Fachbeitrag

Nachhaltigkeit und die britische Ziegelindustrie

In den 1990er-Jahren wurde klar, dass Nachhaltigkeit eine wichtige Kernfrage für die Ziegelindustrie werden würde. Diese Fallstudie zeigt, wie die Industrie der Herausforderung begegnete, ihre Referenzen hinsichtlich der Nachhaltigkeit nachzuweisen. Die Gefahren und Möglichkeiten der gegenwärtigen Situation im Vereinigten Königreich werden untersucht. Die Studie erörtert außerdem die Entwicklung der aktuellen Ausführungsbestimmungen im Vereinigten Königreich und ermittelt die Zusammenhänge zwischen Bestrebungen der Regierung, Forschungsergebnissen und der Realität in der Herstellung. Sie berichtet, wie die Nachhaltigkeit in der 2007 von der britischen Regierung veröffentlichten Richtlinie für Nachhaltige Wohnungen auf Überlegungen der umweltrelevanten Bewertung reduziert wird. Abschließend wird auf die wahrscheinliche Auswirkung der Richtlinie für Nachhaltige Wohnungen auf die Konstruktion von Wohnungen sowie auf die sich daraus ergebenden Folgen für die Baustoffindustrie allgemein und insbesondere für die Ziegelindustrie hingewiesen.


 

1 Die Ziegelindustrie im Vereinigten Königreich

Die britische Ziegelindustrie produziert in etwa 90 Werken jährlich ca. 2,5 Mrd. Ziegel. Mit 4 500 Beschäftigten erzielt die Industrie einen Umsatz von nahezu 550 Mio. GBP. Es handelt sich um eine gut etablierte Industrie, viele Werke befinden sich an ländlichen Standorten, wo sie oft der wichtigste Arbeitgeber der Gegend sind. Ziegel sind ein populäres Material, das in der Öffentlichkeit sehr beliebt ist und von Planern geschätzt wird. 60 % der Produktion werden im Wohnbau, 25 % für Erneuerungen und Instandhaltung und der Rest in öffentlichen Projekten Bildung, Gesundheit und Wirtschaft eingesetzt.

Vor zehn Jahren gehörte das Wort „Nachhaltigkeit“ kaum zum Wortschatz der Ziegler. Jedoch stellen das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Industrie und die Auswirkungen, die die Einführung von Methoden zur Bewertung der Nachhaltigkeit auf die Industrie haben, eine interessante Fallstudie dar.

 

2 Nachhaltiges Bauen

In den 1990er-Jahren beschäftigte sich die Bauforschungseinrichtung, Building Research Establishment (BRE), Watford, als eine der Ersten mit nachhaltigem Bauen im Vereinigten Königreich. Die BRE stellte einen Satz grundlegender Bestimmungen für Wände, Dächer, Decken und Baukomponenten zusammen und lieferte dann die relativen umweltrelevanten Auswirkungen für jeden Einzelnen. Um die Umweltbewertung durchzuführen, schuf die BRE eine Datenbank der Umweltprofile für die betreffenden Materialien, wobei jedes an einer Reihe von Auswirkungen wie z. B. Klimaänderung, Toxizität, Abbau von fossilen Brennstoffen und Ozon, Schadstoffemission und Material für Wasserauslaugung gemessen wurde.

Die Ziegelindustrie beteiligte sich an diesem Verfahren und erarbeitete mit der BRE ein allgemeines Umweltprofil für Ziegel. Die Ergebnisse der Studie, im Umweltleitfaden „Green Guide“ veröffentlicht, wurden fundamental für die von der BRE entwickelten Systeme für die Umweltbewertung von Gebäuden.

 

3 Frühe Beschäftigung der Ziegelindustrie mit
Nachhaltigkeit

Zweifellos hat diese Zusammenarbeit mit der BRE die Ziegelindustrie veranlasst, sich für das Thema Nachhaltigkeit zu interessieren. Im Jahr 2000 wurde eine Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit eingerichtet, die untersuchen sollte, wie sich die Industrie der Herausforderung stellen könnte, die Nachhaltigkeit des Produktes nachzuweisen, um sicherzustellen, dass es am Markt keine nachteilige Behandlung erfährt. Sie sollte auch überlegen, wie die Industrie der von der Regierung 1999 herausgegebenen Strategie der Nachhaltigen Entwicklung begegnen sollte. In dieser Strategie wurden Industrieverbände gebeten, branchenbezogene Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln, die einen Rahmen für Industriebereiche für folgende Aspekte bilden sollten:

› Bewertung ihrer wirtschaftlichen, umweltrelevanten und sozialen Leistung

› Identifizierung von Verbesserungsmöglichkeiten im Hinblick auf zukünftige Chancen und Gefahren

› Bestimmung von Zielen und Umsetzung von Handlungsplänen, um die Verbesserungen  durchzusetzen

› Berichterstattung an die Beteiligten über das Verfahren

 

Zur Unterstützung dieses Verfahrens richtete die Regierung eine Pioniergruppe ein, in der einige Industrieverbände, in Verbindung mit anderen Verbänden, für ihre eigenen Bereiche eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln konnten. Die Ziegelindustrie nahm das Angebot an und ging auf die Spur der Nachhaltigkeit – ein sich schlängelnder Pfad, und es ist bestimmt kein Ende in Sicht.

Der Regierung war klar, dass es sich bei nachhaltiger Entwicklung um die Schaffung einer besseren Lebensqualität für alle handelt – jetzt und für zukünftige Generationen. Im Mittelpunkt des Unternehmens standen die vier Grundziele:

› sozialer Fortschritt

› Umweltschutz

› vernünftiger Umgang mit Naturbodenschätzen

› Beibehaltung eines hohen, stabilen Niveaus des wirtschaftlichen Wachstums und der Beschäftigung

 

Die Ziegelindustrie verfeinerte die Definition der Nachhaltigkeit in „die verantwortungsvolle Nutzung von Ressourcen – menschlicher, physikalischer oder finanzieller“. Es galt, eine Anzahl messbarer Ziele zu deklarieren und durch die Bereitschaft zur jährlichen Berichterstattung über die Fortschritte zum Ziel hin Verantwortung zu zeigen. Diese Schlüsselleistungsindikatoren sollten jährlich überprüft werden, sodass die Aktivitäten der Industrie ständig überwacht wurden.

Die Industrie deklarierte 17 Ziele: vier im Bereich des sozialen Fortschritts, vier im Bereich des effektiven Umweltschutzes, fünf im Bereich der vernünftigen Nutzung natürlicher Ressourcen und drei im Bereich der Beibehaltung eines hohen, stabilen Niveaus des wirtschaftlichen Wachstums und der Beschäftigung. Die Ausdehnung über die vier Bereiche ist wichtig, da sie zeigt, dass alle Aspekte der Nachhaltigkeit gemessen werden. Im weiteren Verlauf konzentriert sich diese breite Ausdehnung in ein schmales Band, das sich vorrangig mit Umweltaspekten beschäftigt. Ein Grund hierfür ist sicher, dass die BRE an dieser Stelle anfing. Wenn man eine Technik zur Erstellung eines Umweltprofils entwickelt hat und diese als Teil eines Bewertungsverfahrens benutzt, dann versucht man, in dieser Art und Weise weiterzuarbeiten. Ein anderer Grund besteht darin, dass die britische Regierung sich verpflichtet hat, Kohlenstoffemissionen zu reduzieren, und zwangsläufig die Bemühungen intensiviert, um diese Ziele zu erreichen. Wenn diese unter den Begriff „Nachhaltigkeit“ fallen, umso besser, auch wenn es sich um einen eingeschränkten Bereich des Konzeptes handelt.

Jedoch trug die Ziegelindustrie ihre Sache über alle Aspekte der Nachhaltigkeit vor. Wahrscheinlich besteht das stärkste Argument darin, dass die Produktion überall in Großbritannien in Werken in unmittelbarer Nähe der Tonlagerstätten verteilt ist. Daher ist es möglich, ein lokales Material einzubringen und somit die ästhetische Wirkung von Gebäuden durch den Einsatz lokaler Materialien zu unterstreichen und auch Lieferkosten zu reduzieren. Seit 1990 sind immense Summen in den Herstellungsprozess investiert worden. Lange bevor die Nachhaltigkeit in Mode kam, war sich die Industrie der Notwendigkeit bewusst, Energiekosten zu senken. Alternative Energiequellen wurden untersucht und es gibt inzwischen Werke, die Methangas als Brennstoff einsetzen, das aus der Landauffüllung in ausgetonten Gruben entnommen wird. Obwohl die Industrie als „intensiver Energieverbraucher“ zitiert wird, besteht die Realität darin, dass die Ziegelindustrie lediglich 1,5 % der von der britischen Herstellungsindustrie konsumierten Gesamtenergie verbraucht. In Zusammenarbeit mit der EU erteilt die britische Regierung nun immer strenger werdende Ziele zur Reduzierung des Energieverbrauchs für individuelle Industrien. Die Ziegelindustrie hat die gesetzten Ziele immer erreicht.

Ziegel tragen zur Nachhaltigkeit der aus ihnen gebauten Gebäude bei. Sie sind äußerst dauerhaft, benötigen kaum Wartung und bieten auf fast unbestimmte Zeit eine attraktive Fassade für ein Gebäude. Sie erfüllen diverse Rollen in der Bautechnologie, indem sie physikalische Abstützung, Sicherheit, Schutz gegen Lärm und Feuer, Wetterbeständigkeit und ein durch Altern aufgewertetes Erscheinungsbild bieten. Gebäude aus Mauerwerk sind einfach zu ändern und umzubauen. Es gibt Beispiele von Gebäuden, die durch eine Umgestaltung ein drittes oder viertes Leben erfahren, um neue Funktionen aufzunehmen. Diese Änderungsfähigkeit bedeutet, dass sich die ursprüngliche Investition mehrfach lohnt.

Vorausblickend und unter Berücksichtigung der Gefahr der globalen Erwärmung hat sich gezeigt, dass mit steigenden Temperaturen die schwere Mauerwerkkonstruktion mit ihrer hohen thermischen Masse in der Lage sein wird, auch ohne Klimaanlage die Auswirkungen von hohen Temperaturen zu mäßigen. Sicher ist dies ein wichtiger Vorteil, wenn es um die „zukunftssichere“ Gestaltung von Gebäuden geht.

Die von der Ziegelindustrie erarbeitete Nachhaltigkeitsstrategie probte die oben geschilderten Argumente. Sie war eine der ersten Strategien, die von einer mit der Pioniergruppe arbeitenden Branche erstellt wurde. Der Kontext, in dem sie erarbeitet wurde, befindet sich aber im Wandel – diejenigen, die mit Nachhaltigkeit zu tun haben, lernen, sich daran zu gewöhnen.

 

4 Bauvorschriften im Vereinigten Königreich

Bauvorschriften im Vereinigten Königreich haben eine lange Geschichte, die bis zum Jahr 1666 und zu den Nachwirkungen des Großen Feuers von London zurückverfolgt werden kann. Neuerdings nutzt die Regierung die Vorschriften, um alle Aspekte des Bauens zu kontrollieren, insbesondere die Gebäudeisolierung durch „Teil L“ der Vorschriften. Die Idee dabei ist, dass man durch eine Erhöhung der Isolierung in einem Gebäude die Energiemenge, die für dessen Heizung erforderlich ist, reduziert. Diese einfache Idee wurde verfeinert durch die Einführung von SAP (Standard Assessment Procedure = Standard-Bewertungsverfahren). Diese Analysenmethode betrachtet nicht nur die Isolierung eines Gebäudes, sondern auch Solargewinnung, Wärmeproduktion, Standortbestimmung und Orientierung. So soll besser verstanden werden, wie jeder Aspekt zur Wärmeeffizienz des Gebäudes beigetragen hat. Obwohl ein unhandliches Werkzeug, war es wichtig. Diese Vorschriften haben erstmals eingeräumt, dass viele voneinander abhängige Faktoren zur Leistung des Gebäudes beitragen. Grundlegende Standards der Isolierung unter „Teil L“ wurden auch erhöht. Aber, soweit es Ziegel betraf, das Isoliermaterial konnte immer noch in der 75- bis 100-mm-Hohlziegel-/Hohlblockmauer oder innerhalb des Rahmens eines Leichtbaurahmens mit einer Ziegelaußenschale untergebracht werden.

Als im Jahr 2001 die Werte in „Teil L“ überarbeitet wurden, wurde jedoch von der Bauindustrie klargestellt, dass die regelmäßige Erhöhung der Leistungsstandards Schwierigkeiten in der Umsetzung bereitete. Es war eine längerfristige Voraussage der Werteentwicklung notwendig, mit einer Anzahl von Meilensteinen auf dem Weg dorthin, die ein Programm für die Umsetzung lieferten. Dieser Vorschlag sollte Teil der Strategie werden, die hinter der Richtlinie für Nachhaltige Wohnungen steckte.

 

5 Die Bauindustrie und das Streben nach verbesserter Effizienz

Die Effizienz der Bauindustrie wurde in mehreren Berichten, die in den 1990er-Jahren erstellt wurden, angesprochen. Der Latham-Bericht 1994 und der Egan-Bericht 1998 schlugen verschiedene Maßnahmen vor, um die Situation zu verbessern. Ein gemeinsamer Tenor war, dass sich wesentliche Vorteile ergeben würden, wenn das Bauen von der Baustelle in die Fabrik verlegt werde. Man behauptete, die werkseitige Produktion würde eine größere Genauigkeit geben, die Leistungsstandards garantieren und den Bauabfall reduzieren. Die Baustellenmontage anstelle von Baustellenproduktion würde zu schnelleren Bauzeiten führen, mit kalkulierbarer Leistung und weniger Defekten. In den 1960er-Jahren war diese glückliche Vision Realität. Damals, bemüht um eine Lösung der Wohnbaukrise, hatte die Regierung die Einführung von Bausystemen unterstützt, die in der Fabrik produziert und auf der Baustelle montiert werden. Die Tatsache, dass wir immer noch die Rechnung für dieses Abenteuer bezahlen, wurde ignoriert. Man vertraute darauf, dass beim zweiten Mal eine Industrie mit mehr Erfahrung die Sache zum Laufen bringen würde.

Die Aussicht auf „moderne Methoden der Konstruktion“ sah man als Gelegenheit, nicht nur die Zahl der jährlich gebauten Wohnungen zu erhöhen, sondern auch sicherzustellen, dass sie anderen, vorher produzierten, Serienwohnungen technisch überlegen waren. Das waren gute Nachrichten für die Regierung, die bestrebt war, die Baumenge von rund 180 000 auf 250 000 Wohnungen pro Jahr zu steigern und auch sicherzustellen, dass diese Wohnungen technisch anspruchsvoll waren.

 

6 Die Richtlinie für Nachhaltige Wohnungen

Das Ergebnis dieser Aktivitäten war die Veröffentlichung der „Richtlinie für Nachhaltige Wohnungen“ im Dezember 2006. Dieses Dokument behauptete von sich, eine schrittweise Änderung der Baupraxis für nachhaltige Wohnungen einzuleiten. Basierend auf der Behauptung, dass im Jahr 2004 mehr als ein Viertel der CO2-Emissionen im Vereinigten Königreich aus der für Heizung, Beleuchtung und Betrieb der Wohnungen verwendeten Energie stammte, kam es zu folgendem Schluss: Es muss unbedingt sichergestellt werden, dass Wohnungen in einer Art und Weise gebaut werden, die Energieverbrauch und Schadstoffemissionen reduziert. Neben der Reduktion von CO2 schlug die Richtlinie auch Standards für die Nutzung von Wasser innerhalb der Wohnung und die Sammlung von Oberflächenwasser, die Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden und die Reduzierung von Abfall und Schadstoffen aus Materialien sowie die Nachhaltigkeit der Materialien selbst vor. Die Einhaltung der Richtlinie ist freiwillig, es ist jedoch wahrscheinlich, dass in Zukunft eine Bewertung nach den Standards der Richtlinie zwingend vorgeschrieben sein wird. Der Kernpunkt besteht darin, dass die Richtlinie sechs Leistungsniveaus festlegt, sodass die Industrie nachvollziehen kann, wie sich die Standards mit der Zeit ändern. Jedes Niveau oder Level der Richtlinie zeigt eine Verbesserung der „Kohlenstoffleistung“ im Vergleich zu der Target Emission Rate (TER = Zielmenge der Emissionen), die durch die Standards der Bauvorschriften aus dem Jahr 2006 definiert wird:

 

› Level 1 zeigt eine 10%-Verbesserung gegenüber 2006 TER

› Level 2 zeigt eine 18%-Verbesserung gegenüber 2006 TER

› Level 3 zeigt eine 25%-Verbesserung gegenüber 2006 TER

› Level 4 zeigt eine 44%-Verbesserung gegenüber 2006 TER

› Level 5 zeigt eine 100%-Verbesserung gegenüber 2006 TER

› Level 6 zeigt  eine Verbesserung auf „null Kohlenstoff“ gegenüber 2006 TER

 

Ist die „Kohlenstoffeffizienz“ eines Gebäudes bestimmt, wird ihm eine Anzahl von Krediten zugewiesen. Erzielt werden Kredite auch für:

› das Umweltprofil der verwendeten Materialien

› den vorausgesagten Wasserverbrauch pro Person und Tag

› Mittel zur Kontrolle des Oberflächenwasserablaufs

› vorgesehene Einrichtungen zum Minimieren von Abfall während der Bauphase sowie zum Recycling/Kompostieren von Abfall beim Bewohnen

› die Einschränkung des Potenzials der globalen Erwärmung für Isolierstoffe und Emissionen von Stickstoffoxid aus Raum- und Wasserheizsystemen

› den Standard des Tageslichts und der Schallisolierung

› die Qualität eines Managementsystems für das Gebäude selbst und die ökologische Umgebung

 

Jede Überschrift hat mehrere Untertitel, die auch potenzielle Kreditverdiener sind. Durch einen, für jede Kategorie unterschiedlichen, Multiplikator werden die Kredite in Punkte umgewandelt und der Code-Level in der Richtlinie wird durch die Zahl der erreichten Punkte bestimmt.

Dieses System empfiehlt sich in mehrerer Hinsicht:

› Es bietet der Industrie einen klaren Entwicklungspfad

› Es ist flexibel, da es nicht nur einen einzigen Weg gibt, um einen bestimmten Level zu erreichen

› Es berücksichtigt das ganze Haus und die Art und Weise, wie es benutzt wird

› Es ist freiwillig, sodass sich Wohnbauunternehmen Marktvorteile verschaffen können, indem sie höheren Code-Levels entsprechen

 

Das System hat für Debatte und Aktivität in einer Industrie gesorgt, der klar ist, dass keine Zeit zu verlieren ist, wenn die Regierung bei ihrer Forderung bleibt, dass alle privaten Neubauwohnungen bis 2010 Code-Level 3, bis 2013 Code-Level 4 und bis 2016 Code-Level 6 – null Kohlenstoff - erreichen müssen.

Nachdem sich die Aufregung gelegt hat, ist es klar geworden, dass Level 3 durch Verbesserung der aktuellen Standards erreicht werden kann. Level 4 wird einiges an Innovation verlangen, insbesondere im Hinblick auf erneuerbare Energie. Und die Levels 5 und 6 erfordern einige größere Änderungen in der Energiezufuhr zum Haus und in der Energienutzung im Haus. Wenn die Hausstruktur Level 4 erreichen kann, werden die höheren Levels offensichtlich durch andere Maßnahmen erreicht.

7 Auswirkungen der Richtlinie

Im Innovation-Park der BRE wurden einige „Demonstrationswohnungen“ errichtet. Anfangs wurde davon ausgegangen, dass mit herkömmlichen Ziegel- und Blockkonstruktionen nicht die Luftdichtheit erreicht werden kann, die die höheren Levels der Richtlinie erfordern. Dies hat sich jedoch als falsch erwiesen. Mit Rahmenkonstruktionen können die Standards gerade erreicht werden.

Die Debatte über Standards und Baumethoden ist lebenswichtig für die Mauerwerkindustrie allgemein und die Ziegelindustrie insbesondere. Wenn generell davon ausgegangen wird, dass der einzige Weg zur Lösung der Probleme beim Bau dieser Wohnungen in der Herstellung von Leichtbaurahmenkonstruktionen fern der Baustelle zu finden sei, dann ist es wahrscheinlich, dass der Planer alternative Materialien für die Außenfläche verwenden wird. Die Versuchung ist groß, diesem Weg zu folgen, vor allem weil er scheinbar die einfache „fixe” Lösung bietet.

Es gibt jedoch starke Argumente, nicht nur für die Anwendung einer Ziegel-/Blocklösung, sondern auch für ein seriöses Forschungsprogramm zur Untersuchung der Entwicklung der so genannten „traditionellen“ Konstruktion.

Jedes Jahr werden in England, Wales und Nordirland 180 000 Wohnungen gebaut. Hiervon werden etwa 15 % in Leichtbaurahmenkonstruktion erstellt – die große Mehrzahl also aber in der „traditionellen“ Bauweise. Erforderlich hier ist eine grundlegende Untersuchung des „traditionellen Pakets“. Größere Effizienz könnte durch Rationalisierung der Abmessungen von Ziegelmauerwerk und Komponenten, durch eine Untersuchung der möglichen Integrierung von Standardeinheiten wie z.B. vorgefertigten Decken und Versorgungsschalen sowie durch den Einsatz von Verdrahtungsmaschinen und vorgefertigten Wasserinstallationen erzielt werden. Es gibt auch Spielraum für die Entwicklung von alternativen Methoden der Isolierung. Gegenwärtig sieht man die Lösung für eine Erhöhung des U-Werts einer Wand darin, dass sie breiter gemacht wird, damit mehr Isolierung eingesetzt werden kann. Es besteht Potenzial in Vakuumisolierpaneelen in einer Stärke von 30 mm, die den strengsten Code-Levels entsprechen würden. Ein prima Trick wäre, wenn die Isolierung zum positiven Element würde – und das Gebäude wird drum herum gebaut – anstelle eines Leerraums, der nur gefüllt wird.

Das Aufmauern der Ziegel und Blöcke bedarf auch einer sorgfältigen Überlegung. Es gibt genug Maurer, um die vorausgesagte Verbesserung im Wohnbau sicherzustellen. Die höheren Standards der Luftdichtheit erfordern aber, dass die Arbeit mit noch größerer Sorgfalt und Aufmerksamkeit für Details ausgeführt wird. Es gibt auch neue Techniken zur Erstellung von Ziegel-/Blockwänden. Das „Hanson-Haus“ im BRE Innovation-Park hat Hohlwände, die mit Klebemörtel in der Fabrik zusammengestellt und in großen 2400- x 5000-mm-Paneelen auf die Baustelle geliefert wurden. Somit werden die zeitlosen Qualitäten des Ziegels mit Techniken abseits der Baustelle kombiniert.

Als die Ziegelindustrie die ursprüngliche Nachhaltigkeitsstrategie erstellte, konnte sich niemand vorstellen, dass wir uns innerhalb von wenigen Jahren mit einem Projekt wie der Richtlinie für Nachhaltige Wohnungen beschäftigen würden. Die Ironie der Sache besteht darin, dass der einzige Aspekt der Nachhaltigkeit, der im Materialbereich berücksichtigt wird, die „umweltrelevante Nachhaltigkeit“ ist. In der Richtlinie „lauert“ aber die Möglichkeit für einen verantwortungsvollen Umgang mit Materialquellen. Nach der aktuellen Meinung der BRE und der Industrieverbände ist das ein Gebiet, auf dem Kredit für eine allseitige Betrachtungsweise der Nachhaltigkeit erzielt wird. Wir werden wieder die Gelegenheit haben, zu zeigen, dass die Ziegelindustrie „die verantwortungsvolle Nutzung von Ressourcen fördert, seien diese menschlich, physikalisch oder finanziell“.

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