Schillernd blaue Fassade mit handglasierten Ziegeln

Der Londoner Stadtteil Soho ist geprägt von Kultur und Unterhaltung. Mittendrin, an der Ecke von Beak Street und Bridle Lane steht ein Gebäude mit einer auffälligen und einzigartigen blauen Fassade. Das von den Londoner Architekten Stiff + Trevillon entworfene und im Juni 2018 fertiggestellte Gebäude wurde vom Künstler Damien Hirst erworben, um es als Vorzeigeatelier und Kunstkomplex zu nutzen.

Zuvor befand sich auf dem Eckgrundstück ein Backsteingebäude aus dem Jahr 1910, das speziell für die Metropolitan Police als Section House gebaut wurde. Das Gebäude stand seit 2007 leer. Im Jahr 2014 beauftragten die Bauherren Enstar Capital und Landcap das Architekturbüro Stiff + Trevillion mit der Entwicklung eines Vorschlags für ein markantes neues Gebäude auf dem Gelände, das in den oberen Etagen flexible Arbeitsräume für die Kreativbranche und im Erdgeschoss und Untergeschoss eine Einzelhandelseinheit bieten sollte.

Die Umgebung ist von Häusern in georgianischer und viktorianischer Backsteinarchitektur geprägt, die in einem unregelmäßigen Netz von engen Straßen angeordnet sind. Wie Stiff + Trevillion betonen: „Die Herausforderung bei diesem Projekt bestand darin, ein einzigartiges und einprägsames Gebäude zu entwerfen, das zur Lebendigkeit und kreativen Anziehungskraft von Soho beiträgt und gleichzeitig sensibel mit der Umgebung umgeht.“

Die Antwort der Architekten war eine Ziegelfassade, die mit den Nachbargebäuden kommuniziert und sich gleichzeitig durch gespreizte Fensterlaibungen, Auskragungen und alle zehn Meter gesetzte Pfeiler abhebt.

Ursprünglich sollte die Fassade aus vorgefertigten Platten bestehen, die mit glasierten Ziegelriemchen verkleidet wurden. Da diese Elemente jedoch das Budget zu sprengen drohten, entschied man sich für das Verlegen der Ziegel per Hand.

Die Ziegel wurden, wie Matthew Marani in einem Artikel für die Zeitung Architect’s Newspaper beschreibt, bei St. Joris Keramische Industrie bestellt: „Für die Herstellung der Fassade wandte sich das Unternehmen an St. Joris, einen Spezialisten für glasierte Keramikprodukte mit Sitz in Beesel im südöstlichen Teil der Niederlande. Die Ziegel, die alle etwa 8,5 mal 4 mal 2,5 Zentimeter groß sind, wurden in den jahrhundertealten Tongruben des nahe gelegenen Westerwaldes gewonnen. Die Tonvorkommen in dieser Region zeichnen sich durch eine hohe Dichte an Mineralien aus, darunter Quarz, Illit und Kaolinit, die für eine hohe Brennstabilität sorgen - eine nützliche Eigenschaft, wenn die Ziegel bei Temperaturen von bis zu 1200 Grad Celsius gebrannt werden.

Insgesamt produzierte St. Joris 100 spezielle Ziegelformate, die sich aus den unterschiedlichen Formen und Variationen der Handglasur der Ziegel ergeben. Die Glasur für das Projekt besteht aus zwei Farben: ein dunkles Blau am unteren Ende des Gebäudes (praktisch, um den Schmutz zu verbergen, der durch den Straßenverkehr entsteht), das sich nach oben hin zu einem helleren Blaugrün aufhellt. Die Ziegel sind im Läuferverband angeordnet, so dass die längere Seite jedes Ziegels sowohl an der Fassade als auch in den Innenräumen sichtbar ist.“

St. Joris Keramische Industrie hat ihren Betrieb im Februar 2023 eingestellt, Lagerbestände und Aufträge wurden von Wienerberger übernommen.

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