Nachruf auf den einzigen Ziegler in Schleswig-Holstein
Am 14. Januar 2025 ist Heinrich Adolf „Polly“ Pollmann, 46 Jahre lang Inhaber und Geschäftsführer des Ziegelwerks Blomesche Wildnis in Glückstadt, im Alter von 75 Jahren gestorben. Mit ihm kommt die Geschichte unabhängiger Ziegelherstellung in Schleswig-Holstein zu einem Ende.
Geboren am 7. Mai 1949 in eine Zieglerfamilie war ihm die väterliche Ziegelei Spielplatz und die frühe Begeisterung für das Ziegeln eine lebenslange Prägung. Zeit seines Lebens sollte alles, was mit der Ziegelherstellung zusammenhing, ihm mehr Freude als Arbeit bedeuten.
Zur Ausbildung ging Heinrich Pollmann an die Staatliche Zieglerschule – Ingenieurschule Landshut. Dort erwarb er nicht nur einen Abschluss als Ingenieur für Grobkeramik, sondern auch Kontakte mit Kommilitonen, die sein Leben lang hielten.
Auf Bitten seines Vaters kehrte er 1973 zurück und übernahm das Ziegelwerk. Als Bedingung setzte er durch, dass der bis dahin genutzte Ringofen durch einen modernen Tunnelofen ersetzt wurde.
Heinrich Pollmann richtete Produktion und Produktauswahl auf die Zusammenarbeit mit Architekten und Bauherren aus. Kundenwünsche nahm er ernst und entwickelte individuelle, qualitativ hochwertige Produkte aus Marschenton. So gelang ihm, aus einem vergleichsweise kleinen Werk mit einer Jahrproduktion von sechs bis sieben Millionen Stück einen profitablen Anbieter von Premiumziegeln zu machen. In dieser Marktnische war Heinrich Pollmann als einziger Ziegler in Schleswig-Holstein auf Dauer erfolgreich. Von 13 Ziegelbetrieben in Schleswig-Holstein im Jahr 1975 blieb nur die Blomesche Wildnis übrig. Diese Leistung hängt eng mit der Person Heinrich Pollmanns zusammen.
Das Ziegeln war seine Leidenschaft. Um Technik und Produktion bis hin zu Entstörung und Nachtdienst kümmerte er sich persönlich. Er war neugierig und hat beständig Neuerungen und Ideen ausprobiert, um das Werk technisch auf der Höhe der Zeit zu halten und die Leistung zu verbessern.
Die Qualität seiner Produkte war ihm so wichtig wie die Zufriedenheit der Kunden. Dafür hat er selbst viel Arbeit und Mühe aufgewandt. Das betraf nicht nur die Produktion, sondern auch das Zusammenführen von Sondersortierungen.
Menschen gegenüber war Heinrich Pollmann sehr zugewandt und herzlich. Unterschiedslos grüßte er alle mit den Worten: „Komm rein, mein Freund“. Vielen bot er seinen Spitznamen Polly an. Seinen Mitarbeitern war er ein strenger, aber aufgeschlossener Chef. Ungewöhnlich für die Branche hat er Mitarbeiterinnen gefördert und kaufmännische und technische Verantwortung übertragen.
In seiner knappen Freizeit hat er die Ruhe genossen. Die größte Zerstreuung fand er beim Fußball, insbesondere bei Spielen des HSV.
Unabhängigkeit als Unternehmer war ihm sehr wichtig. Zugleich war er sehr kooperativ. Gern haben sich Zieglerkollegen Rat bei ihm geholt und er sein reiches Erfahrungswissen mit ihnen geteilt.
Im Jahr 2019 entschloss sich Heinrich Pollmann mit 70 Jahren, das Werk an das belgische Ziegelunternehmen Vandersanden zu verkaufen. Im Januar 2023 wurde das einzige Ziegelwerk in Schleswig-Holstein schließlich stillgelegt.
Die Ziegelindustrie wird Heinrich „Polly“ Pollmann als leidenschaftlichen und menschlichen Ziegler in Erinnerung behalten.