TBE als gemeinsame Stimme der europäischen Ziegelhersteller stärken
So umschrieb Ioannis Maliouris eines der Ziele, das er sich für seine Zeit als Präsident von TBE gesetzt hat. Während des TBE-Kongresses in Leuven sprachen wir mit dem amtierenden TBE-Präsidenten über den Beginn seiner Präsidentschaft, die Herausforderungen, denen sich die Ziegelindustrie stellen muss und seine Pläne für TBE.
Herr Maliouris, Sie sind nun seit fast einem Jahr neuer TBE-Präsident. Welche Themen waren für Sie in dieser Zeit besonders wichtig?
Seit der Nominierung in Neapel hatten wir eine sehr interessante und intensive Zeit. Auf der einen Seite hat die Europäische Kommission Regulationsentscheidungen im Bereich Klima und Energie getroffen, die in den kommenden Jahren einen starken Einfluss auf unsere Industrie haben werden. Auf der anderen Seite haben unsere Arbeitsgruppen an der Entwicklung von Broschüren gearbeitet, die die Vorteile geneigter Dächer und von Mauerwerk herausstellen. Weiterhin haben wir unser Netzwerk in Brüssel durch die Zusammenarbeit mit Cerame-Unie und der Europäischen Mauerwerksallianz (European Masonry Alliance) anlässlich der Europawahlen und der nachfolgenden Aktivitäten noch weiter verstärkt. Und, nicht zuletzt, haben unsere Experten ihre Zusammenarbeit und den Informationsaustausch über technische Dossiers, wie Standardisierung, Nachhaltigkeit, usw. weitergeführt.
Welchen Herausforderungen muss sich die Ziegelindustrie derzeit und zukünftig stellen?
Europa steckt in einer strukturellen Krise, die das Profil der Branche wesentlich verändert. Die wirtschaftliche Lage bleibt schwierig – in einigen Ländern haben wir über 50 % des Produktionsvolumens verloren. Das Fehlen von Investitionen in der Bauindustrie verhindert die nötige Sanierung bestehender Gebäude und führt zu einer Wohnungsknappheit, verglichen mit den Bedürfnissen der Bevölkerung in einigen Ländern. Deswegen rufen wir Europa und die nationalen Behörden dazu auf, so schnell wie möglich außerplanmäßige Maßnahmen zu ergreifen, um den Wohnungsbau zu unterstützen. Ein besonderer Fokus sollte auf einen erschwinglichen sozialen Wohnungsbau gerichtet werden, auf die Renovierung und den Wiederaufbau von Häusern. In diesem Zusammenhang bin ich davon überzeugt, dass die Branche gut aufgestellt ist, um die bevorstehenden Chancen und Herausforderungen zu meistern – dank einer gesteigerten Aufmerksamkeit der Wertschöpfung des Produkts und dem Fokus der Industrie auf die Marktbedürfnisse in Bezug auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Akustik, etc.
Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Präsidentschaft gesetzt?
Mein Plan ist, TBE weiterhin als die gemeinsame Stimme der europäischen Ziegelhersteller zu stärken. Wir müssen die Beziehung zu den Europäischen Institutionen nach den letzten Wahlen verbessern. Nur so können wir sicherzustellen, dass die Interessen der Industrie berücksichtigt werden, wenn in naher Zukunft ausschlaggebende Entscheidungen in Bereichen wie Klima und Ressourceneffizienz anstehen. Gleichzeitig wird TBE seinen Mitgliedern eine effektive Plattform bieten, um Informationen und die besten Praktiken in relevanten Bereichen, wie nachhaltiges Bauen und Standardisierung, auszutauschen. All das wird mit aktiver Einbindung und Zusammenarbeit unserer Mitglieder in ganz Europa möglich sein
An der TBE-Jahrestagung ist die Zahl der teilnehmenden Unternehmer leider oft nicht sehr hoch. Wie sieht es dieses Jahr aus und warum sollten die Produzenten am Branchentreffen teilnehmen?
In der Tat haben wir diesen Trend letztes Jahr angesprochen. Im Juni 2014 wurde die TBE-Jahrestagung zum ersten Mal gleichzeitig mit der Hauptversammlung eines nationalen Verbandes, dem italienischen Ziegelverband Andil, abgehalten. Dank dieses Umstands haben wir mehr als 170 Mitglieder registriert, dazu viele Repräsentanten von Firmen. Ich glaube, dass der Kongress ein perfektes Beispiel für Synergie zwischen den europäischen und nationalen Verbänden war, da die gleichzeitige Organisation von Jahrestagungen mehr Herstellern die Möglichkeit gibt, an beiden teilzunehmen. Wir haben entschieden, das zu wiederholen und den diesjährigen Kongress in Leuven zusammen mit dem Belgischen (Belgian Brick Association (BBF)) und dem Niederländischen Ziegelverband (Royal Dutch Association for Building Ceramics (KNB)) organisiert. Wir erwarten ungefähr 100 Teilnehmer.
Die Diskussion um die Einheit Europas wird derzeit intensiv geführt. Wie wichtig ist es für die Ziegelindustrie, geschlossen in Europa aufzutreten?
Wir erleben es täglich, dass die europäische Gesetzgebung uns mehr und mehr betrifft. Nicht nur als Hersteller, sondern auch als Bürger. Die europäischen rechtlichen Rahmenbedingungen können die Wettbewerbsfähigkeit von Firmen beträchtlich beeinflussen, da viele nationale Gesetze, Vorschriften und Standards von der europäischen Gesetzgebung herrühren. Ich möchte die Gesetze des Emissionshandel-Systems (ETS) als Beispiel anführen. Über 1000 Ziegelwerke sind im Regelungsbereich des ETS erfasst worden. Aufgrund der Tatsache, dass die Ziegelindustrie ein Sektor mit einem hohen Risiko für „Carbon-, Jobs- und Investitions-Leakage“ ist, wird sie bis 2019 genug freie Zuteilungen erhalten. Dieses zu erzielen, war eine gemeinsame Aktion von TBE und seinen europäischen Mitgliedern.
Eine bessere Öffentlichkeitsarbeit steht seit einiger Zeit auf der Agenda von TBE. Welche Aktivitäten wurden bisher umgesetzt bzw. sind geplant?
Es ist sehr wichtig, dass der Sektor als Ganzes die positiven Elemente unserer Produkte besser an die Multiplikatoren der Wertschöpfungskette, wie Architekten, Planer und Bauunternehmer, kommuniziert. Wie bereits erwähnt, hatte die Entwicklung von zwei Broschüren über die Vorteile des geneigten Dachs und von Ziegelprodukten im letzten Jahr eine große Priorität. Diese von kompetenten Arbeitsgruppen und einer Werbeagentur entwickelten Dokumente stellen die Vorteile aus wirtschaftlicher, umweltpolitischer, ästhetischer und technischer Sicht heraus. Wie jeder aus unserer Industrie weiß, sind Mauer-, Dach- und Pflasterziegel nachhaltig, langlebig und überdauern Generationen, da sie aus 100% natürlichen Rohstoffen hergestellt werden. Außerdem bieten sie in Hinblick auf Energieeffizienz, Akustikdämmung, Innenraumluftqualität, etc. große Vorteile. Dank ihrer Vielseitigkeit und ihrer ästhetischen Eigenschaften haben sie die Bausubstanz über Jahrhunderte geprägt und bieten innovative Lösungen für die Gebäude von morgen. Die beiden Broschüren werden dazu beitragen, diese Botschaft in ganz Europa zu verbreiten. Wir werden unsere Mitglieder bitten, sowohl die Firmen als auch die nationalen Verbände, sie im nationalen Kontext zu nutzen, für Messen, Jahrestagungen, Konferenzen, etc. Um den Prozess zu vereinfachen, wird es die Möglichkeit geben, die Broschüren in die jeweilige Sprache zu übersetzen.
Herr Maliouris, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg für Ihre TBE-Präsidentschaft.
Das Interview führte Zi-Redakteurin Anke Bracht.
Tiles & Bricks Europe
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