Ziegelherstellung und -verwendung in Dänemark und Schleswig-Holstein
Die 23. Internationale Tagung „Ziegeleigeschichte/Ziegeleimuseen“ fand vom 3. bis 5. Juli im dänischen Broager statt. Organisiert wurde sie in bewährter Weise vom Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V. in Kooperation mit dem LWL Industriemuseum Dortmund. Mitorganisator und Veranstalter war in diesem Jahr das Museum Sønderjylland Cathrinesminde Teglværk, das an der Flensburger Förde liegt. Sein 40 m hoher Schornstein kündet schon aus der Ferne von den Zeiten, als in dieser Gegend noch viele Ziegeleien existierten, die heute aber verschwunden sind. Aufgrund der Lage des Veranstaltungsortes in der Grenzregion zwischen Deutschland und Dänemark, lag der thematische Schwerpunkt der Tagung auf der „Ziegelherstellung und -verwendung in Dänemark und Schleswig Holstein“.
Am Sonntag, dem 3. Juli, führte die traditionelle Exkursion zunächst in die Ziegelei Matzen in Egernsund. Die 1750 gegründete Ziegelei stellt heute in achter Generation Ziegel her. Besonders interessant war während der Führung durch Carl und Peter Matzen die Ziegelherstellung auf der Petersen-Drehtischpresse. Als nächstes Exkursionsziel wurde das Industriemuseum Kupfermühle angesteuert, ein bedeutendes Zeugnis schleswigscher Industriegeschichte. Hier wurden bis 1962 mehr als 350 Jahre lang Kupfer- und Messingbleche produziert und verarbeitet. Zurück auf dänischem Boden, ging die Fahrt nach Christiansfeld. Diese Stadt wurde 1773 im Auftrag des dänischen Königs Christian d. VII. von der Herrnhuter Brüdergemeine gegründet. Im Jahr 2015 wurde Christiansfeld mit seinen aus Backstein-Sichtmauerwerk errichteten Bauwerken in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen. Den Abschluss des Tages bildeten eine Besichtigung des eindrucksvollen Backsteinbaus Schloss Sønderborg und ein festliches Abendessen im Schloss.
Ziegeleimuseen und Ziegelindustrie in Dänemark und Schleswig-Holstein
Zur Eröffnung der Tagung am Montag begrüßten der Präsident der dänischen Kalk- und Ziegelvereinigung Andreas Christensen sowie Bürgermeister Erik Lauritzen und Ratsherr Stephan Kleinschmidt, beide Sønderborg, die fast 60 Teilnehmer aus vier Ländern.
Einen Überblick über die „Ziegeleigeschichte der Flensburger Förde und der Ziegelei Cathrinesminde“ gab Torben A. Vestergaard, der das Museum Sønderjylland Cathrinesminde in Broager leitet und in dieser Funktion auch verantwortlich für die Tagung auf dänischer Seite war. Weitere Vorträge befassten sich mit der „Geschichte der Ziegelwerke in Ostjütland“, Jacob Hanquist Petersen/Verner Bierge, Horsens, und der „Geschichte der Ziegeleien Schleswig-Holsteins“, Prof. Dr. Martin Pries, Lüneburg. Peter Matzen, Graasten, beschrieb „Die aktuelle, nicht immer einfache Lage in der dänischen Ziegelindustrie“.
Ziegelarchitektur in
Dänemark und Schleswig-Holstein
In einem weiteren Themenkomplex befassten sich die Referenten des ersten Tages mit dem Bauen mit Ziegeln aus historischer und heutiger Sicht. Die Vorträge zur „Geschichte der Backsteinarchitektur in Dänemark und der Schleswiger Grenzregion“, Peter Dragsbo, Sønderborg, und zur „Backsteinarchitektur in Flensburg“, Henrik Gram/Eiko Wenzel, Flensburg, wiesen auf die jahrhundertealte Tradition des Backsteinbaus in der Region sowie auf ihre gemeinsame wie spezielle Entwicklungen dieser Bauweise hin.
Die von Dietmar Walberg, Kiel, vorgestellten „Beispiele zeitgenössischer Architektur in Schleswig-Holstein“ bewiesen eindrucksvoll, dass auch heute noch ökonomisch, ökologisch und ästhetisch ansprechend mit Ziegeln gebaut werden kann. Neue Möglichkeiten der Fassadengestaltung mit keramischen Materialien schilderte Ola Wedebrunn, Kopenhagen, an „Beispielen zeitgenössischer Ziegelarchitektur in Dänemark“.
Nach Führungen durch das Ziegeleimuseum klang der Tag mit dem traditionellen Zieglerabend aus.
Der zweite Tag begann mit einem Vortrag von Helge Hansen (Aarhus) über die „Mörtelentwicklung in Dänemark - von der Wikingerzeit bis heute“. Dabei wurde dargelegt, welchen Einfluss die Mörtelentwicklungen auf das Bauen mit Ziegeln hatten und noch heute haben. Nach der sonntäglichen Exkursion u.a. in die UNESCO-Welterbe-Stadt Christiansfeld schilderte Jørgen Toft Jessen (Haderslev) detailliert die Entstehung und den Erhalt der durchweg in Backstein errichteten Gebäude der Stadt. Im Vortrag von Dr. Jørgen G. Berthelsen „Der Ringofen von Nivaagaard und die Ziegelwerke von Nordseeland“ wurde erläutert, dass schon sehr bald nach der Erfindung des Ringofens durch Friedrich E. Hoffmann diese Technik in Dänemark Einzug hielt und wie eines der ältesten erhaltenen Exemplare sorgfältig bewahrt wird.
Im Tagesordnungspunkt „Berichte aus den Museen“ informierten mehrere Teilnehmer über Neuigkeiten ihrer Arbeit des vergangenen Jahres. Von besonderem Interesse waren dabei die Kurzbeiträge über einige bisher nicht bekannte Aktivitäten in stillgelegten Ziegeleien.
Willi Kulke vom LWL Industriemuseum-Ziegeleimuseum Lage lud alle Teilnehmer vom 2. bis 4. Juli 2017 zur 24.Tagung nach Lage ein.
Unter dem herzlichen Applaus der Tagungsteilnehmer dankte Moderator Dr. Andreas Immenkamp den dänischen Organisatoren, mit Torben Vestergaard an der Spitze, sowie allen Referenten und der Live-Dolmetscherin Frau Schmidt für die sehr gelungene Tagung.
Dr.-Ing. Wolfgang Müller
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