Die Ziegelindustrie Tunesiens – ein kurzer Überblick

Am 28. Juni 2011 fand in
Tunis ein Seminar von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Zusammenarbeit mit der Association des Tunisiens Diplômés des Universités Allemandes (ATDUA), der Agence Nationale pour la Maitrise de l’Energie (ANME), des Centre Technique des Matériaux de Construction de la Céramique et du Verre
(CTMCCV) sowie der Hightech Brennersysteme GmbH statt. Ziel des Seminars war es, die Vertreter der tunesischen Ziegelindustrie über Neuerungen in Bezug auf den Energieverbrauch bei der Ziegelherstellung zu informieren. Die Vorträge befassten sich in erster Linie mit Fragen der Energieeinsparung und Betriebsführung sowie dem Einsatz alternativer Rohstoffe sowohl in der Produktion als auch in der Energieerzeugung. Auch die Möglichkeiten zur Finanzierung von Modernisierungsvorhaben mithilfe von CDM-Projekten (Clean Development Mechanism) wurden vorgestellt.

Tunesische Ziegelindustrie

Trotz der schwierigen politischen Lage sind die Ziegelhersteller im Land zuversichtlich. Der anhaltende, statistisch größtenteils nicht erfasste Exportboom nach Libyen und Algerien trägt zu einer regen Investitionstätigkeit, dem Bau neuer Werke und der Erneuerung bestehender Anlagen bei. Nach wie vor stellt die mangelhafte Wartung der Anlagen in den meisten Werken ein Problem dar. Ebenfalls bemängelt wird ein unzureichendes Fortbildungsangebot, ohne jedoch dafür einen Verantwortlichen zu identifizieren oder Abhilfe vorzuschlagen.

Technologien, die in den klassischen Ziegelländern bereits als nur in Einzelfällen sinnvoll erkannt wurden, wie zum Beispiel Anlagen zur ­Eigenstromerzeugung, werden häufig von den staatlichen oder halbstaat­lichen Stellen gefördert, z. T. ohne genaue Analyse der technischen Sachverhalte. Im internationalen Vergleich kann man die Ziegelindustrie in Tunesien als technologisch wenig konkurrenzfähig betrachten, da vor allem die Produktqualität erheblich verbessert werden muss.

Tunesien hat ein sehr ambitioniertes Energieprogramm: Bis 2016 sollen nach Angaben der ANME 1 000 MW elektrische Energie, davon 200 MW aus erneuerbaren Quellen, nach Europa exportiert werden. Gleichzeitig soll der Gesamtenergieverbrauch des Landes um 22 % gesenkt werden. Wie diese Ziele erreicht werden sollen, bleibt offen.

Hergestellt werden meist Vollziegel, die rund 10 % des Marktes ausmachen, Hochlochziegel mit zwei oder drei Reihen gleich dimensionierter Löcher sowie Produkte für Ziegeldecken.

In Tunesien sind derzeit 129 Ziegeleien in Betrieb («Tabelle 1), die ca. 4 000 Personen beschäftigen. Die Jahresproduktionskapazität von unter 7,25 Mio. Tonnen im Jahr 2006 steigerte sich auf über 10,5 Mio. Tonnen im Jahr 2010. Derzeit sind Anlagen mit einer Leistung von < 0,6 Mio. t/Jahr im Bau. Die veröffentlichten Produktionszahlen weisen auf eine mittlere Auslastung der Anlagen von ca. 70 % hin.

Der Energieeinsatz der tunesischen Ziegelindustrie wird für das Jahr 2010 für gasbefeuerte Werke mit ca. 39 bis 48 Nm3 je tausend Ziegel angegeben. Bei ölbefeuerten Werken soll der Verbrauch bei ca. 35 bis 45 kg/T liegen. Der Stromverbrauch wird auf 30 bis 40 kWh/t geschätzt. Die Angaben beruhen auf Daten des CTMCCV.

Dr. Fritz Mödinger

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