Fritz-Höger-Preis für Backsteinarchitektur

Renommierter Architekturpreis geht mit neuem Namen in die Zukunft

Die Initiative Bauen mit Backstein hat auf ihrer Jahreshauptversammlung beschlossen, dem von ihr ausgelobten Wettbewerb für herausragende Backstein-Architektur einen neuen Namen zu geben. Den Ausschlag dafür gibt eine neue, eigens in Auftrag gegebene Studie des Hamburger Historikers Prof. Thomas Großbölting zur NS-Vergangenheit Fritz Högers. Die Studie wird in Kürze veröffentlicht.

„Unser Preis steht für ein progressives Verständnis von Architektur und für das kreative Potenzial des Baustoffs in der internationalen Architektur“, sagt Ernst Buchow als Vorsitzender der Initiative. Seit der ersten Ausschreibung 2008 hat der Wettbewerb stetig im In- und Ausland an Bekanntheit und Anerkennung gewonnen. Mit zuletzt über 600 eingereichten Projekten und großer internationaler Resonanz nimmt der Preis heute einen festen Platz in der Architektur-Szene ein.

Die große Bedeutung des Architekten Fritz Höger und seiner Bauwerke für die moderne Architektur sei unbestritten, betont Buchow. Doch ist inzwischen auch klar, dass Fritz Höger kritischer zu bewerten ist. Anders als noch vor 15 bis 20 Jahren richtet die heutige Forschung den Blick nicht allein auf eine direkte Täterschaft, sondern auf Ursachen und Aktivitäten, die den Weg des NS-Regimes bereitet haben. Nun bewertete Briefe und Schriften Högers zeugen von völkisch-nationalistischen, rassistischen und antisemitischen Ansichten, deren Verwicklungen und Folgen es näher zu beleuchten galt.

Deshalb gab die Initiative Bauen mit Backstein unterstützt durch den Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA bei dem Hamburger Historiker Prof. Thomas Großbölting, einem Experten für derartige zeitgeschichtliche Recherchen, eine fundierte Studie zur NS-Belastung Fritz Högers in Auftrag. Die bis dato in dieser Tiefe noch nicht vorgenommene Analyse hält in ihrem Fazit fest: „Höger ist hoch nationalistisch-völkisch und rassistisch, allerdings meist in einer regional-norddeutschen Ausrichtung. [...] Er teilte bereits in seiner frühen politischen Sozialisation viele Ideologeme mit dem Nationalsozialismus, akzentuierte diese zwischen 1933 und 1945 aus Opportunismus und hing an verschiedenen dieser Ideen auch nach 1945.“ Höger sei klar Nationalsozialist gewesen, „ohne aber in das Verbrechensregime an wichtiger Stelle eingebunden gewesen zu sein.“

Wissenschaftliche Gutachter verzichten in der Regel auf Handlungsempfehlungen. Thomas Großbölting kommentiert seine Studie dementsprechend zurückhaltend. „Wollte man heute einen Namen für einen bedeutenden Architekturpreis wählen, dann stünde Höger wohl nicht an erster Stelle. Seine politischen Überzeugungen sind überhaupt nicht kompatibel mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung.“

Die Initiative Bauen mit Backstein wertet das Gutachten jedoch klar als Grundlage für die Entscheidung, dem Architekturpreis einen neuen Namen zu geben, der dem internationalen und progressiven Charakter des Wettbewerbs Ausdruck verleiht.

Den neuen Namen will die Initiative Bauen mit Backstein im September bekannt geben und den bestehenden Namen bis zu diesem Zeitpunkt ruhen lassen. „Der Schritt, den wir sorgsam abgewogen haben, ist uns nicht leichtgefallen“, so Ernst Buchow, dessen Ziegelwerk selbst die Steine für Högers Chilehaus produziert hatte. „Ein Architekturpreis muss diesen Erkenntnissen Rechnung tragen und sich mit einem Signal für die Zukunft erneuern, um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden.“

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