10.02.2011 News: Unternehmen sehen zweistellige Gewinnsteigerung für 2011
Die Unternehmen in Europa planen für das Jahr 2011 Gewinnzuwächse im zweistelligen Bereich und wollen langfristiger in die Zukunft investieren. Das ergibt eine Online-Studie der globalen Strategieberatung Simon-Kucher & Partners mit 189 Managern der Bau-, Chemie- und Basismaterialindustrie in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Großbritannien und den Benelux-Ländern. Das Hauptaugenmerk der Befragten liegt auf Absatzsteigerung und dem Einsatz von Preismaßnahmen – und weniger auf Kostensenkungen. Außerdem plant über die Hälfte der Unternehmen, verstärkt in Forschung und Entwicklung (F&E) zu investieren sowie die Internationalisierung zu intensivieren. „Die neue nachhaltige Einstellung der Chemie- und Bauindustrie, ist begrüßenswert. Die Manager zeigen damit, dass sie mehr Vertrauen in langfristige Strategien setzen. Kurzfristige Schnellschüsse zur ebenso kurzfristigen Gewinnsteigerung sind kaum noch zu erwarten“, erklärt Dr. Fabian Braun, Studienautor und Partner bei Simon-Kucher. Allerdings gibt es bei den Befragten verschiedene Ansichten zur Gewinnerwartung: Über 10 Prozent planen Gewinnsteigerungen über 20 Prozent. Stagnierende Gewinne sehen 18 Prozent der Unternehmen, die Mehrzahl davon aus der Baustoffindustrie. Die optimistischsten Erwartungen haben die Unternehmen der Gebäudetechnik mit 20 Prozent Gewinnsteigerung, gefolgt von den Basismaterial- und Baustoffindustrien mit gut 13 Prozent sowie der chemischen Industrie mit 12 Prozent.
Absatz steigern, nicht Kosten senken
Die hohen Gewinnplanungen resultieren nach Meinung von zwei Dritteln der Manager aus Absatzsteigerungen. Konkret planen zwei Drittel der Befragten Absatzsteigerungen durch erweiterte Produkt- und Serviceangebote. Nur gut ein Drittel glaubt an Absatzsteigerungen durch Erhöhung der Marktanteile. Insbesondere in der chemischen Industrie und bei den Basismaterialherstellern sollen zusätzliche Gewinne über Preismaßnahmen erwirtschaftet werden. Während über 70 Prozent der Unternehmen der Chemie- und Basismaterialindustrien Preiserhöhungen als Gewinntreiber sehen, sind es nur gut 40 Prozent der Unternehmen der Baustoff- und Gebäudetechnikindustrien. „Preissteigerungen in der Chemie und den Basismaterialien werden die nachgelagerten Industrien, hier vor allem die Bauindustrie, mit Kostensteigerungen konfrontieren. Die Bauindustrie plant aber nur unzureichend, diese Kosten in Form von eigenen Preissteigerungen an die Kunden weiterzugeben. Hier liegt ein großes Risiko für die geplanten Gewinne in der Bauindustrie", warnt Dr. Karl-Heinz Sebastian, Leiter des Kompetenzzentrums ‚Chemie, Bau und Commodities‘ bei Simon-Kucher. Die Bauindustrie habe allerdings die Notwendigkeit, die Effizienz im Vertrieb zu steigern, besser erkannt als Chemie- und Basismaterialhersteller. 60 Prozent der Unternehmen in der Bauindustrie setzen auf Vertriebsoptimierung, aber nur 30 Prozent der Chemie- und Basismaterialunternehmen. „Hier werden Chancen vergeben, sowohl auf der Absatz- als auch auf der Kostenseite mehr rauszuholen", kommentiert Sebastian. Die Bedeutung klassischer Kostenmaßnahmen wie Reduktion der Verwaltungskosten, Umlaufvermögen oder kurzfristige Verbindlichkeiten schwindet. Nur die Kostenreduktion in der Produktion bleibt bei 44 Prozent der Befragten im Fokus, insbesondere bei der Gebäudetechnik (55 Prozent), die sich insgesamt auch die höchsten Gewinnsteigerungen vorgenommen hat.
Gewinn wird vorausschauender investiert
Ein klares Bild ergibt sich bei der geplanten Verwendung der Gewinne. Die Gewinne sollen in F&E, Kapazitäten, die Intensivierung der Internationalisierung und in Mitarbeiter investiert werden. Die Schwerpunkte der Investitionen variieren nach Industrie. Basismaterialhersteller setzen zu über 80 Prozent auf Kapazitäten, Chemieunternehmen auf Kapazitäten und F&E (je ca. 60 Prozent), Gebäudetechnikunternehmen vornehmlich auf F&E (rund 65 Prozent). Klar ist, dass die genannten Maßnahmen Priorität vor Gewinnausschüttungen oder Schulden-abbau bzw. Erhöhung des Eigenkapitals haben. Experte Braun sagt: „Die Unternehmen investieren ihre Gewinne in zukunftsorientierte und leistungssteigernde Maßnahmen. Kurzfristige Entnahmen spielen eine untergeordnete Rolle. Wer Schulden zurückfährt statt zu investieren, wird nicht viel erreichen.“
Investition in Leistung statt Preiskampf
Berater Braun bewertet die Studienergebnisse insgesamt als sehr positives Signal für die künftige wirtschaftliche Entwicklung im laufenden Jahr. Die Strategien und Maßnahmen für das Jahr 2011 sind langfristig angelegt. Kurzfristige Ad-hoc-Optimierung ist immer weniger gefragt, alle Zeichen stehen auf nachhaltiges Wachstum. Auch die Steigerung der Innovationsaktivitäten werden von Fabian Braun begrüßt: „Unternehmen, die vor zwei, drei Jahren trotz Krise in neue Produkte und Services investiert haben, können in diesem Jahr bereits die Früchte ernten. So wird auch wie geplant der Absatz gesteigert“. Als besondere Herausforderungen sieht der Industrieexperte jedoch die Umsetzung der geplanten Preiserhöhungen und die Steigerung und Verbesserung der Vertriebsaktivitäten. Sein Kollege Sebastian warnt: „Die Wirtschaftskrise ist in den Köpfen der Mehrzahl der Manager überwunden – das zeigen die auf langfristige Gewinne ausgerichteten Pläne. Trotz der optimistischen Aussichten dürfen Risiken durch die steigenden und weiterhin volatilen Rohstoffkosten aber nicht übersehen werden.“ Ausreichende Preiserhöhungen zur Weitergabe steigender Kosten müssten vorbereitet und konsequent umgesetzt werden. Sie seien – wie die nicht genutzten Effizienzpotenziale im Vertrieb – notwendig, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen.
Eine Studienzusammenfassung ist auf Anfrage erhältlich.
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