64. Clemson Brick Forum – Riemchen und Umwelt
Rund 370 Teilnehmer trafen sich vom 1. bis 3. Oktober zum 64. Clemson Brick Forum im „Anderson (SC) Sports and Entertainment Center”. Ein Hauptthema der Veranstaltung waren Riemchen – von der Herstellung bis zur Anwendung. Aber auch die Themen Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Gesundheit wurden wieder ausführlich behandelt.
1 Grundlagen für neue Mitarbeiter
Bereits am Montag startete das Weiterbildungsprogramm für Quereinsteiger und neue Mitarbeiter in der Ziegelindustrie.
Erfahrene Kenner der Grundlagen wie John Sanders und Harold Newmann vermittelten ihr Wissen in mehreren Vorträgen, u.a. zu den Schwerpunkten Extrusion und Rohstoffe. Auch alles rund um den Brand inklusive der Farbgebung stand auf dem Programm.
Der gemeinsame Abend wurde dann zum Erfahrungsaustausch und ersten Gesprächen mit den mehr als 50 Lieferanten genutzt, die in der begleitenden Ausstellung ihr Angebot präsentierten.
2 Herstellung und Wandsysteme
Das technische Programm am Dienstag eröffnete Mac Steele, J.C. Steele, mit einem Grundlagenvortrag zum Thema Riemchen. Er gab einen Überblick über deren Herstellung, die Vor- und Nachteile und zeigte Beispiele für Fassadengestaltungen auf. Ein großer Vorteil sei es, dass mit den Riemchen, aufgrund ihres geringeren Gewichts, der Lieferradius deutlich erweitert werden kann und so neue Absatzmärkte erschlossen werden können. Riemchen zeichnen sich nicht nur durch eine lange Lebensdauer aus, sie sind auch gut von Laien zu verarbeiten, was weiteres Kundenpotenzial erschließt. Mac erläuterte die verschiedenen Möglichkeiten der Herstellung, vom direkt extrudierten, über das Spaltriemchen bis hin zu aus gebrannten Ziegeln gesägten Produkten.
Simone Frigierei, System USA, informierte über das Inkjet-Drucken für die Ziegelindustrie und präsentierte verschiedenen Systeme, u.a. das präzise Drucken mit hoher Auflösung von bis zu 400 dpi, mit Geschwindigkeiten von bis zu 70 m/min und bis zu 12 Farbbalken. Digitaldrucken ist relativ neu in der Ziegelindustrie, es eröffnet aber neue Möglichkeiten der Oberflächengestaltung. Einige Lieferanten starten mit der Einführung des Digitaldruckes in der Branche. Derzeit wird vor allem mit eingeführten keramischen Farben experimentiert, die auf ein vorgebranntes Produkt aufgebracht und mit diesem erneut gebrannt werden. Die wichtigsten limitierenden Faktoren sind dabei die Dauerhaftigkeit und Wetterwiderstandsfähigkeit.
Gerry Gunning, Interstate Brick, und Christophe Aubertot, Direxa Engineering, stellten das Projekt „Eine neue Riemchenlinie bei Interstate Brick“ vor. Schlüssel der Investition war ein kreatives Engineering der Anlagenbauer JC Steele, Direxa und Cleia. Es galt, folgende Anforderungen umzusetzen: Installation einer flexiblen aber automatisierten Anlage, auf der eine breite Palette unterschiedlicher Produkte in hoher Qualität hergestellt werden kann. Diese sollten nicht nur über die vorhandene Infrastruktur laufen, sondern auch alle im vorhandenen Trockner/Ofen gebrannt werden. Die Anlagenbauer griffen die Idee der H-Kassette aus der Dachziegelherstellung auf und entschieden sich für eine riesige Brennkassette, auf der sowohl die Riemchen, Ecken, Spaltplatten, Bänder usw. gestapelt werden können.
In einem Informationsbeitrag stellte Richard Gaignon „Verschiedene Technologien für den 3D-Druck in der Technischen Keramik“ vor. Er gab einen Überblick über 3D-Technologien und zeigte auf, was mit 3D-Druck alles möglich ist. Inzwischen seien immer mehr 3D-gedruckte Produkte auf dem Markt erhältlich und der Einsatz entwickele sich vom rein designorientierten Produkt hin zum funktionsorientierten.
John Sanders, NBRC, stellte Ergebnisse zur thermischen Beständigkeit von Wandtypen vor und verglich verschiedene Wandaufbauten miteinander.
Im letzten Vortrag des Tages berichtete Glen Clapper, BIA, in einem sehr anschaulichen Vortrag über „Kühle Wande und grüne Dächer“. Am Beispiel des 2009 eröffneten Vdara Hotels in Las Vegas, das mit seiner Glasfassade eine „LEED“-Gold-Auszeichnung bekam, verdeutlichte er sehr eindrucksvoll, wie man es nicht macht. „Todesstrahlen“, geschmolzene Plastik im Pool, verbrannte Hotelgäste sowie geblendete Autofahrer zeigen, dass Glasfassaden nicht immer die richtige Wahl sind. Riemchen dagegen sind erste Wahl in Sachen Brandschutz.
Am Dienstagabend stand dann wieder das traditionelle Steak-Cookout auf dem Programm. An mehreren riesigen Grills gaben alle Teilnehmer ihr Bestes und grillten bei interessanten Gesprächen ihr Lieblingssteak. Danach luden dann die Lieferanten zur Hospitality ein.
3 Wandsysteme zum Zweiten
Der Mittwochmorgen war ebenfalls zuerst dem Thema Wandsysteme gewidmet.
Larry DiGirolamo, The Belden Brick Company, präsentierte den Einsatz eines Farbmessgerätes zur Qualitätskontrolle. Belden Brick setzt ein Farbmessgerät von Konica Minolta ein und erhält damit sehr gut reproduzierbare Werte. Mittels der gemessenen und mit einem Standard verglichenen L*a*b*-Werte können Abweichungen sehr gut festgestellt werden.
Wie man die Mauerwerksindustrie durch Forschung, Tests und Standardentwicklungen besser promoten kann, war das Thema von Bill Kjorlien, Argos. Kjorlien, der viele Jahre für die Ziegelindustrie gearbeitet hat und nun in der Zementbranche tätig ist, appellierte an die Teilnehmer, Mauerwerksbaustoffe nicht gegeneinander auszuspielen, sondern lieber gemeinsam gegen Holz aktiv zu werden. Die Mauerwerksbranche müsse zusammenhalten! Warum die Holzindustrie so viel Geld für Werbekampagnen habe, sei leicht zu beantworten. Sie kooperiere und erhöhe die Preise, während die Mauerwerksindustrie derzeit nicht viel tue bzw. sich gegenseitig bekämpfe.
Holz war auch das Thema von Brian Trimble, International Masonry Institute, der feststellte, dass die Holzindustrie überall vertreten sei. Wichtig sei es, die Vorteile des Massivbaus besser darzustellen, seine Umwelteigenschaften, die Baukosten, die wirtschaftliche Entwicklung, seine Feuerbeständigkeit usw. Die Kunden sollten sowohl mit harten Fakten vom Massivbau überzeugt werden wie auch von der emotionalen Seite her.
4 Umweltschutz und Sicherheit
Wie immer beschlossen diese beiden Themenschwerpunkte die Tagung am Mittwoch.
Paul-Francis D´Arcey, Brampton Brick, stellte ein Trainingssystem zur Belegschaftsentwicklung vor. Wichtig sei u.a., neue Beschäftigte zu schulen und das vorhandene Wissen der älteren Mitarbeiter nicht verlorengehen zu lassen. Kritisch hinterfragt sollte auch immer werden, wo die Infos denn herkommen und ob sie überhaupt korrekt sind. Bei Risikoanalysen können z. B. auch Daten der Maschinenhersteller eingebunden werden.
Über aktuelle Initiativen der BIA informierte Joe Casper, BIA. Er stellte u.a. das BIA-Weiterbildungsprogramm vor. Eine Initiative ist es, mehr Bundesbeamte über die Industrie zu informieren. Die in diesem Rahmen angebotenen Werksführungen kommen sehr gut an. 97 % der Kongressmitarbeiter sagen, dass ein persönlicher Besuch einen positiven Einfluss auf ein unentschiedenes Mitglied des Kongresses haben könne. Investiert werde aber auch in die Information von „Millennials“ durch online-Kampagnen. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Der BIA-youtube-Kanal hat mehr als 1 700 Aufrufe am Tag.
Terry Schimmel, Consultant, berichtete dann wieder in bewährter Weise über das Thema MACT und insbesondere über die Quecksilberproblematik, Messmethoden, die Durchführung einer Messung usw.
Anschließend wurden weitere umweltrelevante Themen vorgestellt und diskutiert. Das nächste Clemson Brick Forum – die 65. Veranstaltung – findet vom 30. September bis 2. Oktober 2019 statt.
www.brickandtile.org