Hannover Messe: Trends der Antriebstechnik in der Gesamtschau
Mechanische Komponenten wie Getriebe, Wellenverbindungen und Wälzlager bilden das Rückgrat jedes elektrischen Antriebs. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Effizienz des Antriebssystems sowie zu seiner Langlebigkeit und Servicefreundlichkeit. Auf der Motion, Drive & Automation, die vom 8. bis zum 12. April im Rahmen der Hannover Messe ausgerichtet wird, kann der Besucher die aktuellen Neuheiten der weltweit führenden Hersteller live erleben.
Das Spektrum reicht von Kompaktantrieben, die unter anderem in den Fördersystemen der verketteten Industrieproduktion zum Einsatz kommen, bis zu Großgetrieben für den Anlagenbau und die Windtechnik. Auf dieses anspruchsvolle Anwendungsgebiet der mechanischen Antriebstechnik hat sich die Eickhoff Antriebstechnik GmbH spezialisiert. Das Unternehmen zeigt auf der MDA ein Getriebe für Drehmomente bis 2500 kNm, das in Windkraftanlagen der Drei-MW-Klasse zum Einsatz kommen wird.
Das dreistufige Getriebe bietet nicht nur einen hohen Wirkungsgrad, sondern auch eine minimale Schallabstrahlung. Geschäftsführer Dr. Ralf Wittor: „Unserem Kunden war die akustische Güte des Getriebes besonders wichtig. Mit dem N117/3000 setzen wir neue Maßstäbe hinsichtlich geringer Geräuschentwicklung.“ Zudem ist das Getriebe so konfiguriert, dass die Kraft- und Momenten-Einwirkungen auf die Triebstrangkomponenten sehr niedrig sind – eine wichtige Voraussetzung für langjährigen störungsfreien Betrieb.
Ebenfalls an die Hersteller von Maschinen und Anlagen mit hoher Leistung richtet sich ein Exponat von Stüwe. Das Unternehmen präsentiert auf der MDA eine Flanschkupplung für die Welle-Nabe-Verbindung unter hohen Wechselbelastungen, wie sie zum Beispiel in Schiffs- und Förderbandantrieben auftreten. Hier wird neben der Effizienz und Geräuscharmut ein weiteres Trend-Thema deutlich – die Servicefreundlichkeit: Die spielfreien Flanschkupplungen, die für Drehmomente bis 2300 kNm verfügbar sind, lassen sich im Unterschied zu thermisch oder anderweitig gefügten reibschlüssigen Verbindungen einfach und zerstörungsfrei montieren und demontieren.
In diesen großen Leistungsbereichen ist immer häufiger individuelles Engineering gewünscht anstatt Lösungen „von der Stange“. Dipl.-Ing. Jan Stüwe: „Wir gehen daher davon aus, dass sich die Gespräche mit den Antriebstechnikern auf der Hannover Messe auf die individuelle Auslegung der Welle-Nabe-Verbindungen in den unterschiedlichsten Einsatzfeldern konzentrieren werden.“ Diesen Trend sieht man auch bei der KTR Kupplungstechnik GmbH, die eigens ein Geschäftsfeld für „Engineered Solutions“ gegründet hat, das sich auf der MDA präsentieren wird.
Bei den kleineren Leistungen steht hingegen die Effizienz im Vordergrund. SEW-Eurodrive zeigt in Hannover neue Planetengetriebe für langsam laufende und drehmomentstarke Antriebe sowie die neuen zweistufigen Kegelradgetriebe-Baureihen K 19 und K 29 für Leistungen bis 130 Nm, die einen Wirkungsgrad von deutlich über 90 Prozent aufweisen und damit zu deutlichen Einsparungen im Energieverbrauch führen können. Die Getriebe lassen sich mit unterschiedlichen Elektromotoren und Umrichtern zu kompletten mechatronischen Antriebslösungen kombinieren. Das Gleiche gilt für die Antriebseinheiten von Nord Drivesystems für die dezentrale Antriebstechnik, die – Stichwort Systemtechnik – darüber hinaus mit spezifischen Steuerungsmodulen zum Beispiel für Positionierantriebe und Hubwerke zur Verfügung stehen.
Bei den Kupplungen steht neben der Servicefreundlichkeit auch die Anpassung an geänderte Anforderungen im Vordergrund. Die immer häufiger eingesetzten drehzahlvariablen Antriebe erfordern teilweise andere Kupplungskonzepte, weil die Antriebe in einem sehr viel breiteren Drehzahlband arbeiten. KTR wird in Hannover neue Kupplungsbaureihen vorstellen, die unter dieser Maßgabe entwickelt wurden. Als Beitrag zur Hochverfügbarkeit kann ein neues, ebenfalls von KTR entwickeltes Überlastsystem gelten, das den Antriebsstrang entkoppelt, wenn zu hohe Drehmomente auftreten.
Die Wälzlagerhersteller arbeiten kontinuierlich an neuen Lagerbaureihen, die sich durch reduzierte Reibung auszeichnen und damit einen Beitrag zu hoher Energieeffizienz der Antriebe leisten. Darüber hinaus verwenden sie neue Werkstoffe und Konstruktionsmerkmale, um die Lebensdauer der Lager weiter zu erhöhen. Beispielhaft für diesen Trend ist das Stehlagergehäuse, das Schaeffler in Hannover vorstellt. Es bietet eine um 50 Prozent gesteigerte Lebensdauer. Die Condition-Monitoring-Systeme, die einige Hersteller zeigen, haben ebenfalls eine Erhöhung der Lebensdauer und eine Verringerung ungeplanter Ausfälle zum Ziel.
Messebesucher, die sich für die industrielle Antriebstechnik interessieren, werden auf der MDA viele Innovationen und Technik-Trends kennen lernen. Interessante Einblicke dazu bietet das MDA-Forum in Halle 24 (Stand B22), dort werden Themen rund um die Antriebstechnik präsentiert. Im Fokus stehen Windenergieanlagen, Condition-Monitoring-Systeme und die Dichtungstechnik. Darüber hinaus werden die Themencluster Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Leichtbau in Expertenvorträgen vertieft. Das MDA-Forum ist somit die zentrale Plattform für den Knowhow-Transfer der Antriebs- und Fluidtechnik. „Der Maschinen- und Anlagenbau liefert entscheidende Innovations- und Leistungsbausteine für die Engineeringwelt von morgen, Spitzenqualität Made in Germany ist dabei stark nachgefragt. Der MDA kommt in diesem Zusammenhang als Leistungsshow eine zentrale Rolle zu“, sagt Hartmut Rauen, Mitglied der Hauptgeschäftsführung im VDMA und Geschäftsführer der Fachverbände Antriebs- und Fluidtechnik.
Lohnenswert ist zudem ein Rundgang über andere Leitmessen der Hannover Messe. Auf der „Industrial Automation“ zum Beispiel präsentiert sich die „elektronische“ Seite der Antriebstechnik einschließlich der übergeordneten Automatisierungstechnik. Die „Wind“ zeigt mit der Windkrafttechnik ein äußerst anspruchsvolles und die „MobiliTec“ mit der Elektromobilität ein ganz neues Anwendungsfeld von elektrischen Antrieben.
Deutsche Messe AG
www.messe.de