Die Zukunft des Bauens
Der 12. Akademischer Mauerwerkstag des Ziegel Zentrum Süd e.V. an der Hochschule Mainz thematisierte aktuelle Entwicklungen beim Bauen mit Ziegel.
Sind Digitalisierung, Energiewende, Bauordnungsrecht, einfaches Bauen und gute Architektur miteinander vereinbar? Spannende Vorträge namhafter Referenten, Präsentationen und Workshops der Bauindustrie verdeutlichten, dass der Mauerwerksbau bereits in der Zukunft angekommen ist. Energieautarkes, kostengünstiges Bauen im Standard 4.0 ist schon jetzt mit Mauerwerk uneingeschränkt möglich.
>>1 Gruppenbild Referenten und Kooperationspartner: v.l.n.r.: Stefan Jungk (Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie e. V.), Prof. Timo Leukefeld (Uni Freiberg), Michael Pröll (Ziegel Zentrum Süd e. V.), Dr.-Ing. Jürgen Küenzlen (Adolf Würth GmbH), Prof. Kerstin Molter (Hochschule Mainz), Ph.D. Domenico Scarafilo (Bayerwald Fenster und Türen GmbH), Maximilian Ernst (Penzkofer Bau GmbH), Dieter Stauder (Knauf Gips KG), Prof. Dr.-Ing. Kay-Uwe Schober (Hochschule Mainz), Prof. Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubner (Technische Universität Darmstadt)
Fotos: Ziegel Zentrum Süd e. V.
Prof. Dr.-Ing. Gerhard Muth, Präsident der Hochschule Mainz und Stefan Jungk, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie e. V., lobten die gute, langjährige Zusammenarbeit. Für eine umfassende und praxisnahe Ausbildung der künftigen Architekten und Bauingenieure sei die Lehre im Mauerwerksbau unabdingbar. Der größte Teil der Absolventen wird künftig im Hochbau tätig sein. Allein im Wohnungsbau weist der Mauerwerksbau aktuell einen Marktanteil von 75 % auf. Daher ist der Akademische Mauerwerkstag, der stets aktuelle Entwicklungen im Mauerwerksbau aufzeigt, eine sinnvolle Ergänzung in der Lehre.
Eine sehr vorbildliche Lehre im Mauerwerksbau betreibt seit über zwei Jahrzehnten Professor Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubner an der Technischen Universität Darmstadt. Als Obmann des Deutschen Normungsausschusses für Mauerwerksbau verdeutlichte er die Methoden zur einfachen, praxisgerechten Bemessung von Mauerwerk. Daneben lieferte er auch Einblicke in neueste wissenschaftliche Untersuchungen zur Nachhaltigkeit von Mauerwerk, die er ebenfalls am Institut für Massivbau begleitet. Demnach erfüllen Mauerwerksbauten die Kriterien aktueller Bewertungssysteme besonders gut und führen unter diesem Aspekt zu ähnlich günstigen Ergebnissen wie beispielsweise Holzbauten. Bei einem realistischen Lebenszyklus von 80 Jahren und mehr überwiegen sogar die Vorteile des äußerst robusten Mauerwerksbaus.
>>2 Wettbewerb „Der schnellste Meter Mauerwerk“:
Nach einer Anwendungsvorführung von modernem Planziegelmauerwerk durch Maurermeister Meik Horn vom Unternehmen JUWÖ hatten die Teilnehmer des Akademischen Mauerwerkstages die Möglichkeit, sich von der Anwenderfreundlichkeit moderner Ziegelwandsysteme zu überzeugen. Hier mauerten Architekturstudenten gegen Bauingenieurstudentinnen um wertvolle Buchpreise
Den derzeitigen Stand der Energiewende im Gebäudesektor sowie technische und wirtschaftliche Aspekte bei der Planung energieautarker Gebäude erläuterte Professor Timo Leukefeld. Mit seiner bisherigen Erfahrung tritt er den Beweis an, dass wir das Heizen tatsächlich der Sonne überlassen können, wenn das Gesamtsystem intelligent geplant und vernetzt wird. Für ihn ist Energieautarkie keine Utopie, schließlich hat er bereits zahlreiche funktionierende Projekte geplant und umgesetzt, und bewohnt seit einigen Jahren selbst ein energieautarkes Gebäude.
„Wann immer es möglich ist, plädiere ich für Ziegel. Zurück zur Einfachheit. Damit eine Mauer wieder eine Mauer ist – und fertig.“ Diesen Worten ließ Architekt Karl Dudler Bilder folgen: von seinem beeindruckenden Schaffen während der letzten Jahrzehnte. Monolithen, Neubauten, aber auch Umbauten im Bestand von hoher Qualität. Stets im Fokus: einfache, mauerwerksgerechte Konstruktionen im Wohnungsbau, die durch zweckmäßige Wandaufbauten und Details zu kostengünstigen und langlebigen Konstruktionen führen. Nachhaltiges Bauen als Haltung des Baumeisters, das auch ohne Zertifizierung verdeutlicht, worauf es ankommt. Der monolithische Ziegel getragen von anspruchsvoller Architektur, die sich in den städtebaulichen Kontext wie selbstverständlich einfügt.
Das alles kann in konventioneller Fertigung – vor Ort, Stein auf Stein – äußerst kostengünstig hergestellt werden. Bauen mit Ziegel ist in Deutschland mit Abstand die kostengünstigste Bauweise. In Zeiten des Fachkräftemangels und hoher Auslastung der Bauunternehmen greift jedoch mancher visionäre Akteur auch auf innovativere Methoden der Ausführung zurück. Maximilian Ernst, Tragwerksplaner und Systementwickler im Bauunternehmen Penzkofer Bau GmbH aus Regen (Bayern), zeigte in seinen Ausführungen, wie sein Unternehmen werksseitig vollautomatisch vorgefertigte Wandelemente aus Ziegelmauerwerk herstellt und diese just in time – nach Bedarf und Bauablauf getaktet – auf der Baustelle montiert. Vom Einfamilienhaus über Mehrfamilienhäuser bis hin zu Nichtwohngebäuden ist damit alles möglich.
>>3 Über 130 Teilnehmer verfolgten die Fachvorträge an der Hochschule Mainz
Architekt Volker Kurrle verdeutlichte in seinem Vortrag „Massiv?“ das große Anwendungsspektrum von Mauerziegeln. Er zeigte am Beispiel der erst vor wenigen Monaten eröffneten Stadtbibliothek von Rottenburg, dass monolithisches Bauen auch im mehrgeschossigen Nichtwohnungsbau zu städtebaulichen Meilensteinen führen kann. Daneben dokumentierte er in einem Projektbericht zu einem Schulneubau in Ludwigsburg, dass detailreiches Klinkermauerwerk in modernen Verblendschalen hochwertige Handwerkskunst bedeutet, die vom Planer wie vom Ausführenden Geschick erfordert.
Ergänzt wurden die Fachvorträge von Impulsreferaten aus der Bautechnik. Dr. Jürgen Küenzlen, Produktmanager und Forschungsleiter bei Adolf Würth, erläuterte die besondere Bedeutung von produktübergreifender Kenntnis und Abstimmung im Bereich der Befestigungstechnik, Domenico Scarafilo zeigte Entwicklungen aus dem Hause Bayerwald Fenster und Haustüren zum Thema Einbruchshemmung und Dieter Stauder, Leiter des Produktmanagements der Knauf Gips KG, stellte mineralaktive Putzsysteme vor, die gerade auf monolithischen Ziegelaußenwänden sehr dauerhafte Oberflächen sicherstellen. „Das positive Feedback der Gäste und Beteiligten treibt uns an, mit diesem besonderen Veranstaltungsformat im Mauerwerksbau weiterzumachen“, unterstrich Michael Pröll, Technischer Geschäftsführer und Lehrbeauftragter an verschiedenen Hochschulen, die Bedeutung des Akademischen Mauerwerkstags. Der Akademische Mauerwerkstag wird in jedem Semester an einem anderen Hochschulstandort als Sonder-Lehrveranstaltung angeboten.
Ziegel Zentrum Süd e.V.
www.ziegelzentrumsued.de