Mauerwerk als mineralischer Baustoff punktet in Sachen Nachhaltigkeit, mit kurzen Transportwegen und Regionalität
Wir leben in einer schnelllebigen Welt: Informationen und Bilder gehen Sekunden nach ihrer Entstehung um den Globus. Oftmals wird zu wenig oder gar nicht hinterfragt – sei es, weil man schon wieder die nächste News verfolgt oder weil die „geschönte Wahrheit“ bequemer erscheint. Einen differenzierteren Blick wagen nur wenige. Das gilt für Politik, Sport, aber auch für andere alltägliche Aspekte wie dem Umgang mit unserer Umwelt – zum Beispiel bei der Bewertung verschiedener Baustoffe. So gilt in der öffentlichen Wahrnehmung Holz als der nachhaltige und umweltschonende Rohstoff. Dabei lässt sich auf den zweiten Blick feststellen, dass mineralische Baustoffe wie Mauerwerk dem in nichts nachstehen und sogar noch weitere Vorteile bieten.
Nachhaltigkeit als Kombination aus Herstellung und Nutzungsdauer
Holz wird beispielsweise als besonders ökologischer Baustoff betitelt, während mineralische Baustoffe in der Ökobilanz vermeintlich schlechter abschneiden. Richtig ist zwar, dass die ökobilanziellen Datensätze von Holz für die Herstellungsphase z.B. hinsichtlich des CO2-Ausstoßes gegenüber mineralischen Baustoffen geringere Umweltwirkungen ausweisen – was angesichts der Eigenschaft der Ausgangsgestalt eines Baums als CO2-Senke und -Speicher aber auch nicht verwundern kann.
Doch die Nachhaltigkeit eines Baustoffes beschränkt sich nicht nur auf die reine Produktion, sondern berücksichtigt auch die Nutzungsphase der mit ihnen errichteten Gebäude. Dadurch relativieren sich die höheren Belastungen der Entstehungsphase. Bei massiv gebauten Häusern, beispielsweise aus Mauerwerk, kann der Zeitraum der Nutzung bei mindestens 50 Jahren – oftmals sogar weitaus länger – angesetzt werden. Dadurch sind die verglichenen Baustoffe laut einer extern geprüften Nachhaltigkeitsstudie der TU Darmstadt in Kooperation mit LCEE Life Cycle Engineering Experts etwa hinsichtlich des Treibhauseffekts oder des Primärenergiebedarfs aus ökobilanzieller Sicht nahezu identisch.
Hinzu kommt, dass die Recyclingquote mineralischer Baustoffe am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes bzw. bei dessen Rückbau bei über 78 % liegt – wohingegen Holz und Holzwerkstoffe in der Praxis weit überwiegend nur einer thermischen Verwertung zugeführt werden, was gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz bzw. aus Nachhaltigkeitssicht einen deutlich schlechteren Entsorgungspfad der Abfallhierarchie darstellt Übrigens: bei der thermischen Verwertung wird das im Holz beim Baumwachstum eingespeicherte CO2 natürlich wieder freigesetzt! Holz als Baustoff verfügt also nur über eine zeitlich begrenzte CO2-Speicherwirkung, während der Wald eine dauerhafte CO2-Senke darstellt!
Mauerwerk: kurze Transportwege und nahezu unbegrenzte Rohstoffe
Weit verbreitet ist auch die Annahme, dass Holz als heimischer Rohstoff besonders nachhaltig ist. Auch hier lohnt sich ein genauer Blick: Denn insgesamt wird mit rund 50 Mio. m3 Rohholz pro Jahr zwar weniger geschlagen als nachwachsen kann. Allerdings besteht Bauholz meist aus Nadelholz, bei den Wiederaufforstungen handelt es sich aber hauptsächlich um Laubbäume, sodass der Bedarf in Deutschland aus heimischen Hölzern immer weniger gedeckt werden kann. Insofern steigt die Anzahl des aus dem Ausland importierten Holzes deutlich an – natürlich auch auf die Gefahr hin, dass die Herkunft und die Art der Abholzung unklar sind. Schon 2008 veröffentlichte der WWF in einer Studie, dass beispielsweise in Teilen Russlands über 50 % des Einschlags aus nicht nachhaltigen Quellen stammen.
Die schadstofffreien Rohstoffe Sand, Kies oder Ton dagegen, die zur Herstellung von Mauersteinen verwendet werden, sind allesamt natürliche mineralische Bestandteile des Bodens. Sie sind nahezu unbegrenzt und zudem regional vorhanden. Daraus ergibt sich, dass diese in der Regel lediglich über kurze Distanzen transportiert werden müssen, da sie flächendeckend gewonnen und meist am Abbauort weiterverarbeitet werden. Laut dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung liegt die durchschnittliche Transportentfernung im deutschen Güterverkehr für Steine und Erden bei nur 53 km. Bei land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen im Inland dagegen bei durchschnittlich 167 km, was einen erheblich größeren Transportaufwand und weitaus höhere Emissionswerte nach sich zieht. Bleibt der Holzbedarf weiter hoch oder vergrößert er sich, steigen durch mehr Holzimporte auch die zu berücksichtigenden Transportaufwendungen und damit einhergehende Emissionswerte, was tendenziell zu einer ökobilanziellen Verschlechterung von Holz als Baustoff und Konstruktionsmaterial führt.
Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau e.V.
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