Andere Länder, andere Probleme!

Um Spekulationen auf dem Immobilienmarkt in Peking einzudämmen, darf eine Familie in der chinesischen Hauptstadt künftig nur noch eine Wohnung erwerben.“ Mit dieser Anordnung der Stadtverwaltung sollten die „exzessiv steigenden Preise“ auf dem Immobilienmarkt eingedämmt werden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur China News Service. Die Stadtverwaltung ordnete demnach auch an, dass keine Kredite für den Wohnungskauf an Kunden vergeben werden dürften, die nicht nachweisen könnten, dass sie Steuern gezahlt haben. Auch müssen sie als Voraussetzung für eine Kreditaufnahme mindestens ein Jahr lang Sozialversicherungsbeiträge an die Stadt Peking gezahlt haben. Der durchschnittliche Preis für eine Wohnung in Peking liegt derzeit bei 21 164 Yuan (rund 2 340 €) pro Quadratmeter. Laut Medienberichten hat sich der Preis im Vergleich zum vergangenen Jahr verdoppelt.

Unterschiedlicher könnten die Wohnungsmärkte nicht sein. Auf der einen Seite eine sich überhitzende Baukonjunktur in einem sich schnell entwickelnden Land wie China, auf der anderen Seite Erstarrung in einem reifen Markt. Beide Entwicklungen sind schädlich für die Volkswirtschaften. In China wird die Blase demnächst zusammenbrechen. Viele neue Gebäude sind überhaupt nicht bewohnt, sondern Immobilien werden nur erworben, um sie dann mit etwas zeitlichem Abstand deutlich teurer weiter zu veräußern. Trotz der vielen Neubauten führt das zu einer Wohnungsnot, da die meisten Normalverdiener sich eine Immobilie bei diesen Spekulationsübertreibungen nicht mehr leisten können. Glücklicherweise sind die Ziegelprodukte aus China auf dem europäischen Markt nicht brauchbar, sodass wir uns nach dem Ende der Immobilienspekulationsblase nicht auch noch mit diesem Problem herumschlagen müssen. Die europäischen Zementanbieter können sich aber schon warm anziehen.

Eine fast zum Erliegen gekommene Wohnungswirtschaft wie in den letzten 15 Jahren in Deutschland, in der noch nicht einmal die Hälfte der langfristig benötigten Wohnimmobilien gebaut wird, führt ebenfalls in eine Sackgasse. Die Bevölkerung ist darauf angewiesen, dass Wohnungsraum vorhanden ist, der den geänderten Bedürfnissen in einer sich stark wandelnden Zeit entspricht. Insbesondere der Bau von seniorengerechten Wohnungen muss in den nächsten Jahren erheblich forciert werden. Es mehren sich die ersten Anzeichen, dass vor allem in Ballungsgebieten das Problem erkannt wird. Steigende Mieten und Preise machen die Mieterverbände, aber auch Investoren hellhörig. Wir müssen gemeinsam alles dafür tun, dass auch in der Politik diese Entwicklung ankommt und sie ihren Teil dazutut, mittelfristig wieder auf ein vernünftiges Niveau beim Wohnungsbau zu kommen.

Abgesehen von diesen rationalen Gründen wird erst dann auch in Deutschland wieder erheblich mehr gebaut werden, wenn – anders als in den letzten 15 bis 20 Jahren –
die Immobilie wieder einen Wertzuwachs verspricht. Wie man in anderen Märkten (Spanien, Irland, UK) in den letzten Jahren gesehen hat, geht dann die Post ab. In Deutschland war dies nur kurz nach der Wiedervereinigung der Fall, und seitdem verharrt der Markt in Schockstarre. Wir wollen keine Verdoppelung der Wertsteigerung im Jahr, und auch die Steigerungsraten in Spanien und Irland, die dort noch bis vor einigen Jahren erzielt wurden, haben sich letztlich als extrem schädlich herausgestellt. Eine moderate Erhöhung der Werte der Immobilien wäre jedoch sowohl für die Bauwirtschaft als auch für eine nachhaltige Entwicklung der Wohninfrastruktur Deutschlands sehr hilfreich. Anders als in Peking, sollen in Deutschland auch alle Interessierten investieren, je mehr desto besser!

 

Ihr

Martin Roth

Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.

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