Ressourceneffizienz in der Ziegelindustrie – ein brillanter Beitrag zur Rohstoffsicherung
Wegen der globalen Verknappung von Rohstoffen hat die deutsche Bundesregierung ein nationales Ressourceneffizienzprogramm aufgelegt. Der Abbau von Rohstoffen soll massiv eingeschränkt werden. Im Gegenzug soll die Ressourceneffizienz durch Recycling erhöht werden. Vor diesem Hintergrund beginnt der Vortrag mit dem berühmten Blick über den Tellerrand. Wie sieht es mit dem Thema Ressourceneffizienz in anderen Teilen der Welt aus?
Unabhängig jeglicher Rangfolge steht fest: Ziegel werden seit über 6 000 Jahren aus Ton hergestellt und dabei handelt es sich um einen fossilen Rohstoff. Ton entsteht durch Verwitterung, Erosion, Transport und Sedimentation über Millionen von Jahren in geologischen Zeiträumen. Bei einem weltweiten Tonverbrauch von derzeit rund 430 Mio. t pro Jahr steht damit fest: Der Vorrat an Ton wird immer kleiner, es ist lediglich eine Frage der Zeit. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wenn uns das zunächst nicht weiter kümmern müsste, schließlich gibt es genug Ton in Deutschland. Aber der Eindruck täuscht. Wirklich guter Ton ist schon heute knapp. Im Hinblick auf regionale Rohstoffvorräte ist dabei auch entscheidend, dass gerade die besten, also die oberflächennahen Tone von den Ziegeleien bereits abgebaut wurden. Die Betroffenheit der Ziegelindustrie dokumentiert sich demzufolge im hohen Anteil an extern zugefahrenen Tonen und in der starken Abhängigkeit von überregional agierenden Tonlieferanten.
Wie können Lösungen im Recyclingbereich aussehen? Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, um den Verbrauch natürlicher Rohstoffe bei gleicher Wirtschaftsleistung zu reduzieren? Nach aktuellen Forschungsvorhaben stellt der Einsatz von fein aufgemahlenem Ziegelbruch einen technisch möglichen Weg dar.
Im Vortrag soll in Ergänzung hierzu ein weiterer Ansatz aufgezeigt werden. Es geht um die Erschließung alternativer Tonpotenziale, die bei der Mineralwäsche von Steinen und Erden anfallen. Das Mengenpotenzial ist so gewaltig, dass es in Summe gar nicht von der Ziegelindustrie aufgenommen werden könnte. Nach einer Studie der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) in 2010 hat sich gezeigt, dass der größte Teil dieser so genannten Waschschlämme für die Ziegelindustrie potenziell geeignet ist. So fügt sich das Kornband dieser Stoffe nahezu perfekt in das Kornband gängiger Ziegelmassen ein. Und auch die Mineralogie sieht nicht schlecht aus, sodass ein Einsatz sowohl bei der Herstellung von Mauerziegeln als auch von Dachziegeln möglich erscheint.
Doch auch hier gibt es einen begrenzenden Faktor: Mehr als 90 % der Waschschlämme werden derzeit noch in Schlammteichen deponiert und sind damit in der Ziegelindustrie nicht einsetzbar. Weniger als 10 % der Schlämme werden über Filterpressen soweit entwässert, dass sie in Form von Filterkuchen eingesetzt werden könnten. Was wir also dringend brauchen, sind Filterpressen anstelle von Schlammdeponien. Ganz wesentlich ist: Die Filterpressen müssen in die Nähe der Ziegelwerke. Schließlich soll Ressourceneffizienz nicht durch Massentransporte erkauft werden.
Es erschließt sich plötzlich wieder ein Potenzial an regional verfügbaren Rohstoffen, wovon man gar nicht mehr zu träumen gewagt hätte. Das ist dann wirklich ein brillanter Beitrag zur Rohstoffsicherung.
EurGeol Dr. Lutz Krakow, ClayServer GmbH,
Ostercappeln-Venne, Deutschland