Das Bauhaus und der Backsteinexpressionismus – Geschichte der Zieglerschulen
Die vom Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V. in Kooperation mit dem technischen Denkmal Ziegelei Hundisburg und dem LWL Industriemuseum, Landesmuseum für Industriekultur veranstaltete Tagung „Ziegeleigeschichte/Ziegeleimuseen“ in Haldenleben/Hundisburg widmete sich 2015 dem Schwerpunkt „Das Bauhaus und der Backsteinexpressionismus – Geschichte der Zieglerschulen“.
Die traditionelle Exkursion am Sonntag, 28. Juni, führte in diesem Jahr nach und in die Umgebung von Dessau. Als Erstes stand die Besichtigung des Bauhauses Dessau auf dem Plan. Das in nur einem Jahr gebaute heutige Unesco-Weltkulturerbe wurde von 1996 bis 2006 saniert und hat heute – als ein „Museum der Wärmebrücken“ – einen ständigen Sanierungsbedarf. Das sich ebenfalls in der Sanierung befindliche Schloss Oranienbaum begeisterte die Besucher u.a. mit dem mit Delfter Fliesen geschmückten Sommerkeller. Das industrielle Gartenreich Dessau-Wörlitz bot dann Gelegenheit für einen schönen Spaziergang, ehe der Tag im technischen Denkmal Ziegelei Hundisburg beim Zieglerabend ausklang.
Vom technischen Denkmal Ziegelei Hundisburg zum Backsteinexpressionismus
Thomas Webel, Minister für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt, betonte in seiner Ansprache die lange Zieglertradition, die es in Hundisburg gibt. Da es in der ehemaligen DDR kein Geld zur Modernisierung gab, konnte die produzierende Ziegelei 1990 direkt in ein technisches Denkmal umgewandelt werden.
Marion Nier und Wolfgang Kaiser eröffneten den Vortragsreigen und stellten den mehr als 70 Teilnehmern ihr Technisches Denkmal Ziegelei Hundisburg vor, von der Geschichte über die Entwicklung bis hin zu ihren Zukunftsperspektiven. Während eines Rundgangs erhielten die Teilnehmer anschließend Informationen zu den Gips- und Kalköfen auf dem Gelände. Mit Produkten wie historischen Gipsen hat sich die Einrichtung einen sehr guten Ruf erworben. In Hundisburg wurden z.B. über 20 t Marmorgips für den Fußboden des Neuen Museums in Berlin hergestellt. Ein Credo der Einrichtung lautet: „Nur was man nutzt, kann man erhalten“.
Weitere Themen waren „Die Tonlagerstätten in Sachsen-Anhalt“ und die „Anfänge der Haldenslebener Keramikindustrie vor 200 Jahren“.
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen des Bauhauses und des Backsteinexpressionismus. Die Arbeiten der Architekten Theo von Doesburg und Fritz Höger wurden dabei genauso behandelt wie der Backsteinexpressionismus im Ruhrgebiet und die Geschichte des österreichischen Werkbundes und der Werkbundmustersiedlung.
Bei einem zünftigen Buffet boten sich dann am Abend viele Gelegenheiten zum Erfahrungsaustausch der Museumskollegen untereinander.
Zieglerschulen und Berichte aus den Museen
Der zweite Vortragstag begann mit einem Überblick über 125 Jahre Zieglerausbildung. Anschließend stellte Dr. Andreas Immenkamp die „Zeche Quest – das Technikum in Lage/Lippe“ vor. Prof. Dr. rer. nat. W. Krcmar schlug mit seinem Referat „Zieglerschule war gestern – das Studium der Werkstofftechnik an der Technischen Hochschule Nürnberg“ den Bogen in die Gegenwart.
Nach einem sehr informativen Impulsreferat „In-Wert-Setzung von Sammlungsgut, Schwerpunktthema: Haben unsere Sammlungen eine Zukunft?“ von Dr. Ulrike Gilhaus informierten die Teilnehmer über Neuigkeiten aus ihren Museen.
Torben A. Vestergaard vom dänischen Ziegeleimuseum lud alle herzlich zur nächsten Tagung nach Cathrinesminde, Dänemark, ein, die vom 3. bis 5. Juli 2016 stattfinden wird. Die Ziegelei produzierte von 1732 bis 1968 und ist Vertreter einer typischen Ziegelei an der Flensburger Förde.
Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.
www.ziegel.de