehr Durchlüftung, was zu einer effizienteren Trocknung beitragen soll (vgl. dazu den Rotho-Artikel auf S. 48).

Am Stand von KERAMISCHER OFENBAU drückten sich die Besucher ebenfalls die Klinke in die Hand. Hier war der große Publikumsmagnet der erste elektrische Tunnelofen für Sanitärkeramik, den das Unternehmen für die Roca Gruppe im Laufenwerk in Österreich in Betrieb genommen hatte (vgl. ZI 1/2024) Auch viele Grobkeramiker erkundigten sich nach dem Tunnelofen und dessen Anwendbarkeit für die Ziegelherstellung.

Insgesamt äußerten sich die Aussteller weitgehend zufrieden mit der Messe und dem Besucheraufkommen. Hervorgehoben wurde insbesondere die Gelegenheit zum direkten Kontakt mit Bestands- und auch potenziellen Neukunden, wie auch zu Austausch mit der Branche.

„Für uns ist die ceramitec ein idealer Anlass, nicht nur mit unserem treuen Kundenstamm in direkten Kontakt zu treten“, sagte Cora Alten, Marketing & Communications, Keramischer Ofenbau. Auch für den Kontakt zu neuen Partnern habe es viele Gelegenheiten gegeben. Vor allem unterstrich sie die Möglichkeit, Interessenten aus der Keramikbranche im persönlichen Gespräch innovative Technologien im Unternehmensportfolio vertiefend erklären zu können.

Giorgos Koukas, Commercial Director Sabo, zeigte sich zufrieden mit dem Besucheraufkommen, deren Qualität und Stimmung: „Für unser Unternehmen ist die ceramitec ein wichtiger Kommunikationskanal mit unseren Kunden und unserer Branche.“

Klaus Oberpichler, Bereichsleiter Franz Banke GmbH, lobte die ceramitec 2024 ebenfalls: „Das Highlight der diesjährigen ceramitec war der sehr positive Zuspruch unserer Kunden und Besucher. Die ceramitec wird sehr geschätzt und aus unserer Sicht gerne besucht. Die Stimmung bei unseren Besuchern war generell positiv und vorsichtig optimistisch. Und mit der gleichen positiven Stimmung schauen auch wir auf die diesjährigen ceramitec zurück.“

Auch seitens der Arbeitsgemeinschaft European Ceramic Technology Suppliers (ECTS) war man zufrieden. Referent Stephan Oehme sagte: „Nach der von Corona noch beeinträchtigten Veranstaltung in 2022 ist die ceramitec 2024 mit Wucht zurück. Im Vordergrund vieler guten Gespräche stand die laufende Energiewende und der Beitrag, den die Ausrüster der grobkeramischen Industrie leisten können.“

 

Vortragsprogramm im grobkeramischen Forum gut besucht

Die Vorträge auf dem grobkeramischen Forum ­erfreuten sich eines großen Interesses. Gut besucht und von Nachfragen und Fachinteresse begleitet waren auch die fünf Vorträge, die die ZI-Redaktion in Kooperation mit den ceramitec-Veranstaltern organsiert hatte.

Am Dienstag, 9. April, diskutierte Dr.-Ing. Elske Linss von der Materialforschungs- und -prüfanstalt an der Bauhaus-Universität Weimar (MFPA) die Frage, ob Kreislaufwirtschaft eine Chance für die Ziegelindustrie sein könnte. Einem Überblick über die derzeitige Situation bei Wiederverwendung und Recycling von Ziegeln schloss sie Informationen zum Lebenszyklus von Ziegeln an. Im Anschluss stellte sie den aktuellen Forschungsstand und -ansätze sowie entsprechende Forschungsprojekte am MFPA vor und ging auf die Herausforderungen für die Zukunft ein.

Am Mittwoch, 10. April, fanden zwei Vorträge statt. Dr. (PhD) Ing. Fritz Mödinger stellte verschiedene Maßnahmen vor, mit denen der ökologische Fußabdruck einer Ziegelfabrik in Marokko gesenkt werden konnte. Neben der Nutzung alternativer Brennstoffe thematisierte er auch die Verwendung alternativer Porenbildner sowie die Erfahrung mit dem Einsatz von Photovoltaik-Anlagen.

Dr.-Ing. Anne Tretau,  MFPA, ging in ihrem Vortrag auf optimierte Trockenverfahren mittels Mikrowelle ein. Sie stellte die technische Machbarkeit der Mikrowellentrocknung unter Verwendung von Ziegelrohlingen vor. Dazu ging sie auf die Ergebnisse von Forschungsprojekten an der MFPA ein und schloss eine Erörterung des laufenden Projekts zur Prozesskontrolle an.

Am Donnerstag, 11. April, standen zwei Vorträge aus dem Institut für Ziegelforschung in Essen (IZF) an. Denny Mathew Alex, M. Sc., Mitarbeiter im IZF, stellte ein Prozessmodell zur Simulation des Temperaturprofils von Ziegeln und Dachziegeln im Tunnelofen vor. Das Modell ermöglicht die Erstellung der Temperaturprofile der Ware, des Gases und des Ofenwagens im Tunnelofen. Das erlaubt, die Wirksamkeit von Energieverbesserungsmaßnahmen in einem Tunnelofen zu untersuchen und als Betreiber fundierte Entscheidungen zu treffen.

Den letzten Vortag hielt Dipl.-Ing. Eckhard Rimpel, stellvertretender Leiter des IZF. Er ging auf verschiedene Ansätze zur Energieeffizienzverbesserung an bestehenden Anlagen, an effizienten Neuanlagen sowie mit alternativen Brennstoffen ein. Dazu zählten die interne Atmosphärenumwälzung im Tunnelofen sowie der Einsatz von Wasserstoff und Methan als Brennmittel.

Fazit und nächster Termin

Fast alle darauf angesprochenen Aussteller meinten, sie werden zur ceramitec zurückkehren. Die Messe bleibe als Branchentreffpunkt und Schnittstelle mit Kunden sehr wichtig. Es gab allerdings einige Wünsche und Anregungen für den nächsten Messetermin.

Die wichtigste Forderung betraf das Veranstaltungsdatum. Die Messetermine sollen wichtige Feiertage über den christlichen Kalender hinaus berücksichtigen. 2024 fehlten viele Kunden und Besucher aus muslimischen Ländern, wichtige Märkte für die grobkeramischen Zulieferer, weil der Messezeitraum sich mit dem Ende des Ramadans und dem Zuckerfest überschnitt.

Viele wünschten auch, die Grobkeramik näher an den Messeeingang zu positionieren, um mehr Publikum zu erreichen. Die Halle A4 in der Mitte des Messegeländes sei für Besucher schlecht zu erreichen gewesen.

Die Entscheidung der Messe München, die ceramitec vom Dreijahres- auf einen Zweijahresrhythmus zu überführen, wurde von den Ausstellern gemischt aufgenommen. Manche begrüßten dies unter Verweis auf eine gestiegene Innovationsdichte in Keramischen Bereich. Andere zeigten sich skeptisch, ob sich die aufwendige Teilnahme an der Messe alle zwei Jahre lohnen werde.

Welche Akzeptanz der neue Rhythmus finden wird, werden wir in zwei Jahren, vom 24. bis 26. März 2026, auf dem Messegelände in München sehen.

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