Lingl – insolvent trotz Markterfolg, aber zuversichtlich
Die Insolvenz, in der sich das Krumbacher Maschinenbauunternehmen Lingl Anlagenbau GmbH befindet, ist außergewöhnlich. Dass der Antrag beim Amtsgericht Neu-Ulm am 4. Oktober gestellt werden musste, hat, wie das Unternehmen erklärt, mit dem eigenen Markt- und Geschäftserfolg nichts zu tun. Vielmehr sei Lingl durch die finanzielle Verzahnung mit dem Schwesterunternehmen Lippert GmbH & Co. KG, dass am 29. September in die Insolvenz gegangen ist, in Schwierigkeiten geraten. Dadurch, so die Geschäftsführung von Lingl, hätten „die gemeinsamen Kredit- und Avallinien nicht mehr zur Verfügung“ gestanden. Zunächst sehr aussichtsreiche Bemühungen um eine eigene Unternehmensfinanzierung wären am 4. Oktober 2023 erfolglos eingestellt werden. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Nürnberger Rechtsanwalt Joachim Exner bestellt.
Restrukturierungen, so die Geschäftsführung, werde es keine geben. Der Geschäftsbetrieb werde trotz Insolvenz fortgeführt und die Aufträge der Kunden werden so, wie sie bestellt worden sind, abgewickelt. Man sei jetzt auf der Suche nach Investoren. Angesichts des guten Zustands von Lingl sei man zuversichtlich, dass der Verkaufsprozess positiv verlaufen werde und das Unternehmen im jetzigen Zustand verkauft werden könne. Mit einem neuen Besitzer werde man die Finanzierung stemmen und den erfolgreichen Weg, den man eingeschlagen haben, weiter beschreiten können.
Lingl auf Wachstumskurs – voraussichtlich 52 Millionen Euro Leistung in 2023
Lingl-Geschäftsführer Joachim Eibel betont, das Unternehmen sei Dank der vor zwei Jahren durchgeführten Restrukturierung am Markt fortgesetzt erfolgreich und wirtschafte gut. Habe man im zweiten Halbjahr 2021 noch 25 Millionen Leistung erbracht, seien es 2022 bereits 45 Millionen gewesen. In diesem Geschäftsjahr werde das Unternehmen, so Eibel, „sein Ziel von ca. 52 Millionen Euro Leistung verbunden mit einem deutlichen positiven Ergebnis erreichen.“ Deswegen sehe man die Insolvenz in einem anderen Licht als vor drei Jahren.
Eibel weiter: „Der aktuelle Auftragsbestand reicht bis weit in das Jahr 2024. Das Unternehmen ist rentabel, das Team schlagkräftig und optimistisch.“ Aufgrund der Geschäftsstruktur im Anlagenbau sei man allerdings von Krediten abhängig, um langfristige Projekte vorzufinanzieren. Dazu brauche es einen soliden Finanzierungs- und Bürgschaftsrahmen.
Lingls Weg in die Schug-Gruppe
Das Krumbacher Unternehmen war vor fast genau drei Jahren zuletzt insolvent gegangen. Mitte 2021 wurde Lingl von der Schug Group gekauft. Diese hatte 2017 bereits die Lippert GmbH & Co. KG, ein Oberpfälzer Maschinenbauunternehmen für Logistik, Automatisierung, technische Keramik sowie die Sanitär- und Porzellanindustrie, erworben. Die damals bestehende Finanzierung für Lippert wurde für Lingl erweitert und nutzbar gemacht.
Zuversicht im Unternehmen
Auf dieser Grundlage, so Eibel, habe man das Unternehmen neu aufgestellt, sich auf Innovationen fokussiert und sei erfolgreich wieder in den Markt eingetreten. Neben den guten Ergebnis- und Leistungszahlen führt er die große Zustimmung bei Lingls Kunden an sowie, dass eine Reihe von Projekten in Deutschland und weltweit mit sehr positiver Resonanz abgeschlossen worden seien. Das sei auch die Grundlage der Zuversicht, die sowohl Geschäftsführung als auch die rund 220 Mitarbeiter, darunter 20 Auszubildende, hätten.
Lingl werde, so Eibel, an diese erfolgreiche Entwicklung anschließen und auch in Zukunft die Branche mit Innovationen besonders im Bereich Automatisierung unterstützen. ZI wird darüber berichten.