Eines der größten Ziegelwerke Russlands produziert Sichtmauerklinker und mit Mineralwolle befüllte Großblockziegel
Unter der Anwesenheit des Leiters der Präsidialverwaltung Russlands, Seine Exzellenz Sergey Naryschkin, wurde am 25. November 2011 eines der größten Ziegelwerke auf dem Gebiet der russischen Föderation feierlich eingeweiht. Das vom deutschen Anlagenbauer Lingl aus Krumbach/Schwaben für das Unternehmen OOO „Gazstroy“ errichtete Werk besteht aus zwei komplett unabhängigen Produktionslinien. Es ist in Rjabovo, einer Ortschaft ca. 75 km südöstlich von St. Petersburg, angesiedelt, in der seit über 110 Jahren Ziegeleien beheimatet sind, die die dortigen Tonvorkommen sehr guter Qualität nutzen.
Für die Geschäftsführung von Gazstroy kamen für ihr Ziegelwerksprojekt ausschließlich deutsche Technik und deutsche Qualität in Frage – für die gesamte Produktionsanlage wählte man nur deutsche Lieferanten aus. Für den Hauptteil der Produktionsanlage, beginnend mit den Abschneidern bis zu den Verpackungsanlagen, überzeugten die exzellenten Referenzen von Lingl. Im Dezember 2009 wurden die Verträge unterschrieben. Die Installation der umfangreichen Ausrüstungen begann im August 2010 und die Abnahmeläufe für die beiden Produktionslinien fanden im Oktober und November 2011 statt.
Das Doppelwerk verfügt über imponierende Ausmaße: Die gesamte Lingl-Technik für die beiden Produktionslinien ist in einer Halle mit rund 180 m Länge sowie 140 m Breite untergebracht.
Linie A
Besonders stolz ist man auf die in der Linie A installierte Technik: Erstmalig werden in Russland porosierte, geschliffene und nach der Coriso-Methode mit Mineralwolle verfüllte Großblockziegel hergestellt. Diese Linie ist für eine Jahresproduktion von 180 000 t gebrannte Ziegel ausgelegt, wobei fünf russische Norm-Ziegelformate, beginnend bei 1 NF bis hin zu 14 NF, produziert werden. Diese Menge wird in 50 Wochen an sieben Tagen pro Woche mit je zwei 8-Stunden-Schichten produziert.
Die Ziegel werden mit dem Lingl-Bidirektionalabschneider geschnitten und anschließend direkt auf Trocknerlatten abgesetzt. Ein Ladelift belädt die Trocknerwagen, die anschließend den Lingl-Durchlauftrockner mit einer projektierten Trockenzeit von 74 Stunden durchlaufen. Der Trockner ist ca. 83 m lang und 36 m breit, verfügt über 8 Vorlaufgleise und 1 Rücklaufgleis und ist durchgängig mit insgesamt 130 Drehlüftern ausgestattet, womit ein sehr homogenes Trockenergebnis erreicht wird.
Nach der Trocknung werden die Ziegel mit einer Lingl-Setzmaschine auf die 6,80 m breiten Tunnelofenwagen gesetzt. Diese Tunnelofenwagen durchlaufen zuerst einen Vorwärmer, bevor sie in den gemauerten Lingl-Tunnelofen einfahren. Dieser Ofen ist in der Aufheizzone mit seitlich und auf der Decke montierten Hochgeschwindigkeitsbrennern ausgestattet, während die Brennergruppen der Hauptbrennzone ausschließlich auf der Decke montiert sind. Diese bewährte Konstruktion gewährleistet eine sehr gleichmäßige Temperaturverteilung bei einer minimalen Ofenlänge von hier 122 m. Die Gesamtlänge des Ofens mit der Ein- und Ausfahrtschleuse beträgt rund 144 m, die Ofendurchlaufzeit rund 35 Stunden.
Nach dem Brand werden die Ziegel mit einer Lingl-Entlademaschine auf eine Bandstraße abgesetzt. Vor der Verpackungsanlage sind in den Produktionsprozess eine Lingl-Planschleifmaschine Turbo sowie eine Lingl-Füllanlage mit Coriso-Technologie integriert. Deren Leistungsfähigkeit ist so bemessen, dass die gesamte Produktionsmenge im Durchlaufverfahren geschliffen, verfüllt und verpackt werden kann.
Der plangeschliffene Verfüllziegel stellt hinsichtlich Wärmedämmung und Schallschutz das derzeitige Optimum der keramischen Baustoffe dar. Der mit Mineralwolle verfüllte Coriso-Ziegel wurde von Unipor, einem bekannten Markenverbund verschiedener deutscher Ziegelhersteller, entwickelt. Mit Coriso-Mineralwolle verfüllte Ziegel verfügen über die bekannten Lochbilder der Block- und Planziegel, was Produktionsvorteile bringt. Der bei Gazstroy produzierte Ziegel durchläuft derzeit das Zertifizierungsverfahren nach russischen Normen und wird zukünftig im Geschosswohnungsbau seine Anwendung finden.
Eine Coriso-Füllanlage verfügt über ein speziell entwickeltes Verfahren zur Einbringung und Fixierung der Mineralwolle in die Ziegellöcher. Lingl, als exklusiver Kooperationspartner von Unipor, liefert die komplette Verfüllanlage aus einer Hand – bestehend aus Mineralwoll-Versorgungstechnik, Dosierapparaturen, Füllstrecke und Absaugtechnik.
Nach dem Füllen werden die Ziegel auf Holzpaletten gestapelt und mit dem Lingl-Kombipack-Folienschrumpfautomaten mit einer Folienhaube versehen.
Linie B
Auf der Linie B werden bei hohen Temperaturen bis 1 250 °C gebrannte Fassaden- und Pflasterklinker hergestellt. Die Produktionskapazität entspricht 120 000 Jahrestonnen, die, ebenso wie auf der Linie A, in 50 Sieben-Tage-Wochen mit täglich zwei Schichten à 8 Stunden produziert werden.
Auch hier werden die Ziegel mit einem Lingl-Bidirektionalabschneider geschnitten, wobei je nach Format der Schnitt mit bis zu 5 Drähten gleichzeitig erfolgt. Je nach Bedarf werden die Formlinge auch mit einer integrierten Anfasvorrichtung angefast. Die auf Latten transportierten Ziegel werden mit einem Ladelift in die Trocknerwagen gesetzt. Die Trockenzeit in dem mit 95 Drehlüftern ausgestatteten Durchlauftrockner beträgt rund 75 Stunden. Dieser Trockner ist mit 71 m Länge und 31 m Breite etwas kleiner als der Trockner der Linie A und verfügt über 7 Vorlaufgleise und 1 Rücklaufgleis. Nach der Entladung der Trocknerwagen mit einem Ladelift werden die Ziegel mit einer Lingl-Setzmaschine auf 5,80 m breite Tunnelofenwagen gesetzt. Auch bei Linie B durchlaufen die mit Ziegeln besetzten Tunnelofenwagen zuerst einen Vorwärmer, bevor sie in den gemauerten Tunnelofen einfahren. Der mit Ein- und Ausfahrtschleuse ausgestattete Tunnelofen hat eine Gesamtlänge von 131 m und ist mit einer Hartschamotteauskleidung versehen, die einer Brenntemperatur bis 1 250 °C widersteht. Die Brennanlage ist zusätzlich mit Reduktionsbrennergruppen ausgestattet, wodurch beim Brand auf den Ziegeln schillernde Farbeffekte erzielt werden können. Während für die Lochziegel eine Brennzeit von 35 Stunden ausreicht, werden die Pflasterklinker in rund 60 Stunden gebrannt. Nach dem Brand werden die Ziegel von einer Lingl-Entlademaschine entladen und auf der Verpackungslinie auf Holzpaletten zu Versandpaketen gestapelt, mit einem Lingl-Kombipack-Automaten mit Schrumpffolie versehen und an die Paketabnahmestelle gefördert.
Die gesamte Produktionsanlage wird mit einer Lingl-Maschinensteuerung MBVL und der Lingl-Trockner- und -Ofensteuerung PCS7 gesteuert. Eine Online-Wagenverfolgung und ein professionelles Manager-Info-System erlauben die genaue Verfolgung des Produktionsflusses im Werk. Natürlich ist die Anlage auch mit einer Teleservice-Funktionalität ausgestattet, die schnelle Hilfe von außen ermöglicht und so die Fehlersuche erleichtert.
Zusammenfassung
Bemerkenswert neben der komplexen Größe des Projekts ist die absolut reibungsfreie Abwicklung des gesamten Auftrags. Hierbei ist hervorzuheben, dass es gelang, die Inbetriebnahmezeit dieses Großprojekts gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan um rund 10 % zu verkürzen! Das gesamte Projekt konnte in konstruktiver Zusammenarbeit mit dem Team von OOO Gazstroy abgewickelt werden. Belohnt wurde dies durch die erfolgte Abnahme der beiden Linien Anfang Oktober 2011 (Linie B) bzw. Anfang November 2011 (Linie A). Der komplikationslose Ablauf dieses bisher größten Lingl-Projekts auf dem Gebiet der Russischen Föderation unterstreicht erneut die bedeutende Rolle von Lingl als Zulieferer für die grobkeramische Baustoffindustrie.
Die von OOO Gazstroy produzierten Ziegel werden im Großraum St. Petersburg, der zweitgrößten Stadt in Russland, abgesetzt. Dort herrscht ein großer Bedarf an modernen Ziegelbaustoffen zur Errichtung zeitgemäßen Wohnraums.
Eine ausführliche Werksbeschreibung wird in einer der nächsten Ausgaben der Zi Ziegelindustrie International erscheinen.