IAB-Baustoff-Forum Ziegel: Entwicklungen. Trends. Perspektiven.

Die Zukunft der Ziegelbranche

Das diesjährige IAB-Baustoff-Forum, durchgeführt am 5. März 2020, war eine der letzten Veranstaltungen für die deutsche Ziegelindustrie vor der Corona-Krise. Diese warf bereits ihre Schatten voraus, denn mit 40 Teilnehmern war das Forum nicht so gut besucht, wie in den letzten Jahren.

IAB-Institutsleiter Dr.-Ing. Ulrich Palzer begrüßte die Teilnehmer zu einem interessanten Vortrags- und Besichtigungsprogramm, bei dem Themen, wie die aktuelle Energie- und Klimapolitik, die Steigerung der Ressourceneffizienz und andere im Fokus standen.

Dr.-Ing. Barbara Leydolph führte durch das Vortragsprogramm, das mit einem Überblick von Dipl.-Ing. Daniel Krüger, ECG – Energie Consulting GmbH, zu den „Aktuellen Marktpreisentwicklungen und gesetzlichen Neuregelungen im Energiesektor“ startete. Krüger erwartet sowohl für Erdgas als auch Strom zukünftig steigende Preise. Insbesondere bei Strom werden sich steigende Netzentgelte durch den Ausbau dezentraler Netze auf den Preis auswirken. Nur auf erneuerbare Energien zu setzen, wird in Deutschland nicht möglich sein, auch wenn 2019 so viel erneuerbare Energie erzeugt wurde, wie nie zuvor.

Das „Klimaschutzprogramm 2030 und seine gesetzliche Umsetzung“ war das Thema von Dipl.-Ing. Katharina Armbrecht, Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e. V. Sie stimmte die Branche auf große Herausforderungen ein. Im Klimaschutzgesetz 2030 wird von der Industrie eine Halbierung der CO2-Werte bis 2030 gegenüber 1990 gefordert. Eine jährliche Überprüfung der Zielerreichung und Sofortprogramme sollen für die Durchsetzung sorgen. Die Ziegelindustrie mit ihren derzeit ca. 1,5 Mio. t/Jahr macht dabei aber nur einen geringen Teil aus. Die gesamte deutsche Industrie soll im Jahr 2030 maximal etwa 140 Mio. t emittieren.

Im Gemeinschaftsvortrag „Sortierung – optisch oder doch magnetisch?“ stellten Dipl.-Ing. Sebastian Müller und Prof. Dr.-Ing. habil. Anette Müller, IAB Weimar gGmbH, neueste Erkenntnisse beim Sortieren von Bauschutt vor. Gemische aus verschiedenen Abbruchmaterialien sind nicht als Substitute geeignet. Ziegelbruch muss nahezu sortenrein vorliegen, um z. B. in Zementen eingesetzt werden zu können. Die Teilnehmer hatten an den Vortrag anschließend die Gelegenheit, die vom IAB gemeinsam mit anderen Firmen entwickelte Freifallstation zu besichtigen und das damit gewonnene Material zu begutachten. Auch der Drehrohrofen wurde im Betrieb vorgestellt. Seine Einsatzmöglichkeiten wurden dann im letzten Vortrag des Tages präsentiert.

Das Nachmittagsprogramm eröffnete Dipl.-Ing. (FH) Markus Martl, Hans Lingl Anlagenbau und Verfahrenstechnik GmbH & Co. KG, mit seinen Ausführungen zu „Produktionsdatenauswertung, Gesamtanlageneffektivität und digitaler Zwilling“. Eine Anlagenvisualisierung bringt nicht nur eine schnelle Übersicht und Life-Daten, sie unterstützt auch bei der Fehlerbehebung.

Welche „Anforderungen an ein modernes keramisches Labor für Produktion, Entwicklung und Forschung“ gestellt werden, zeigte Dipl.-Ing. Katrin Göhlert, Händle GmbH Maschinen und Anlagenbau, auf. Mit praxisnahen Simulationen von Produktionsabläufen können im Labor Prozesse vom Beginn bis zum Ende abgebildet werden und so wertvolle Unterstützung gegeben werden. Göhlert erläuterte die Funktionen in einem Betriebs-, Anwendungs- und Forschungslabor und die dafür notwendige Ausstattung. Der intensiv diskutierte Vortrag zeigte auf, dass zukünftig viel mehr Daten erfasst und vor allem ausgewertet werden, da die dafür notwendige Technik inzwischen vorhanden ist. Dazu gehört auch die Online-Erfassung von Daten.

Im letzten Vortrag des Forums präsentierte Dipl.-Ing. Daniela Hesky, IAB Weimar gGmbH, „MetaTone – als Grundlage für die Baustoffe der Zukunft“. In einem Forschungsprojekt wurden Tone durch den Brand in einem Technikums-Drehrohrofen bei Brenntemperaturen zwischen 650°C und 850°C kalziniert und ihre Reaktivität bestimmt. Diese hängt auch von der Mineralphasenzusammensetzung ab, Kaolinite erwiesen sich als besonders reaktiv. Einsatzmöglichkeiten der Meta-Tone sind u. a. Zemente und Betone, aber auch Fliesen oder Mörtel.

Dr.-Ing. Ulrich Palzer und Dr.-Ing. Barbara Leydolph luden die Teilnehmer abschließend zu kommenden Veranstaltungen des IAB ein, deren Durchführung von der Entwicklung in der Corona-Krise abhängen wird. Hoffen wir alle gemeinsam, dass sich die Vertreter der Branche 2022 gesund wieder zum nächsten Baustoff-Forum Ziegel treffen werden.

IAB – Institut für Angewandte Bauforschung Weimar gGmbH
www.iab-weimar.de

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