In den Sommer mit lachendem und weinendem Auge
Liebe Leserinnen und Leser,
für Redakteure der ZI treten mit dem Sommer regelmäßig zwei Themen in den Vordergrund. In der schönen Jahreszeit finden einerseits viele Tagungen und Veranstaltungen statt. Um die Jahresmitte herum veröffentlichen andererseits die nationalen Ziegelverbände und -industrien die Vorjahreszahlen. In diesem Jahr führt beides zu einem lachenden und einem weinenden Auge.
Die schlechte Nachricht zuerst: die Produktions- und Umsatzzahlen sind in vielen europäischen Märkten in 2023 gesunken. Die Ursachen sind vergleichbar: eine stark geschrumpfte Nachfrage bei Neubau und Renovierung, hervorgerufen durch gestiegene Bauzinsen bei gleichzeitig ausbleibender öffentlicher Investitionstätigkeit und ausbleibenden (de-)regulatorischen Maßnahmen. Detaillierte Zahlen und Informationen zu den Niederlanden, Belgien und Spanien finden Sie ab Seite 22.
Auch die Jahreszahlen 2023 der deutschen Ziegelindustrie, die der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie vorgelegt hat, sind nicht erfreulich. Verbandspräsident Stefan Jungk hat jedoch in seiner Rede auf der Jahresversammlung in Kreuth zurecht darauf hingewiesen, dass auf Krisen auch wieder Aufschwünge folgen und die Ziegelbranche sehr resilient ist (Lesen Sie auf Seite 46).
Teil dieser Widerstandsfähigkeit, und das ist die gute Nachricht, ist die aktive Zusammenarbeit in der Branche auf mehreren Ebenen. Die Sitzung der Forschungsgemeinschaft der Deutschen Ziegelindustrie in Berlin im Mai war dafür ein Beleg, ebenso die Jahresversammlung der europäischen Dachvereinigung Tiles and Bricks Europe in Thessaloniki. Ab Seite 41 können Sie in Rückblicken mehr über die dort diskutierten Themen erfahren, ebenso zu den Themen des Quereinsteigerseminars am Institut für Ziegelforschung in Essen.
Auch die umfangreichen Forschungsaktivitäten im Umkreis der Ziegelbranche in Deutschland und ihre Ergebnisse lassen sich als gute Nachrichten verbuchen, wie der Fachartikel ab Seite 6 zeigt. Dr. sc. nat. Anett Lipowsky, M.Sc. Jenny Götz, Dipl.-Ing. Manuela Knorr und Prof. Dr.-Ing. habil. Anette Müller vom Institut für Angewandte Bauforschung Weimar haben ein bisher nicht untersuchtes Verfahren zur Trennung von Beton-Mörtel-Ziegel-Gemischen auf seine Wirksamkeit geprüft. Dabei werden die Unterschiede in der magnetischen Suszeptibilität der verschiedenen Stoffe genutzt.
Ich wünsche Ihnen eine unterhaltende und informative Lektüre.
Ihr
Victor Kapr