Sibirisches, von Keller HCW gebautes Ziegelwerk arbeitet bei –34 °C
Nowosibirsk ist nicht nur das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Sibiriens, sondern mit fast 3 Mio. Einwohnern auch die drittgrößte Stadt Russlands. In den letzten Jahren wurde hier eine rege Bautätigkeit verzeichnet, was sich auf die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Baumaterialien, insbesondere Ziegeln, entsprechend auswirkte.
Um dieser Nachfrage gerecht zu werden und die Stadt sowie die umliegenden Regionen mit keramischen Baustoffen zu versorgen, haben die Investoren des Ziegelwerks OOO „Likolor“ mit dem Neubau eines Ziegelwerks reagiert. Im Beisein hochrangiger lokaler Honoratioren wurde vor den Toren Nowosibirsks eine der leistungsstärksten und modernsten Ziegelwerke Sibiriens feierlich eröffnet.
Die Leistung dieser Produktionslinie beträgt jährlich 63 Mio. NF. Ein eigenes Rohstoffvorkommen versorgt das Werk mit Tonen. Hergestellt werden Hinter- und Vormauerziegel mit Lochanteil und ganzseitiger Anfasung vom Format 1,0 und 1,4 NF, bei Festigkeiten von bis zu M 200. Die Anlage bietet auch die Möglichkeit, Blockziegel unterschiedlicher Formate herzustellen (2,1 und 10,7 NF).
Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit der deutschen Firma Keller HCW umgesetzt, das die gesamte Produktionslinie, von der Aufbereitung und Formgebung, über Maschinenanlage und Tunneltrockner, bis hin zum Tunnelofen, projektiert, geliefert und in Betrieb genommen hat.
Als Zugeständnis an die rauen klimatischen Bedingungen Sibiriens während der kalten Jahreszeit, ist an das Ziegelwerk ein großes überdachtes Tonlager von über 9000 m² angeschlossen, das dessen Versorgung mit verarbeitungsfähigen Rohstoffen auch im Winter sicherstellt. Von hier werden Ton und Sand über Kastenbeschicker dem Kollergang sowie einer zweistufigen Walzwerkkaskade zugeführt. Alternativ kann die Betriebsmasse nach erfolgter Aufbereitung entweder ins Sumpfhaus gefahren oder direkt an den Extruder weitergeleitet werden. In Abhängigkeit vom jeweiligen Ziegelformat gewährleistet der Universalabschneider eine Stundenleistung von 1 080 bis 11 029 Formlingen.
Der hohe Automatisierungsgrad des Ziegelwerks zeigt sich u. a. in der nachfolgenden Anlage zur automatischen Be- und Entladung von Formlingsträgern und Trocknerwagen, die über einen Nassspeicher in den Tunneltrockner mit Drehlüftern gefahren werden. Nass- und Trockenspeicher gewährleisten den ununterbrochenen Betrieb des Tunneltrockners, auch in der arbeitsfreien Zeit.
Zwei Setzroboter beladen den Tunnelofenwagen nach dem jeweils vorgegebenen Besatzschema. Auf einem Stichgleis kann die benötigte Anzahl an beladenen Ofenwagen angesammelt werden, um den Tunnelofen ebenfalls rund um die Uhr beschicken zu können. Die Rohlinge durchlaufen zunächst einen Vorwärmer, um anschließend in den Tunnelofen einzufahren. Befeuert wird der Ofen in der Hauptbrennzone über eine Deckenbrenneranlage, wobei die letzte Brennergruppe zur periodischen Reduktion (Flashing) ausgerüstet ist. So kann ein ästhetisches Farbspiel auf der Oberfläche der gebrannten Ziegel erreicht werden.
Analog zur Setzanlage werden die Ofenwagen ebenfalls von Robotern entladen, die die fertigen Produkte der Paktierungs- und Verpackungslinie zuführen. Auf dieser werden die Ziegel auf Paletten zu Versandpaketen zusammengestellt, in Schrumpffolie eingeschweißt und, als fertiges Versandpaket, dem Gabelstapler zum weiteren Transport in das überdachte Produktlager bereitgestellt.