Europas Baugewerbe entwickelt sich uneinheitlich

Die positive Entwicklung in Spanien setzt sich auch in Q3 2014 fort. Nicht nur die Stimmung der Architekten, sondern auch andere Marktindikatoren zeigen eine Verbesserung. Frankreich und Italien weisen weiterhin eine negative Entwicklung auf. In diesem Quartal gibt es aber auch bei der deutschen Wirtschaft und dem Baugewerbe erste Anzeichen einer gebremsten Entwicklung. Dies sind einige Ergebnisse aus dem Q3 2014-Bericht des europäischen Architektenbarometers, einer vierteljährlichen Studie unter 1.600 Architekten in acht europäischen Ländern. Die europäischen Architekten sind der maßgebende Indikator für die Bautätigkeit.
 
Großbritannien
Der britische Markt verbessert sich weiterhin, wobei die Entwicklung leicht langsamer war als in den Vorquartalen erwartet. Gründe hierfür sind, dass die Baugenehmigungen im Wohnungs- und Nichtwohnungsbau stabil sind und andere Indikatoren für die Investitionsneigung leicht zurückgehen. Weitere Indikatoren zeigen positive Anzeichen: So ist zum Beispiel die Stimmung unter den Architekturbüros in Q3 2014 positiv, die Auftragsbücher sind gut gefüllt und die Umsatzentwicklungen gut: 43% der Architekten verzeichneten einen Anstieg der Aufträge mit mehr als 5% und weitere 19% mit Auftragszuwächsen zwischen 0 und 5%. Dennoch gibt es Signale, dass man vorsichtig und nicht zu euphorisch sein sollte: Die letzten drei Quartale zeigen klar, dass eine ganze Reihe von Architekten für die nächsten 12 Monate leere Auftragsbücher erwarten (etwa 40%). Trotzdem erwartet Arch-Vision nach wie vor ein moderates Wachstum für den Markt 2014 (+3%), welches sich auch 2015 (+3%) und 2016 (+2%) fortsetzten wird.
 
Frankreich
Die französische Baubranche zeigt keine Verbesserung. Es gibt mehr französische Architekten, die mit einem Absinken der Auftragsbestände rechnen (mehr als 40% im vergangenem Jahr) als diejenigen, die ein Ansteigen der Auftragslage erwarten (etwa 20 % pro Quartal), wobei in diesem Quartal die Differenz noch weitaus größer als in den letzten Jahren. Zusammen mit Q1 2013 waren die Rückgänge bei den Auftragsbeständen und den Umsätzen in Q3 2014 die größten seit der Messung durch Arch-Vision. Dies zeigt, dass sich die Situation in Frankreich noch nicht verbessert. Andere Indikatoren deuten auf noch stärkere Abwärtstrends. Daher prognostiziert Arch-Vision, dass der französische Baumarkt 2014 (-2%) und 2015 (-1%) weiter absinken und sich nicht vor 2016 (2016: 0%) erholen wird.  
Spanien
Was schon in Q1 2014 für Spanien prognostiziert wurde, konnte auch in den folgenden zwei Quartalen Q2 und Q3 bestätigt werden: Die anhaltende Abwärtsbewegung ist zum Stillstand gekommen. Die Ergebnisse sind drei Quartale hintereinander positiv, bei denen mehr Architekten über steigende Auftragszahlen berichten (zuletzt mehr als 30% pro Quartal) als über sinkende Auftragseingänge (nicht mehr als 25% pro Quartal). Bei jedem Quartal aus 2013 zeigten die spanische Architekten ihre positiven Erwartungen, dass die Talsohle erreicht ist und nun die Erholung einsetzten wird. Unglücklicherweise laufen die verstärkten positiven Erwartungen nicht parallel zu den Entwicklungen bei den Baugenehmigungen. Die Baugenehmigungen im Wohnungsbau zeigen eine stabile Entwicklung auf, während die Genehmigungszahlen im Nichtwohnungsbau einen starken Rückgang in Q2 2014 aufweisen. Angesichts der jüngsten Ergebnisse schlussfolgert Arch-Vision, dass die Entwicklung in 2014 (-4%) etwas besser geworden ist, aber immer noch negativ zu der in 2013 (-9%). In den nächsten zwei Jahre wird sich das spanische Baugewerbe auf dem Weg der Besserung befindet (2015: -1% und 2016: 0%).   
Italien
Nach einigen sehr schlechten Quartalen in 2013 erwarten die italienischen Architekten für 2014 erneut Rückgänge in den Auftragsbüchern und den Umsätzen, aber nicht so gravierend wie 2013. In Vergleich zu 2013 sehen wir, dass mehr Architekten einen Anstieg der Auftragsbestände bemerken. Dies sind jedoch nur wenige verglichen mit denen, die ein Absinken der Aufträge erwarten. In diesem Quartal berichteten 50% der Architekten über negative Entwicklungen in ihren Auftragsbüchern, wohin gegen lediglich nur 11% eine positive Entwicklung sehen. Bis jetzt liegen noch keine Baugenehmigungszahlen für 2014 vor und die Zahlen für das letzte Jahr waren negativ: Sie zeigen in Vergleich zu 2010 einen starken Rückgang. Dies wird in den nächsten 2 bis 3 Jahren einen Einfluss auf die Fertigstellungen haben, nachdem die Baugenehmigungen erteilt wurden. Der Ausblick für die nächsten 12 Monate ist jedoch wenig positiv. Arch-Vision prognostiziert ein Schrumpfen des Marktes um 7% in 2014, um 4 % in 2015 und um 1% in 2016 – und dieses obendrauf nach den schweren Einbrüchen von 2013 (-11 %).
 
Niederlande
Das vierte Quartal in Folge waren die niederländischen Auftragsbestände und Umsätze positiv. Dies ist eine Fortsetzung der Verbesserungen, die wir schon in den Vorquartalen beobachtet haben, obwohl die Umsatzentwicklungsrate die niedrigste der letzten vier Quartale war. Die Zahl derjenigen Architekten, die eine Verbesserung in den Auftragsbeständen erwarten (43%), ist größer als die Anzahl derer, die einen Rückgang in den Auftragsbüchern befürchten (23%) – ein Zustand, der schon seit einem Jahr andauert. Aktuell erwarten 22% leere Auftragsbücher für die kommenden 12 Monate, was eine etwas pessimistischere Einschätzung als im ersten Quartal (19%) ist, aber immer noch nicht auf dem Level von 2012 (>30%). Die positive Architektenstimmung spiegelt sich auch in anderen Indikatoren, wie den drei Indikatoren Konsumklima, Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe und Baukonjunktur, wider. Diese Indikatoren zeigen eine Aufwärtsbewegung im Vergleich zum Vorquartal. Daher prognostiziert Arch-Vision einen leichten Anstieg in 2014 (+1%) und eine weitere Verbesserung in 2015 (+2%) und 2016 (+3).  
Belgien
Die Auftragsbücher der belgischen Architekten zeigten in Q1 2013 eine stabile positive Entwicklung auf. In Q2 2014 schien sich diese Entwicklung zu einem eher neutralen Szenario zu wandeln, aber in den darauf folgenden zwei Quartalen (Q2 und Q3) zeigen sich die gleichen Verläufe wie in 2013: Mehr Architekten berichten über ansteigende Auftragseingänge (36%) als über sinkende Auftragsbestände (23% in Q3). Mehr als ein Drittel der Architekten meinen, dass Ihre Auftragssituation gleich bleibt (41%). Auch wenn diese im Vergleich zum Vorquartal gleichbleibend ist, handelt es sich immer noch um einen relativ niedrigen Verlauf. Die Baugenehmigungszahlen zeigen eine gegenläufige Entwicklung: Ein starkes Absinken im Wohnungsbau und einen stetigen Anstieg im Nichtwohnungsbau. Dies führt zu einer unveränderten Prognose von Arch-Vision für das belgische Baugewerbe, welches ein konstantes Wachstum für die kommenden Jahre vorhersagt: +2% (2014), +2% (2015) und +2% (2016).
 
Polen
Nach den negativen Auftragsentwicklungen in 2013 ist in 2014 die Zahl derjenigen polnischen Architekten, die ein Anwachsen der Auftragsbestände erwarten, größer als derjenigen, die einen Rückgang der Aufträge erwarten. Dies deutete sich schon in den Vorquartalen an, seitdem die Anzahl derjenigen Architekten, die mit Auftragsrückgängen in den nächsten 12 Monaten gerechnet hatten, von 31% auf 14% gesunken war. In diesem Quartal sehen wir jedoch einen starken Anstieg bei den Architekten, die mit leeren Auftragsbüchern für die nächsten 12 Monate rechnen (24%). Polen ist ein Land, in dem der Neubau einen großen Anteil am gesamten Bauvolumen einnimmt (73%). Dennoch ist es tröstend zu wissen, dass andere Barometerzahlen positiv sind. Dies ist auch der Fall bei den Baugenehmigungen, die einen stabilen Trend aufzeigen. Zusammengenommen erwartet Arch-Vision, dass der polnische Bausektor zwischen 31 Milliarden Euro und 32 Milliarden Euro schwanken wird: +2% (2014), +2% (2015) und 3% (2016).
 
Arch-Vision BV
www.arch-vision.eu

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Ausgabe 3/2015 25. & 26. November 2015

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