Einfluss der Erdgasbeschaffenheit auf Industrie-
prozesse (Keramik)
In den letzten Jahren hat die Diskussion über schwankende Erdgaszusammensetzungen sowie die Auswirkungen solcher Schwankungen auf Endverbraucher in Haushalt, Gewerbe, Industrie und Stromerzeugung immer mehr an Bedeutung gewonnen. Dies hat zahlreiche Ursachen: die Liberalisierung und Entflechtung etablierter Versorgerstrukturen, die Bestrebungen der EU, eine harmonisierte europäische Norm für Erdgas H zu schaffen (EN 16726:2016), die zunehmende Globalisierung der Gasmärkte und die vermehrte Einspeisung regenerativer Gase, etwa Biomethan oder zukünftig Wasserstoff aus „power-to-gas“-Anlagen. Auch wenn viele dieser Entwicklungen durchaus positiv zu bewerten sind, führen sie jedoch auch vermehrt zu Schwankungen der lokalen Gasbeschaffenheit beim Endverbraucher. In öffentlich geförderten Forschungsvorhaben wird untersucht, mit welchen Erdgasbeschaffenheitsschwankungen Anlagenbetreiber derzeit real konfrontiert werden und welche Auswirkungen auf die Verbrennung, die Wärmeübertragung, die Schadstoffemissionen und die Produktqualität auftreten können. Hierzu werden Langzeitmessungen durch eigens vor Ort installierte Messgeräte durchgeführt und statistisch ausgewertet, um ein deutschlandweites Bild lokaler Erdgasbeschaffenheiten zu erhalten. Solche Daten können einen wertvollen Beitrag in der aktuellen Diskussion leisten und zudem veranschaulichen, worauf sich die Betreiber, aber auch die Hersteller komplexer und empfindlicher Thermoprozessanlagen in Zukunft einstellen müssen.
Dr.-Ing. Anne Giese, Gas- und Wärme-Institut Essen e. V.