Europäische keramische Industrie trotzt dem Terroralarm in Brüssel

Angesichts der zweithöchsten Terrorwarnstufe in den ersten Dezember-Tagen in Brüssel war es erstaunlich und erfreulich zugleich, dass sich über 120 Teilnehmer zur 16. Auflage des Europäischen Parlamentarischen Forums für die Keramikindustrie einfanden. Aus Sicherheitsgründen fand die Veranstaltung nicht wie üblich im Europäischen Parlament statt, sondern die Teilnehmer mussten sich im Keller eines nahegelegenen Hotels in einen Sitzungsraum zwängen. Trotz dieser Widrigkeiten waren noch nie so viele Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Vertreter der Kommission und der Ständigen Vertretungen von Nationalstaaten in Brüssel anwesend. Eine tolle Erfolgsgeschichte, wenn man dies mit den Anfängen der Veranstaltung vergleicht, als wir mit einem oder zwei Europaabgeordneten und einem Vertreter der Kommission und selten mehr als einem Duzend Teilnehmer zusammensaßen.

Auch die politische Agenda hat sich deutlich ausgeweitet. In diesem Jahr lautete das Thema: Wie lässt sich erreichen, dass die europäische Industrie nicht im internationalen Vergleich benachteiligt wird, sondern ein, wie es so schön heißt, „level playing field“ geschaffen wird? Im ersten Teil der Veranstaltung ging es dann auch um handelsrechtliche Regelungen, die insbesondere für die Porzellan-, Fliesen- und Sanitärindustrie wichtig sind. Man möchte verhindern, dass, durch eine Änderung der Regeln der WTO, China zukünftig fast ohne Beschränkungen nach Europa liefern kann. Erst wenn sich dieses Land auch an die Regeln des fairen Wettbewerbs hält und die staatliche Einflussnahme zurückdrängt, soll das möglich sein.

Für die grobkeramische Industrie deutlich bedeutender war der zweite Tagesordnungspunkt, in dem es um den Emissionshandel ging. Auch die Vertreter der Kommission, des Europäischen Parlaments und der Mitgliedsstaaten wollten sicherstellen, dass nach wie vor Investitionen, zum Beispiel in die Ziegelindustrie, in Europa sinnvoll sind und ein Abwandern der Industrie ins EU-Ausland unterbleibt. Wienerberger-Chef Dr. Heimo Scheuch befürchtet allerdings Folgendes: Wenn die Zahl der kostenlos zugeteilten Zertifikate für die Ziegelindustrie zukünftig so gering ist, dass erhebliche Zukäufe notwendig wären, wird kein Weg daran vorbeiführen, dass Ziegeleien innerhalb der EU geschlossen und Neubauten fast nur noch in Osteuropa und Nordafrika erfolgen werden.

Es bleibt zu hoffen, dass allen Beteiligten die ernste Lage von Teilen der keramischen Industrie bewusst geworden ist und sie mit diesen Gedanken im Hinterkopf eine Politik machen, die der Keramik in Europa auch zukünftig einen Platz sichert.

RA Martin Roth
Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.

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