Sieben fette Jahre?

Sieben fette Jahre für die Bundesrepublik Deutschland und insbesondere für den heimischen Immobilienmarkt prognostiziert Daniel Gross, Direktor des Brüsseler Wirtschaftsforschungsinstituts CEPS, und selbst kritische Volkswirtschaftler wie Hans-Werner Sinn, Chef des ifo-Instituts in München, stimmen ihm bei. Noch fehlt uns der Glaube, denn schon zu oft haben wir in den letzten Jahren verkündet, die Talsohle im Wohnungsbau in Deutschland sei erreicht und es könne nur noch aufwärts gehen.

 Noch immer haben wir einen hohen Wohnungsleerstand in den meisten Regionen in Ostdeutschland und auch in Teilen des Ruhrgebietes, und in ländlichen Gebieten der Republik gibt es ein Überangebot an Wohnungen und Häusern. Mittlerweile zeigen sich aber die ersten positiven Tendenzen. Vor allem in den prosperierenden Metropolen von Hamburg über Düsseldorf/Köln und Frankfurt zu Stuttgart und München ist der Markt für Wohnimmobilien eng geworden. Miet- und Preissteigerungen von über 10 Prozent innerhalb eines Jahres sind die Regel. Jetzt zeigt sich, dass gerade dort in den letzten Jahren viel zu wenige Wohnimmobilien gebaut wurden. Auch das Überangebot, das in den Boomjahren nach der Wiedervereinigung aufgebaut wurde, ist mittlerweile vom Markt aufgesogen worden.

 Der Wohnungsbau wird zudem auch davon profitieren, dass andere Anlageformen derzeit keine oder nur wenig Rendite abwerfen. Bei steigenden Mieten und historisch niedrigen Bauzinsen ist es sowohl für Anleger sinnvoll, in den Mietwohnungsbau zu investieren, als auch für den Mieter, an Wohneigentum zu denken. Bei einer drohenden Inflation, die von immer mehr Fachleuten vorhergesagt wird, damit die Staatshaushalte entschuldet werden können, sind Immobilienbesitzer auf der sicheren Seite. Da Deutschland zusammen mit der Schweiz am untersten Ende der Rangliste steht, die die Eigentumsquote an Wohnimmobilien ausweist, ist noch gewaltig Luft nach oben. Außerdem werden pro Kopf der Bevölkerung fast nirgendwo in Europa so wenige Wohnungen gebaut wie hier.

 Auch die Stimmung der als besonders pessimistisch geltenden Deutschen scheint sich deutlich zu bessern. Das Konsumentenvertrauen nimmt stark zu. Nicht zuletzt, weil die Sorge um den Arbeitsplatz abgenommen hat. Im Oktober 2010 sind die Arbeitslosenzahlen erstmals wieder so niedrig gewesen wie vor knapp 20 Jahren. Experten erwarten gar einen Rückgang auf unter 2 Millionen innerhalb der nächsten zwei Jahre.

 Insgesamt also rosige Aussichten. Hoffen wir darauf, dass die rationalen Erwägungen vom Kopf auch an den „Bauch“ weitergegeben werden, der häufig über so weitreichende Entscheidungen wie den Bau eines Hauses entscheidet.

 

Martin Roth

Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie e. V., Bonn

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