Sozialverträglicher Wohnungsbau, qualitätsvolle Architektur und zeitgemäße Stadtentwicklung
Die jährliche Professoren-Tagung des Ziegel Zentrum Süd e.V. führte in diesem Jahr Professoren und Professorinnen der Architektur und des Bauingenieurwesens aus ganz Deutschland in den ziegelroten Norden der Republik. An der HafenCity Universität Hamburg diskutierte man am 21. September verschiedenste Ansätze für den Wohnungsbau. Anschließend lieferte eine dreitägige Exkursion durch Hamburg, Bremen und Lübeck Stoff für Anregungen sowie lebhafte Diskussionen.
Geschichte und relevante Themen der Zeit
Als Ortskundiger ging Jens-Uwe Zipelius, Professor an der HafenCity Universität Hamburg, auf das Weltkulturerbe der Hansestadt und die dort herausragenden Ziegelbauten Hamburger Architekten der Gründerzeit bis in die 1930er- bzw. 1950er-Jahre ein.
Anna Naumann, Projektleiterin von House of One, ließ hinter die Kulissen der Entstehung dieses Projektes von Kuehn Malvezzi Architekten aus Berlin blicken. Ein kraftvolles Gebäudekonzept im historischen Zentrum – Synagoge, Kirche und Moschee – soll in einem archaisch anmutenden Ziegelbau einen zentralen Ort der Begegnung für Gläubige untereinander und die säkulare Stadtgesellschaft in Berlin bilden.
Elke Reichel, Reichel Schlaier Architekten aus Stuttgart, trat zusammen mit Peter Schlaier in ihrem gemeinsamen Werkbericht über das Kunden- und Besucherzentrum der Firma Kärcher in Winnenden den Beweis an, dass ein ambitioniertes Firmengebäude zugleich Bauherrenschaft und Architekturwelt begeistern kann. Das mit dem Hauptpreis des Deutschen Ziegelpreises 2017 ausgezeichnete Bauwerk wertet in einem Ensemble einen ganzen Ortsteil auf.
Heike Piasecki, Bulwiengesa AG, München, analysierte in ihrem Vortrag aus Investorensicht die zahlreichen, oft bürokratischen Verzögerungsmechanismen, die Planen und Bauen in Deutschland zu einem häufig langsamen Prozess machen. Mit zahlreichen Praxisbeispielen untermauerte sie ihre Ausführungen und regte zugleich eine interessante Diskussion über Diskrepanzen zwischen Architekturqualität und Kommerz an.
Anne Kaestle, Duplex Architekten, erläuterte sehr überzeugend das kreative Konzept „Mehr als Wohnen“, ein Züricher Wohnprojekt, das „Wohnen“ deutlich weiter fasst.
Abschließend zeigte Volker Halbach, blauraum Architekten, „Wohnen am Hubland“ in Würzburg. 175 Wohneinheiten entstehen hier nach Plänen der Architekten aus Hamburg innerhalb von zwei Jahren Bauzeit, der Anteil an gefördertem Wohnraum von 51 % ist hoch. Die einschalige, massive Ziegelwandkonstruktion ermöglicht einen hohen Energiestandard und die Umsetzung der Vorgaben bezüglich Nachhaltigkeit und Ökologie vonseiten der Stadt Würzburg.
Exkursionsthemen Stadtentwicklung und Wohnen
Die Themen Stadtentwicklung und Wohnen bestimmten auch den Großteil des dreitägigen Exkursionsprogramms, das durch städtische Wohnquartiere verschiedener Epochen in Lübeck, Bremen und Hamburg bis in die Jetztzeit führte.
Die Exkursionsziele sollen eine Bandbreite von spannenden Anregungen für die eigenen Bau- und Übungsprojekte an den Hochschulen liefern. Deshalb spannte sich der Bogen weit: von historischen Stadthäusern aus den drei dicht bebauten, backsteindominierten Hansestädten zu Siedlungsansätzen wie der berühmten „Neuen Vahr“ mit dem Aalto-Hochhaus in Bremen. Aktuelle Stadtentwicklungsprojekte, die durch die Umstrukturierung alter Hafengebiete entstehen, waren weitere, viel beachtete Ziele. Die Führung durch die HafenCity in Hamburg beeindruckte durch die umsichtigen Rahmenbedingungen eines der größten innerstädtischen Stadtentwicklungsprojekte Europas. Daneben galt es, herausragende Architektur, wie das Deutsche Hansemuseum und die Drägerwerke in Lübeck, die Bremer Landesbank und natürlich die Elbphilharmonie, zu besuchen, ohne die Klassiker des Kontorhausviertels mit ihren gestalterisch qualitätsvollen Klinkerfassaden, wie das Hamburger Chilehaus, außen vor zu lassen.
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