54. Würzburger Ziegellehrgang – traditioneller Branchentreffpunkt
Rund 180 Teilnehmer trafen sich zum 54. Würzburger Ziegellehrgang in der LGA Würzburg, um sich über die aktuellen Themen der Branche zu informieren. Mit einem breiten Themenspektrum bot das Programm wieder für jeden etwas Interessantes.
Katharina Liepach, Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V., begrüßte im Namen des Verbandspräsidenten Helmut Jacobi die Teilnehmer zum Traditionslehrgang. Sie gab eine kurze Übersicht zu drängenden Fragen wie der TA Luft und des EEG.
Der Dienstag stand ganz im Zeichen der produktübergreifenden Schwerpunkte. Dr. med. Wolfgang Raab, BG Klinik für Berufskrankheiten, informierte im Auftaktvortrag über Berufskrankheiten in der Ziegelindustrie und stellte dabei Annahmen richtig, die so nicht zutreffen. Der weitere Nachmittag behandelte übergeordnete Themen wie die „Radioaktivität keramischer Baustoffe“. Dieter Rosen machte klar, dass der aus genormten Bauprodukten emittierte Anteil natürlicher Radioaktivität in Innenräumen vergleichsweise gering ist. Die Hauptursache für erhöhte Radonkonzentrationen in Gebäuden ist der Eintritt des Radons aus dem Baugrund über Schadstellen und ungenügende Abdichtungen und Risse in den erdberührten Bauteilen. Dr.-Ing. Anne Tretau fragte in ihrem Vortrag, ob die Ziegelherstellung fit für die Zukunft sei und legte u.a. die Auswirkungen der Produktvielfalt auf den Herstellungsprozess und auf den Kunden dar. In zwei Anwendungsvorträgen vermittelte Dr. Dieter Figge in seinem unverwechselbaren Vortragsstil interessante Punkte zur „Vermeidung von Verarbeitungsfehlern“ bei Vormauerziegeln und Michael Pröll erläuterte die Entwicklung bis hin zum Niedrigstenergiegebäude und die Konsequenzen für die Ziegelindustrie. Der gemeinsame Abend im Würzburger Hofbräu wurde dann ausgiebig für Fachgespräche unter den Ziegelerkollegen und mit den Zulieferern genutzt.
Am Vormittag des zweiten Tages standen Themen wie Rohstoffe, Analysen, Masseentwicklung, das Sol-Gel-Verfahren und der Einfluss des pH-Wertes von Ziegelmassen auf Plastizität und Bildsamkeit im Fokus der Vortragenden. Am Nachmittag wurde dann der Bogen von der Zerkleinerung über die Formgebung bis hin zu Energieeinsparungen an Trocknern und Öfen gespannt. Auch die Kraft-Wärme-Kopplung, die Luftmengenmessung und der Einsatz der Bildverarbeitung beim Einsatz von Robotern wurden behandelt.
Am Donnerstagvormittag wurden ein sensorgesteuertes Sortierverfahren zum Baumaterialrecycling ebenso wie Untersuchungen zur Dauerhaftigkeit von Ziegeln präsentiert. Weitere Schwerpunkte waren Riemchen, Brandschutz von Ziegelmauerwerk, der Geschosswohnungsbau mit Ziegel, Neues aus der Normung und ein innovatives Feuchtemessverfahren.
Viele Teilnehmer besuchten am Nachmittag im Rahmen der Exkursion das Fraunhofer Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg. Das imposante, von Zaha Hadid gebaute Gebäude, beeindruckte auch mit seiner Innenausstattung. In seinem Vortrag sprach Dr. Friedrich Raether über das Beherrschen von Wärmeprozessen und die Steigerung der Energie- und Materialeffizienz sowie die Produktqualität. Er machte die Aussage, dass ein kürzeres Sintern, dafür aber bei höheren Temperaturen, nicht nur eine Energieeinsparung, sondern auch eine einheitlichere Enddichte ohne Gefügeunterschiede mit sich bringt. Inwieweit sich diese Ergebnisse auf die Ziegelindustrie übertragen lassen, kann man sicher im ISC untersuchen lassen, das sich zum größten Teil über industriegeförderte Forschungsprojekte finanziert. Anschließend gab Dr. Jürgen Meinhardt einen Überblick über die Labore der Einrichtung, die danach besichtigt wurden. Die Gruppe war beeindruckt von den Möglichkeiten des ISC, das z.B. über mehrere REM verfügt. Interessante Einblicke gab es auch in Forschungsthemen der Einrichtung, wie z.B. bioabbaubare Barriereschichten.
Anschließend ging es zu einer Außenstelle des Instituts im Kloster Bronnbach, wo nicht nur Geräte entwickelt werden, sondern auch die Abteilung Restaurierung ihren Sitz hat. Nach einem Vortrag über das Leistungsspektrum wurden die beiden Abteilungen besichtigt. Vom umfangreichen Programm etwas erschöpft, besichtigten die Teilnehmer dann noch das ehemalige Zisterzienserkloster Bronnbach, bevor der Lehrgang bei einem gemeinsamen Abendessen schloss.
Der Lehrgang 2016 findet vom 6. - 8. Dezember wieder in der LGA Würzburg statt.
Anett Fischer