Südafrikanischer Ziegelverband (ClayBrick.org)

Grundsatzabkommen ebnet Weg für Ökobilanz des Tonziegels

Mit der Unterzeichnung eines Grundsatzabkommens zwischen dem Ziegelverband Südafrikas (ClayBrick.org) und dem Fachbereich Architektur der Universität Pretoria wird ein Forschungsprojekt auf den Weg gebracht, das in Art und Umfang in Südafrika bislang einzigartig ist.

Ziel der bahnbrechenden Studie mit dem Titel „Ökobilanz für Mauerwerk aus Tonziegeln in Südafrika“ ist es, den gesamten Lebenszyklus von Tonziegeln von der Herstellung bis zum Recycling zu erfassen. Später soll die Studie auch als international anerkannte akademische Forschungsarbeit veröffentlicht werden.

At Coetzee, Geschäftsführer des Verbandes ClayBrick.org, erklärt dazu: „Die entsprechenden Entscheidungsträger werden bei der Auswahl der Baustoffe immer mehr durch die gesellschaftliche Forderung nach einer langfristigen Nachhaltigkeit beeinflusst. Deshalb ist es unser Ziel, den Tonziegel auf der Grundlage dringend notwendiger, sachlicher und glaubwürdiger Forschungsarbeit insbesondere im südafrikanischen Umfeld als ökologisches Baumaterial zu kennzeichnen. Mit dieser Ökobilanz werden wir in der Lage sein, die Umwelteinflüsse eines Gebäudes aus Tonziegeln, angefangen bei der Materialherstellung über den Bau und die gesamte Nutzungsdauer hin, zu berechnen. Dabei werden unter anderem der Energie- und Wasserverbrauch, die entstehenden Treibhausgase und die Recyclingfähigkeit untersucht. Die Wärmeleistung von Mauerwerken aus Tonziegeln wird mit neueren Bauweisen wie Leichtbauwandsystemen auf Stahlrahmen verglichen.“

Prof. Piet Vosloo, Projektkoordinator an der Universität Pretoria, bemerkt dazu: „Aus Universitätssicht ist das übergreifende Ziel dieser Studie die Erstellung einer umfassenden Ökobilanz für Tonziegel nach international anerkannten Maßstäben.“

Die Studie zur Tonziegel-Ökobilanz wird in zwei Phasen realisiert. Die erste Phase umfasst eine detaillierte Ökobilanz zur Ermittlung der Umweltbeeinflussung durch Tonziegel, von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung, den Transport, den Bau vor Ort sowie die gesamte Nutzungsdauer des Gebäudes bis hin zum Abriss, zur Entsorgung und zum Recycling.

In der zweiten Phase wird eine thermische Modellstudie durchgeführt, die Vergleichsdaten zwischen der Wärmeleistung von Mauerwerk aus Tonziegeln und anderen Wandstrukturen liefern soll. Als Vergleichsbeispiele dienen ein 40 m2 großes Haus, ein 130 m2 großes Haus sowie ein kleines Bürogebäude mit einer Fläche von ± 2 000 m2. Die zu vergleichenden Wandstrukturen umfassen:

› zweischaliges Ziegelmauerwerk (nicht isoliert)

› isoliertes zweischaliges Ziegelmauerwerk

› Stahlrahmen-Leichtbau

› 140-mm-Hohlbetonblöcke

› Holzrahmenbau mit Hartfaserplatten

Die Wärmeleistung dieser verschiedenen Baumethoden wird in den sechs unterschiedlichen Klimazonen in Südafrika und gemäß den Bestimmungen der in diesem Land geltenden Bauvorschrift für Energieeffizienz und Energienutzung, SANS 10400XA, ermittelt.

Der technische Berater Howard Harris von Structatherm Projects erklärt: „Baufachleute und/oder Grundstückseigentümer, die bei der Nachhaltigkeit voran gehen wollen, wählen immer häufiger Produkte, die weniger tiefe Fußabdrücke auf dem Planeten hinterlassen´. Im Vergleich zu Industriesystemen wie Stahl/Aluminium hat der Tonziegel einen guten ökologischen Leumund, wie internationale Studien zeigen. Diese Daten müssen der Industrie und Baufachleuten zur Verfügung gestellt werden, damit sie sehen, wo Verbesserungen umgesetzt werden können und sollten.“

Daneben sind auch die neue Gesetzgebung und die geplante Einführung einer Ökomarke wichtige Überlegungen. „Es ist äußerst wichtig, ein akkurates Bild davon zu haben, wo der Tonziegel im Spektrum des ökologischen Bauens angesiedelt ist“, fügt Harris hinzu.

Die Tonziegel-Ökobilanz wird sich in ihrem Umfang und der angewandten Methode an der Ökobilanz orientieren, die von Energetics im Auftrag von Think Brick Australia, der australischen Schwesterorganisation für die Ziegelbranche, erstellt wurde. Der Grund dafür ist die Vergleichbarkeit der klimatischen Zonen, die für die südafrikanische Studie ähnliche Trends wie in der Ökobilanz von Energetics Australia erwarten lässt.

„Weitere Gemeinsamkeiten sind die Stromverbrauchsintensität, die Baumethoden und die Kosten für Kohle und Gas, die in Australien und Südafrika etwa gleich hoch sind. Außerdem müssen in beiden Ländern die Lieferanten von Tonziegelprodukten große Entfernungen bis zu den jeweiligen Baustellen zurückgelegen“, sagt Harris und ergänzt: „In der südafrikanischen Studie werden auch die sozialwirtschaftlichen Aspekte genauer untersucht werden, da die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Maurerbranche und damit verbundenen Berufssparten eine zwingende Notwendigkeit ist.“

Die Bedeutung der Branche als Arbeitgeber und die wirtschaftlichen Multiplikatoreffekte daraus werden als Ergänzung zur Ökobilanz ebenfalls untersucht. Besonderes Augenmerk gilt der Bereitstellung von Arbeitsplätzen im Maurerhandwerk sowie der Schaffung von Wohlstand in Form von Vermögen. Die Ökobilanz wird eine fortlaufende Studie sein, weil sie die an den verschiedenen Messgrößen erzielten Verbesserungen in die Zukunft weiterentwickelt.

„Für die Tonziegelindustrie bedeutet diese Studie, dass wir in der Darstellung unserer Produkte, insbesondere im Zusammenhang mit ökologischem Bauen, unseren hohen Anspruch behalten können und über jeden Verdacht eines verbalen Grünanstrichs erhaben sind. Wir sind stolz auf die neu begründete Partnerschaft mit der Universität Pretoria und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Prof. Vosloo und seinem Team, um die Nachhaltigkeit des Tonziegels wissenschaftlich nachzuweisen“, erklärt At Coetzee.

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