Victor Kapr

Das 69. Clemson Brick Forum - Treffpunkt der US-amerikanischen Ziegelbranche

Der Herbst in South Carolina ist sehr schön. Warme, fast noch sommerliche Temperaturen und eine strahlende Sonne locken nach draußen. Dagegen war es im Civic Center of Anderson, dem Austragungsort des Clemson Brick Forum, dank starker Klimaanlagen frisch genug für eine Jacke. Dort traf sich am 2. und 3. Oktober 2023 die US-amerikanische Ziegelbranche zur wichtigsten Veranstaltung des Jahres. Die Halle war dreigeteilt, mit Ständen der Zulieferer an beiden Enden und dem Vortragbereich in der Mitte. John Sanders, Direktor des das Forum ausrichtenden National Brick Research Center, begrüßte am ersten Tag die rund 400 Teilnehmer.

Vorträge und Themen

Das Programm des Denis A. Brosnan Technical Meetings umfasste mehr als 40 Vorträge an beiden Tagen. Rund drei Viertel davon wurden von Ziegelherstellern gehalten.  Zu den Highlights des ersten Tages in diesem Bereich zählte u. a. die Vorstellung einer neuen Werkseröffnung in Texas durch Triangle Brick, die US-amerikanische Tochter von Röben Baustoffe. Laut Sanders ist das seit mehr als zehn Jahren nicht mehr vorgekommen. Die meisten anderen Vorträge der Ziegler befassten sich mit Neuerungen in bestehenden Fabriken. General Shale stellte neue Ofenkontrollen im Werk in Columbia vor sowie Verbesserungen an der Abräumstation in der Roanoke Fabrik. ACME berichtete von einem Ofenumbau in einem ihrer Werke in Texas, Belden Brick über ein Upgrade in ihrem Werk 8. Eine Ausnahme bildete Ricardo Sanchez von General Shale, der US-amerikanischen Tochter von Wienerberger, der einen besonders interessanten Ansatz für eine automatische Qualitätskontrolle vorstellte. Mit einer Keyence-Farbkamera werden laufend Bilder des Produktionsprozesses aufgenommen. Ein Programm misst die Anzahl der schwarzen Pixel auf den Produkten, Anzeichen für Qualitätsmängel. Wenn drei aufeinanderfolgende Bilder den Grenzwert überschreiten, sendet das System ein Signal, um die Anlage abzuschalten und den Bediener zu informieren, wo das Problem aufgetreten ist.

Auch die Maschinenbauer und Zulieferer hatten ihre Experten zum Brick Forum geschickt. So stellte Domenico Burchi von SACMI die Vorteile von Riemchen als Baustoff vor sowie die passende Produktionsanlage seines Unternehmens. Riemchen erlauben eine mechanische Anbringung auch auf Wärmedämmung und seien geeignet für Fertigmodulbauweise. Für Hersteller lohnen sich Riemchen aufgrund einer höheren Wertschöpfung mehr als klassische Ziegel. Flache Extrusion erlaube einen flexiblen und versatilen Herstellungsprozess komplizierter Geometrien. Die Verwendung von Rolltrocknern und Rollöfen erlaube schnelles Hoch- und Herunterfahren des Produktionsprozesses und benötige wenig Platz. Schließlich hob er auch die resultierende einfache Instandhaltung der Anlage hervor.

Frank Appel von Innovatherm stellte neue Verbrennungstechnologien für den Tunnelofen vor, mit denen sich Brennstoffeinsatz und CO2-Emissionen reduzieren lassen. Zur Illustrierung der Einsparungen nutzte er eine besonders eingängiges Beispiel: Die Einheit Ford F150. Der Tunnelofen emittiere jährlich so viel CO2 wie 578 Ford F150. Die Technik von Innovatherm erziele Einsparungen von bis zu rund 20 Prozent, was 115 dieser Autos entspreche. Die Technik selbst beruhe darauf, die zu erhitzende Luftmenge zu reduzieren. Dies werde ermöglicht durch Optimierung der Kontrolle der Brennerluft. Mit magnetischen Ventilen sind sehr kurze Schaltzeiten möglich.

Holger Rottmann und Markus Schweiggart von Lingl stellten Prozesstechnologien für die CO2-Reduzierung vor. Dazu zählen Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz wie die Trennung von Trockner und Ofen, das Vorerwärmen von Brennluft, die Verringerung von Ausfahrverlusten durch die Ofenwagen, oder der Einsatz von Wärmepumpen, um Abluftwärme von Trocknern zu nutzen. Mit allen vorgestellten Maßnahmen seien nachgewiesermaßen 38 Prozent Verbesserung erreichbar. Einzelne Maßnahmen wurden im Detail erläutert, so bieten Prozessoptimierungen wie der Transfer von Abgaswärme zurück in den Ofen großes Potenzial. Sie diskutierten auch den Einsatz verschiedener Brennstoffe wie Synthese- und Flüssiggas. Lingl entwickele auch elektrische Ofen- und Trocknerlösungen. Das Hauptproblem dieser Technologien sei die Versorgung mit günstigem, erneuerbarem Strom.

Als dritte Gruppe im Vortragsprogramm traten die Verbände auf. Ryann Coyle, vom Tile Council of Noth America, diskutierte die Embodied Carbon Initiative for the Ceramic Tile Industry. Für die Reduktion von embodied Caron sei es wichtig, standardisierte EPDs zur Verfügung zu haben. Coyle erläuterte das Konzept von EPDs und betonte, die Fliesenindustrie setze auf dreifache Transparenz mit EPDs für die drei wichtigsten Produkte Fliesen, Zementmörtel und Zementschlämme. Doch gebe es große Unterschiede in der Nutzung von EPDs, insbesondere in der lückenlosen Erfassung der Umweltwirkungen über den ­Lebenszyklus von 75 Jahren. Denn manche unterstützen Cradle to Grave, andere nur Cradle to gate (Produktion und Auslieferung, ohne Nutzung, Reparatur, Austausch und Entsorgung). Dahinter stehe das Problem, dass es bislang keine bindende Konsensnorm gebe, um im Produkt gebundenen Kohelntoff zu erfassen. Die Fliesenindustrie setze sich für eine Berücksichtigung des kompletten Lebenszyklus‘, cradle to grave, ein.

Terry Schimmel, von der Brick Industry Assocation of America (BIA), gewährte einen sehr interssanten Einblick in die Industrieverbandsarbeit. So ist Arbeitplatzsicherheit ein aktuelles Thema. In der Ziegelindustrie ereignen sich mehr Unfälle als in der Gesamtindustrie, obwohl die Zahlen bereits rückläufig sind. Darüber hinaus präsentierte er, wie die BIA politischen Einfluss auf die Regierung auszuüben versucht. Themen sind geringere Steuerraten, angemessene Regulierungen, Zugang zu bezahlbarer Energie und bezahlbarem Erdgas sowie Zugang zu Arbeitskräften. Arbeitskräftemangel sei ein drängendes Problem.

 

Unterhaltungsprogramm und Ankündigung

Fürs Networking und das leibliche Wohl waren ebenfalls Programmpunkte reserviert. Die Weinverkostung am Montagnachmittag wurde ausgerichtet von der Vitreus GmbH. Bei einem guten Tropfen fand sich Gelegenheit, die Stände der Aussteller zu besuchen und zu fachsimpeln. Der Höhepunkt, wie in jedem Jahr, war der von J.C. Steele gesponserte Steak-Cookout am zweiten Tag. Während man in der Warteschlange an der Fleischausgabe, auf Großgrills sein Steak briet oder es danach am Tisch verzehrte - überall herrschte gute Laune und man kam rasch ins Gespräch.

Die nächste Ausgabe des Clemson Brick Forum ist für den 30. September und 1. Oktober 2024 angekündigt.

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