Brasiliens Ziegelindustrie entwickelt sich
Die brasilianische Ziegelindustrie wird durch den Aufschwung im Bausektor zu mehr Wachstum und Leistungssteigerung motiviert. Dieses Ziel vereint alle, auch die kleinen und kleinsten Unternehmen, unabhängig von ihrem Produktionsstandort oder dem Markt, den sie bedienen. Der brasilianische Keramiker möchte bessere Produkte herstellen, mehr produzieren, Energie einsparen, die Umwelt schützen und jede Art von Abfall vermeiden.
Eine der Hauptaufgaben der brasilianischen Ziegelindustrie ist es, Produkte von hoher Qualität anzubieten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und ihren Platz in der Baubranche des Landes zu behaupten. Für unsere Industrie, die der Hauptlieferant von Baumaterialien für Mauern und Dachbedeckungen, sowohl im Wohnungs- als auch im Objektbau, ist, gehört die Produktstandardisierung (Mauerziegel, Blöcke, Dachziegel und Steinzeugröhren) zu den größten Herausforderungen. Nur so kann sie gegenüber den, zumeist von multinationalen Konzernen produzierten, Alternativbaumaterialien wettbewerbsfähig bleiben.
Die Zahlen zeigen eindrucksvoll die große Bedeutung der bau- und grobkeramischen Produkte für die brasilianische Baubranche: Heute werden für mehr als 90 % der Mauer- und Dachdeckarbeiten keramische Erzeugnisse verwendet. Die Ziegelbranche repräsentiert 4,8 % des Bausektors und stellt ca. 300 000 direkte und 900 000 indirekte Arbeitsplätze. Laut einer Studie des brasilianischen Instituts für Geografie und Statistik (Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística – IBGE) im Auftrag der brasilianischen Regierung umfasst die Ziegelindustrie 6903 Unternehmen, die zusammen einen Jahresumsatz von mehr als 18 Mrd. Reais (ca. 5,7 Mrd. €) erwirtschaften. Jeden Monat werden mehr als 4 Mrd. Mauer- und 1,3 Mrd. Dachziegel produziert.
Als offizielle Interessenvertretung der Branche in Brasilien hat Anicer Initiativen gestartet, um die Entwicklung der Keramikindustrie weiter voranzutreiben. Der Verband präsentierte kürzlich die Ergebnisse einer Ökobilanz für keramische Produkte – Mauerziegel und Dachziegel – sowie einen Vergleich mit den entsprechenden Betonprodukten. Diese neue Studie in der Baubranche, vom kanadischen Unternehmen Quantis entwickelt, identifiziert alle umweltrelevanten Einflüsse eines Produktes, von seiner Herstellung bis hin zur Entsorgung. Damit kann den Verbrauchern vermittelt werden, welche Produkte am umweltfreundlichsten sind. Die Ökobilanz für Dachziegel zeigt, dass pro Quadratmeter keramische Dachziegel 70 % weniger Wasser erforderlich sind als für Betondachsteine. Außerdem geben Tondachziegel, aufgrund ihres um 15 bis 20 % geringeren Gewichtes und der kürzeren Transportdistanzen, 70 % weniger CO2 in die Atmosphäre ab. Darüber hinaus verbrauchen sie 57 % weniger Energie als ihre Wettbewerbsprodukte. Mauerziegel haben weniger Auswirkungen auf die Klimaveränderung und den Abbau von nicht erneuerbaren Rohstoffen. Der Ausstoß von Treibhausgasen für einen Quadratmeter Mauerwerk aus keramischen Ziegeln ist ca. 50 % geringer als für einen Quadratmeter Betonwand. Es entsteht nur 1/3 der Menge an Gasen, die im Vergleich zu vor Ort gegossenen Betonwänden anfallen.
Um die Verluste im Produktionsprozess sowie den Ausstoß von Schadstoffen zu verringern und Ton nachhaltig abzubauen, bietet Anicer seinen Mitgliedsfirmen einen Beratungsservice zur Energieeffizienz (EE) an. Techniker messen dazu in den Ziegelwerken den Elektroenergie-Verbrauch der Maschinen und Transformatoren sowie die Energieeffizienz der Öfen und Trockner. Anhand der Messergebnisse werden Vorschläge zur Senkung der identifizierten Energieverluste und der Verbesserung der Effizienz unterbreitet.
Die Ertüchtigung der Unternehmen im Qualitätssicherungsprogramm ist eines der wichtigsten Projekte von Anicer. Ziel ist es, das Qualitätsbewusstsein in der gesamten Branche zu verankern und ihr Image in der Öffentlichkeit zu verbessern. Für eine kontinuierliche Qualifizierung und Weiterentwicklung schließen sich immer mehr Ziegelwerke den Branchenqualitätsprogrammen an. Diese sind Teil des brasilianischen Qualitätsprogrammes (PSQ) und der Initiative „Produktivität im Lebensraum (PBQP-H)“ des Städteministeriums und eine Aktion der brasilianischen Regierung und privater Initiativen zur Förderung der technischen Konformität von Bauprodukten und der beruflichen und betriebswirtschaftlichen Weiterbildung.
Zusammen mit SEBRAE, der brasilianischen Gesellschaft zur Förderung der KMUs, hat Anicer ein neues Projekt auf den Weg gebracht, das die Nachhaltigkeit innerhalb der Ziegelindustrie im ganzen Land voranbringen soll. Das Projekt „Cerâmica Sustentável é + Vida“ soll 600 Kleinst- und Kleinunternehmen der Branche in fünf wichtigen Bereichen unterstützen: Qualifizierung in den PSQ-/PBQP-H-Programmen, Betriebsführung, technologische Innovation, Energieeffizienz sowie Umweltlizenzvergabe zur Einbeziehung und Verarbeitung von Festabfallstoffen im Produktionsprozess.
Auch wenn die Ziegelindustrie von Natur aus effiziente und umweltfreundliche Materialien herstellt, ist sie sich weiterer Umweltaspekte bewusst. Die Tonabbaugebiete werden rekultiviert und die Firmen nutzen Biomasse, Reststoffe der Forstwirtschaft und Agrarindustrie, Verpackungsmaterial, Möbel, Holz und Holzabfälle als Brennstoff in den Öfen. So trägt die Ziegelindustrie zum Erhalt der Umwelt bei. Die Unternehmen, die über Emissionshandelsprojekte verfügen, haben in zehn Jahren den Ausstoß von 11 Mio. Tonnen CO2 vermieden.
Cesar Gonçalves
Unternehmer und Vorsitzender des
Verbandes der brasilianischen Keramikindustrie
(Associação Nacional da Indstria Cerâmica) – Anicer