8. Unipor-Architekturpreis für sieben innovative Ziegel-Objekte

Bereits zum achten Mal seit 1994 lobte die Unipor-Ziegel-Gruppe ihren renommierten Architekturpreis „Im Einklang mit der Natur“ aus. Alle zwei Jahre werden herausragende Objekte deutscher Ziegel-Architektur prämiert, die eine hohe architektonische Qualität mit ökologischem Bewusstsein verbinden. Die Siegerehrung fand am 12. Januar 2009 auf der Messe Bau in München statt. Die Jury setzte sich zusammen aus: Prof. Dipl.-Ing. Florian Musso (Lehrstuhl für Baustoffkunde und Baukonstruktion an der Technischen Universität München), Dipl.-Ing. Karl Cerenko (freier Fachjournalist und Architekt), Dipl.-Ing. Marc Oei (erster Preisträger 2007), Dipl.-Ing. Kastulus Bader (Unipor-Vorstandsvorsitzender) und Dr.-Ing. Thomas Fehlhaber (Unipor-Geschäftsführer).

Die hohe Anzahl an Einsendungen sowie die unterschiedlichen Arten der Ziegelbauweise zeigen uns immer wieder, wie facettenreich die Einsatzmöglichkeiten moderner Mauerziegel heutzutage sind“, stellt Unipor-Vorstandsvorsitzender Kastulus Bader fest. Die eingereichten Ziegel-Objekte überzeugten durch ihre architektonische Raffinesse, eine funktionale Aufteilung der Nutzräume sowie einen hohen umweltbewussten Anspruch. Unter den Einsendungen befanden sich aber nicht nur Wohnhäuser: Auch ganze Wohnanlagen, Hotels, Kindergärten und Schulen waren diesmal zahlreich vertreten und konnten mit ihrer architektonischen Qualität punkten.

Das gleichermaßen hohe Niveau der Sieger-Objekte machte die Entscheidungen der Jury, die unter dem Vorsitz von Prof. Florian Musso (TU München) stand, umso schwerer und ließ bei der Wahl der Sieger keine hierarchische Einteilung zu. Um allen innovativen Lösungen gerecht zu werden, entschied sich die Jury diesmal für fünf gleichwertige erste Plätze. Darüber hinaus hatte das Preisgericht die Aufgabe, die Sieger der beiden Sonderpreise „Mehrgeschossiges Bauen mit Ziegeln“ sowie „Ziegel und Wissenschaft“ zu ermitteln. Somit wurden insgesamt fünf erste Plätze mit einem Preisgeld von jeweils 1.800 € vergeben sowie zwei Sonderpreis-Sieger festgelegt, denen ein Preisgeld von jeweils 1.000 € zugesprochen wurde.

Preis 1a: Wohnbebauung mit klaren Strukturen   

Einer der fünf ersten Preisträger ist das renommierte Architekturbüro „Gerber Architekten“ aus Dortmund mit den von ihnen entworfenen Wohnhäusern in Essen. Das Objekt überzeugte die Jury vor allem durch die in allen Bereichen klare und logische Struktur. Von der Lage her bildet die Wohnbebauung den unteren Abschluss halbkreisförmig angelegter Bestandsbauten. Nach Westen hin entstand so ein großzügiger Grünbereich, der im Gegensatz zur Straßenrandbebauung im Osten steht. Dementsprechend sind auch die Fassaden gestaltet: Die Westfassade ist konsequent offen, während die Straßenfassade ziegelmäßig geschlossen ausformuliert ist. Klar erkennbar sind die tragenden Schotten, die jedoch nicht den Eindruck einer beengenden Rahmenbedingung entstehen lassen. Die Jury lobte vor allem die durchgehend einfache Struktur des Objektes, die trotzdem eine gewisse Raffinesse zeigt. „Insgesamt sind die Wohnhäuser ein gutes Beispiel zeitgenössischer Ziegelarchitektur ohne ideologische Verklemmtheit“ – so die Jury-Begründung.

Preis 1b: Konsequente Anpassung an die Umgebung

Die Blindeninstitutsstiftung in Regensburg der Architekten „Georg Scheel Wetzel“ aus Berlin betreut insgesamt 120 seh- und mehrfach schwer behinderte Kinder und Jugendliche zwischen drei und 21 Jahren. Die planerische Herausforderung bei dem Objekt lag in der Anpassung an die Umgebung: Die Neubauten mussten in ein landschaftliches und historisches Gelände am Rande der Stadt eingebettet werden. Diese Aufgabe wurde von den Architekten sehr gut gelöst und erhielt somit ebenfalls einen der ersten fünf Plätze beim 8. Unipor-Architekturpreis.

Insgesamt gesehen sind die Schule und Tagesstätte in Regensburg hierarchisch aufgebaut: Die öffentlichen Bereiche sind am zentralen Platz angeordnet, während das Gebäude zu den Klassen hin niedriger und privater wird. Die Fassadengestaltung der öffentlichen Seite ist durch grau reduzierte Verblendziegel bestimmt, die sich bis auf die zentrale Stützmauer ausdehnen. Das überwiegende Material in den Klassenräumen ist Holz. Doch am meisten besticht das Objekt durch seinen Charakter einer „Stadt in der Stadt“, der zusätzlich durch die genaue Anpassung an den Geländeverlauf betont wird. Mit der konzeptionellen Klarheit entsteht aber keineswegs der Eindruck der Monumentalität, was die Jury besonders beeindruckte.

Preis 1c: Flachdachkubus direkt am See

Das Architekturbüro „SHA Scheffler Helbich Architekten“ entwarf in Dortmund ein Einfamilienhaus in traumhafter See-Lage. Die strengen Vorgaben des Bebauungsplans wurden mit dem zweigeschossigen Flachdachkubus konsequent eingehalten. Auf der nördlichen Längsseite sowie zur Straßenseite hin zeigt sich das Gebäude geschlossen. Im Gegensatz dazu öffnet sich nach Süden und Westen hin jeweils eine großflächige Fensterfront, die über beide Geschosse reicht. Damit entspricht sie der offenen und großzügigen Architektur der Innenräume und dient gleichzeitig dem energetischen Konzept, viel Sonnenenergie ins Haus zu lassen. Zudem stellen die Fenster eine raumerweiternde Verbindung zur Freifläche her.

Auch im Innern des Wohnhauses setzt sich die geschickte Verbindung von offenen und geschlossenen Räumen fort. Optischer Mittelpunkt im Wohnbereich bildet die skulptural ausgeformte Treppe, die zudem mit ihrer mittigen Position genau die Gebäudebreite bestimmt. Neben der architektonischen Raffinesse überzeugt das Wohnhaus auch mit seiner umweltbewussten Bauweise: Die Anforderungen an den Standard eines Niedrigenergiehauses werden selbst ohne Anwendung von High-Tech-Komponenten erfüllt. „Den sparsamen Umgang mit Energie bewirken architektonische Mittel wie Kompaktheit, Zonierung und Orientierung“, urteilen die Jurymitglieder des Architekturpreises und vergaben dafür einen der fünf ersten Plätze.

Preis 1d: Funktionales Austragshaus in München   

Das Austragshaus der „Heiß + Kirchhof Architekten“ aus München besticht in erster Linie durch seine Funktionalität. In zweiter Baureihe entstand ein in jeder Hinsicht altengerechtes Wohnhaus für die Großeltern – klein, offen, funktional und leicht zu unterhalten. Damit wird im bestehenden, großen Haus für die nächste Generation Platz gemacht.

Die zurückhaltende äußere Erscheinung des Wohnhauses spiegelt sich auch im Innern wider: Die Räume sind klar und logisch angeordnet. Eine helle und freundliche Wohnatmosphäre entsteht durch die Kombination von weiß verputzten Wänden und Decken mit dem Material Holz für Böden, Fenster und Ausbauten. Für die Verbindung von Funktionalität und Wohlfühl-Atmosphäre im Innern vergab die Jury auch hier den ersten Preis.

Preis 1e: luxuriöses Stadthaus an der Spree

Das von den Architekten „Clarke und Kuhn“ geplante Wohnhaus in Berlin befindet sich auf einem schmalen Grundstück direkt an der Spree. Diese Gegebenheiten wurden von den Architekten geschickt genutzt. „Das Gebäude ist ein Paradebeispiel für ein modernes  und luxuriöses Stadthaus, das im Gegensatz zur Villa mit minimalem Grundstücksverbrauch auskommt“ – so das Fazit der Jury.

Aus Platzgründen sind die Wohn- und Schlafräume übereinander gestapelt, wobei Logik und Funktionalität nicht auf der Strecke bleiben. Auch die Befensterung des Gebäudes erschließt sich logisch: Ost- und Westseite weisen nur dort Fenster auf, wo sie unbedingt erforderlich sind. Dagegen steht die Südseite mit einer Fensterfront in voller Höhe. Damit öffnet sich das Wohnhaus der Sonne und gestattet einen grandiosen Blick auf das Wasser.

Sonderpreis: Mehrgeschossiges Bauen mit Ziegeln

Die Sozialwohnungen in Seefeld-Hechendorf des Architekten Peter Breining aus München beeindruckten die Jury des 8. Unipor-Architekturpreises und erhielten den mit 1.000 € versehenen Sonderpreis „Mehrgeschossiges Bauen mit Ziegeln“. Die 15 altengerechten und barrierefreien Wohnungen überzeugen trotz sparsamer Mittel durch ihre gestalterische Individualität. Der rechtwinklige mittels Durchgang getrennte Komplex gibt sich insgesamt formal unspektakulär. Zweigeschossig vorgehängte Bekleidungspaneele auf der Straßenseite schützen und betonen zugleich partiell die offenen Laubengänge und bieten so Farbe und Auflockerung. Auch im Erdgeschoss der Gartenfront kontrastieren die lachsfarbenen Paneelen gekonnt mit der weißen Putzfassade. Zudem setzen graue Stahlbalkone Akzente. Der große Baumbestand im Eingangshof wurde mit Geschick erhalten und verleiht dem Neubau den Charakter eines gewachsenen Ortes.

Sonderpreis: Ziegel und Wissenschaft

Die freigeformte Mauerschale „Shel(l)ter“ der Projektgruppe an der TU Dresden erregte die besondere Aufmerksamkeit der Architekturpreis-Jury. Als Forschungsarbeit konzipiert, wollten die Professoren und Studenten die rechnerische Nachweisbarkeit von Gewölbeschalen mit bewehrtem Mauerwerk aufzeigen. Jenseits von senkrechten und ebenen Bauelementen demonstriert die Mauerschale Möglichkeiten des Ziegel-Mauerwerks. In skulpturalen Arbeitstechniken wurde die Form entwickelt und auf Basis einer numerischen Modellierung so optimiert, dass sie standfest ist. „Die Mauerschale eröffnet grundsätzlich neue Einsatzgebiete für den Baustoff Ziegel und zeigt so eine faszinierende Seite des Mauerwerks“, fasst die Jury ihre Entscheidung zusammen. Auch dieser spontan ausgelobte Sonderpreis umfasst eine Geldprämie von insgesamt 1.000 €.

Neben den Geldpreisen vergab die Jury zusätzlich vier Belobigungen für weitere gelungene Einsendungen. „Die zahlreichen hochwertigen Einsendungen zum Architekturpreis zeigen uns, dass der Ziegel als Baustoff sehr beliebt und flexibel einsetzbar ist. Auch die diesjährigen Siegerobjekte beweisen auf anschauliche Weise das große Potenzial der Ziegelbauweise“, resümiert Unipor-Geschäftsführer Dr. Thomas Fehlhaber den Erfolg des 8. Unipor-Architekturpreises „Im Einklang mit der Natur“.

 

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