Die Falzziegelwerke Carl Ludowici und ihr Ziegelangebot von 1857 bis 1914/17

Es handelt sich hier um den IFS-Bericht 39/2011 der zugleich die Dissertation des Autors zur Erlangung des Grades Doktor-Ingenieur an der Technischen Universität Kaiserslautern ist.

Die Falzziegelwerke Carl Ludowici in Jockgrim/Pfalz waren einmal das größte und modernste Dachziegelwerk weltweit und die Zieglerfamilie Ludowici schrieb fast 150 Jahre lang Dachziegelgeschichte. Die von drei Generationen der Familie Ludowici konstruierten Ziegelmodelle bestimmten maßgeblich die Entwicklung des modernen Dachziegels.

Carl Ludowici war der erste Falzziegelfabrikant in Deutschland, der ab 1857 den 1841 in Frankreich erfundenen Herzziegel herstellte. Diesen Prototyp des Falzziegels wesentlich zu verbessern war das Ziel seines Sohnes Wilhelm Ludowici, was ihm mit dem legendären, 1881 patentierten, Muldenfalzziegel Z1 auch gelang. Dieser markiert den Beginn einer einzigartigen Erfolgsstory, die den Namen Ludowici zu einem Synonym der Entwicklung des modernen Dachziegels gemacht hat. Was bis heute fasziniert ist der Erfindungsreichtum und die Modellvielfalt des Ludowici-Produktprogramms. So umfasst der Ludowici-Katalog von 1914 allein 12 Produktgruppen mit rd. 400 verschiedenen Modellen.

115 Jahre nach der Firmengründung stellte das Falzziegelwerk Ludowici in Jockgrim, 1972 die Fertigung ein. Zur Hinterlassenschaft gehörte auch eine weltweit wohl einmalige Sammlung von 784 Ziegelmodellen und Mutterformen aus der Zeit von 1857 bis 1954. Bis 1999 in einer zum Abriss bestimmten Werkshalle untergebracht, war ihr Bestand gefährdet. Daher führte der als praktischer Denkmalpfleger des Landes Rheinland-Pfalz tätige Autor, ab August 1999 eine Bestandsaufnahme durch. Bei der Erfassung und typmäßigen Katalogisierung der Modelle erkannte W.-M. Müller das hohe technikgeschichtliche Potential dieser Modellsammlung und die herausragende Bedeutung des pfälzischen Ziegelunternehmens Carl Ludowici für den modernen Dachziegel.

So entstand das vorliegende Werk, das in 13 Hauptkapiteln Geschichte rund um das Dach und den Dachziegel aufzeichnet: Die Ziegelherstellung im Historismus – Das Dach im Historismus – Die Falzziegeltechnik und -entwicklung – Die Ludowici-Firmengeschichte von 1857 bis 1917 – Das Ludowici-Ziegelangebot von 1857 bis 1914/17 - Die Sammlung der Ludowici Mutter- und Arbeitsmodelle – Die Ludowici-Werbung – „Katalogware“ auf heutigen Dächern- Ludowici Falz- und Formziegelentwicklung und ihr Einfluss auf die Ziegelkonkurrenz - u.a.  Hilfreich und wertvoll ist auch der umfangreiche Anhang mit der Liste der erfassten Modelle, Quellenverzeichnis, Abbildungen, Register und Glossar.

Die Entwicklung der Ludowici-Ziegel setzt sich mindestens bis in das Jahr 2000 fort. Das Ziegelangebot bis 1917, das den Schwerpunkt der Arbeit bildet, fällt ist die Zeit des Historismus und die wohl vielseitigste und schöpferischste Phase der Ludowici-Entwicklungen. Trotz hoher Verluste im 2. Weltkrieg haben sich verschiedene Ludowici- Dachdeckungen erhalten, wie der Autor eruiert hat. So werden heute wieder verschiedene Modelle als Restaurationsziegel gefertigt, was dem Buch über den geschichtlichen Bezug hinaus, eine wichtige praktische Bedeutung verleiht.  

Die Modellsammlung ist heute in einem eigens dafür errichteten Schuppen untergebracht. Eine Auswahl der entwicklungsgeschichtlich wichtigsten Modelle ist im Ziegelei Museum Jockgrim im Brennkanal des teilweise erhaltenen Ringofens II öffentlich zugänglich ausgestellt.

Ein gut recherchiertes Buch mit einer Fülle neuer und wenig bekannter, interessanter Informationen, dem man wünscht, dass es von einem breiten Fachpublikum gelesen wird. Fast schon eine Pflichtlektüre für alle die sich im weitesten Sinne mit der Dachdeckung und dem historischen Dachziegel beschäftigen oder dafür interessieren, wie z.B. Architekten, Denkmalschützer, Restauratoren, Dachdecker, Dachziegler u.v.a.m.