Wienerberger im 1. Halbjahr 2023: Umsatzrückgang in einem schwachen Marktumfeld
Laut einer Pressemitteilung vom 10. August 2023 verzeichnete die Wienerberger Gruppe in der ersten Jahreshälfte 2023 einen Umsatzrückgang. Der erwirtschaftete Konzernumsatz belief sich auf 2.203 Mio. Euro (H1 2022: 2.572 Mio. Euro), rund 16,7 Prozent weniger. Anhaltend hohe Inflation, steigende Zinsen und eine deutlich reduzierte Erschwinglichkeit führten zu einer rückläufigen Nachfrage in allen relevanten Endmärkten der Gruppe.
Heimo Scheuch, Vorstandsvorsitzender der Wienerberger AG, kommentierte das Ergebnis folgerndermaßen: „Wienerberger hat sich im ersten Halbjahr 2023 in einem schwierigen Markt-umfeld erfolgreich behauptet. Vor allem angesichts der Abschwächung im Renovierungs- und Infrastrukturbereich sowie eines deutlich rückläufigen Neubautrends in Zentral-Osteuropa, angeführt von Polen und Ungarn mit Rückgängen von mehr als 40 Prozent, gefolgt von Deutschland. Auch unser nordamerikanisches Geschäft hat sich in einem rückläufigen Marktumfeld sehr gut entwickelt.“
Auf die schwächelnde Nachfrage reagierte das Unternehmen laut Pressemitteilung bereits in der zweiten Jahreshälfte 2022 mit einem strikten und kontinuierlichen Kostenmanagement, das im ersten Halbjahr 2023 zu Einsparungen in Höhe von 29 Millionen Euro führte. Zu den ergriffenen Maßnahmen gehören Schichtreduzierungen, die Stilllegung einzelner Anlagen in Kombination mit einer optimierten Auslastung der bestehenden Anlagen. Durch eine vorausschauende Beschaffungspolitik in den Bereichen Rohstoffe und Energie sowie ein proaktives Preismanagement sei die anhaltend hohe Kosteninflation in allen Regionen erfolgreich abgedeckt worden. Auf Basis dieser Maßnahmen erwirtschaftete Wienerberger im ersten Halbjahr 2023 ein operatives EBITDA von 454 Mio. Euro (H1 2022: 545 Mio. Euro).
Entwicklung in Regionen
Der Außenumsatz der Region Europa West sank im Vergleich zum Rekordergebnis des Vorjahres auf 1.165,7 Mio. Euro (H1 2022: 1.300,3 Mio. Euro). Das operative EBITDA blieb mit 224,8 Mio. Euro stabil (H1 2022: 225,5 Mio. Euro). Der Nachfragerückgang war vor allem im Neubaubereich zu beobachten, insbesondere in Großbritannien, Belgien, Deutschland, den Niederlanden und Frankreich. In den nordischen Ländern waren die Baubeginne rückläufig, Wienerberger profitierte jedoch von der verstärkten Präsenz in den Bereichen Mehrfamilienhäuser, Gewerbe und öffentliche Gebäude. Das eigene Rohrgeschäft folgte dem Trend im Neubau und war ebenfalls von einer insgesamt rückläufigen Nachfrage betroffen. Die Nachfrage nach Wienerberger Dachlösungen blieb aufgrund eines wachsenden Volumens an energetischen Sanierungen in allen Regionen auf einem zufriedenstellenden Niveau. Im Bereich Infrastruktur verzeichnete Wienerberger im Kunststoffrohrgeschäft eine rückläufige öffentliche Nachfrage nach Infrastrukturlösungen. Gleichzeitig konnte Wienerberger ihren Anteil am Sanierungsmarkt im Bereich der Wasserwirtschaft erhöhen.
Der Außenumsatz der Region Europa Ost sank in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres im Vergleich zum rekordverdächtigen ersten Halbjahr 2022 auf 614,1 Mio. Euro (H1 2022: 800,2 Mio. Euro). Das operative EBITDA belief sich im ersten Halbjahr 2023 auf 118,1 Mio. Euro (H1 2022: 210,1 Mio. Euro). Steigende Zinsen und zweistellige Inflationsraten drückten den Absatz im privaten und öffentlichen Bereich in allen Endmärkten des Unternehmens deutlich. Am stärksten betroffen war der Wohnungsneubau, zu dem auch Wienerbergers Rohrgeschäft zählt. Im Bereich Renovierung führten die geringere Leistbarkeit und das Ausbleiben staatlicher Förderprogramme zu einem starken Nachfragerückgang sowohl bei privaten als auch bei öffentlichen Auftraggebern. Im Gegensatz dazu blieb das Geschäft im Bereich Infrastruktur stabil, mit einer anhaltend hohen Nachfrage nach innovativen Bewässerungssystemen.
Die Region Nordamerika erzielte im ersten Halbjahr einen Außenumsatz von 422,3 Mio. Euro (H1 2022: 470,6 Mio. Euro). Gleichzeitig stieg das operative EBITDA von 109,8 Mio. Euro auf 111,2 Mio. Euro. Das Ziegelgeschäft entwickelte sich in der ersten Jahreshälfte mit einem Anstieg des Außenumsatzes gegenüber dem Vorjahr sehr erfreulich, obwohl die Nachfrage im nordamerikanischen Wohnungsneubau durch das anhaltend hohe Zinsniveau und die damit verbundene geringere Erschwinglichkeit gedämpft wurde. Der Südosten der USA verzeichnete hohe Zuwanderungsraten, die den Bedarf an Wohnraum in die Höhe trieben, während einzelne Regionen Kanadas saisonal warmes Wetter und eine hohe Nachfrage erlebten. Die erfolgreiche Integration von Meridian Brick trug wesentlich zum starken Ertragswachstum im nordamerikanischen Fassadengeschäft bei.
Ausblick 2023
Die anhaltend hohe Inflation und die weiter steigenden Finanzierungskosten sowie die restriktivere Vergabe von Hypothekarkrediten dämpften die Marktentwicklung vor allem in Europa stärker als von Wienerberger ursprünglich erwartet. Dagegen entwickelten sich die Endmärkte in Nordamerika wie erwartet. Unter der Annahme, dass das Markt-umfeld auch in der zweiten Jahreshälfte 2023 herausfordernd bleiben wird, passt Wienerberger die Prognosen für die Entwicklung der Endmärkte im Jahr 2023 an (vgl. Tabelle):
Insgesamt entwickelten sich die Endmärkte von Wienerberger deutlich schwächer als ursprünglich angenommen. Für das Geschäftsjahr 2023 erwartet das Unternehmen dennoch weiterhin eine starke Performance und wird ein operatives EBITDA von 800 - 820 Mio. Euro erwirtschaften.