12.02.2010 News: Wienerberger kann 2009 trotz Krise den Free Cash-flow um 28% steigern

Die Wienerberger AG hatte in einem schwierigen Geschäftsjahr 2009 einen Umsatzrückgang von 25 % gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Das gesunkene Konsumentenvertrauen und vor allem die mangelnde Verfügbarkeit an Finanzierungen für Bauvorhaben haben zu einer deutlichen Abschwächung der Neubauaktivitäten in allen Märkten der Wienerberger geführt. Absatzeinbußen, etwas niedrigere Durchschnittspreise sowie die Kosten aus den umfangreichen Stillständen im gesamten Werksnetz, die im Rahmen des aktiven Working Capital Management zum Abbau der Lagerbestände umgesetzt wurden, führten bei Wienerberger wie erwartet zu schwächeren operativen Ergebnissen im abgelaufenen Jahr: Das vorläufige operative EBITDA (vor Restrukturierungskosten) ging um 53 % auf 208,6 Mio. € und das vorläufige operative EBIT um 92 % auf 19,0 Mio. € zurück. Restrukturierungskosten in Höhe von 121,4 Mio. € (davon 52,6 Mio. € cash-wirksam), die für Optimierungsmaßnahmen anfielen, Wertminderungen von Sachanlagen aus der Abwertung von Grundstücken in Höhe von 32,3 Mio. € sowie Firmenwertabschreibungen von 123,3 Mio. € führten zu einem vorläufigen EBIT nach Sondereffekten von -258,1 Mio. €. Nach Abzug des vorläufigen Finanzergebnisses von 37,5 Mio. € und Hinzurechnung der vorläufigen Steuern von 36,9 Mio. € ergibt sich ein vorläufiger Verlust nach Steuern von 258,7 Mio. € und ein vorläufiges Ergebnis je Aktie von -3,17 € (bereinigtes Ergebnis je Aktie: -0,34 €). Trotz der schwachen operativen Ergebnisse schaffte es Wienerberger, durch konsequente Umsetzung eines Kostensenkungsprogramms und insbesondere auch durch signifikante Reduktion von Working Capital und Investitionen in diesem schwierigen Marktumfeld den Free Cash-flow um beachtliche 28 % auf rund 250 Mio. € in 2009 zu steigern.

 

2009 stand bei Wienerberger im Zeichen der Restrukturierung 

„Das Jahr 2009 war für uns ein sehr herausforderndes Jahr und stand ganz im Zeichen der Restrukturierung“, kommentiert Heimo Scheuch, Vorstands­vor­sit­zen­der der Wienerberger AG, die heute präsentierten vorläufigen Zahlen. „Wir hatten im letzten Jahr in all unseren Märkten mit zum Teil signifikanten Nachfragerückgängen bei Baustoffen zu kämpfen. Die größte Enttäuschung war dabei sicherlich der nordamerikanische Markt, der bereits seit 2006 zurückgeht und 2009 mit weiteren Umsatzeinbußen von 36 % auf 149,0 Mio. € deutlich unter unseren Erwartungen geblieben ist. Belastet durch Kosten aus einer sehr niedrigen Kapazitätsauslastung von rund 20 % zur Reduktion von Lagerbeständen war das operative EBITDA im Segment Nordamerika mit -13,3 Mio. € negativ. Positiv anmerken möchte ich hier, dass wir trotz des schwierigen Marktumfeldes in den USA die Preise stabil halten konnten.“ In Zentral-Osteuropa, wo sich die Auswirkungen der Wirtschaftskrise erst Anfang 2009 zeigten, musste Wienerberger von dem guten Ertragsniveau 2008 ebenfalls deutliche Rückgänge hinnehmen. Der Umsatz ging in der Region um 35 % auf 579,4 Mio. € zurück. Negative Fremdwährungseffekte und um 10 % niedrigere Durchschnittspreise in lokaler Währung belasteten das operative EBITDA, welches mit 108,8 Mio. € um 58 % unter jenem des Vorjahres lag. In den Ländern Westeuropas war in den ersten sechs Monaten 2009 eine deutlich rückläufige Entwicklung im Wohnungsneubau zu verzeichnen, die sich in der zweiten Jahreshälfte etwas abflachte. Insbesondere in Großbritannien und Deutschland ließ sich in den letzten Monaten eine Stabilisierung der Nachfrage nach Baustoffen erkennen. Insgesamt lag der Umsatz in Höhe von 713,4 Mio. € in Nord-Westeuropa um 19 % und das operative EBITDA in Höhe von 102,5 Mio. € um 29 % unter den jeweiligen Vergleichswerten des Vorjahres. Zentral-Westeuropa erwirtschaftete einen um 10 % niedrigeren Umsatz von 373,2 Mio. € und ein um 24 % niedrigeres operatives EBITDA von 32,3 Mio. €.

 

Umsatz in Zentral-Westeuropa in Q4 auf Vorjahresniveau

In den letzten drei Monaten des abgelaufenen Jahres ist der Konzernumsatz um 21 % auf 400,0 Mio. € und das operative EBITDA um 59 % auf 31,1 Mio. € zurückgegangen. Das operative EBIT war aufgrund von Leerkosten aus verlängerten Winterstillständen mit -17,7 Mio. € negativ. Die vier Regionen der Wienerberger zeigten jedoch in diesem Zeitraum relativ unterschiedliche Entwicklungen. Im Segment Zentral-Westeuropa, wo rund 70 % der Beiträge aus Deutschland stammen,  lag der Umsatz mit 86,3 Mio. € in etwa auf Vorjahresniveau. In Nord-Westeuropa fielen die Rückgänge mit -11 % beim Umsatz und -10 % beim EBITDA moderater aus als noch in den Quartalen zuvor. Dazu beigetragen haben vor allem die von sehr tiefem Niveau leicht steigende Nachfrage nach Baustoffen in Großbritannien und eine stabilere Absatzentwicklung in Belgien. In den Regionen Nordamerika und Zentral-Osteuropa ist in den letzten Monaten keine Besserung des Abwärtstrends eingetreten. In Nordamerika ging der Umsatz um 40 % zurück und führte aufgrund der niedrigen Kapazitätsauslastung der Werke bzw. verlängerter Winterstillstände zu einem negativen operativen EBITDA von -4,3 Mio. €. Zentral-Osteuropa verzeichnete im Vergleich zur noch relativ guten Vergleichsperiode 2008 einen Umsatzrückgang von 34 % und ein um 59 % niedrigeres EBITDA. 

 

Wienerberger dank Aktionsplan und Kapitalerhöhung heute stärker denn je 

Wienerberger hat im abgelaufenen Jahr einen weitreichenden Aktionsplan zur Anpassung der Strukturen an die schwächere Nachfrage umgesetzt. Dieser umfasste die Anpassung der Kapazitäten an die Marktgegebenheiten, aktives Working Capital Management zur Reduktion der Lagerbestände, Kostensenkungen im Verwaltungs- und Vertriebsbereich sowie die Limitierung der Investitionen auf ein erforderliches Minimum. 31 Werke wurden geschlossen bzw. eingemottet, und zusätzlich kam es zu um­fangreichen Stillständen im gesamten Werksnetz, um die Vorräte abzubauen. Darüber hinaus stoppte das Unternehmen sein Wachstumsprogramm und stellte nur mehr Mittel für die Fertigstellung von bereits laufenden Projekten zur Verfügung. Insgesamt wurden in 2009 nur rund 134 Mio. € investiert, wovon rund 63 Mio. € für Instandhaltung ausgegeben wurden. Wienerberger konnte damit, ohne die Leistungsfähigkeit der Werke zu gefährden, die Instandhaltungsinvestitionen auf einen einmalig niedrigen Wert reduzieren und gegenüber dem Vorjahr um fast 40 % senken. Heimo Scheuch zeigt sich über das Ergebnis des Aktionsplans sehr zufrieden: „Wir konnten alle Ziele, die wir uns zu Beginn 2009 gesetzt hatten, sogar noch übertreffen. Durch unser rasches und konsequentes Handeln ist es uns gelungen, nicht nur Kosteneinsparungen von 160 Mio. € in 2009 zu realisieren, sondern auch die Vorräte um ca. 168 Mio. € und in der Folge auch die Nettoverschuldung auf rund 410 Mio. € zum Bilanzstichtag 2009 zu reduzieren. Wir haben schlanke Kostenstrukturen, eine starke Bilanz und sind nicht zuletzt auch dank der Kapitalerhöhung heute stärker denn je aufgestellt.“

 

Wienerberger bleibt bei Marktprognosen für 2010 sehr vorsichtig 

Wienerberger bleibt für 2010 vorsichtig, da die Visibilität auf die Märkte noch immer sehr eingeschränkt ist. „Ich bin ein positiv denkender Mensch und gehe davon aus, dass wir in den meisten Märkten das Schlimmste überstanden haben. Aber wann und in welchem Umfang der Aufschwung kommt, wage ich heute noch nicht zu sagen“, zeigt sich Heimo Scheuch zurückhaltend. „Nehmen Sie beispielsweise Amerika: Die NAHB (National Association of Home Builders) prognostiziert einen Anstieg bei Baubeginnen von mehr als 20 % in diesem Jahr. Ich würde mich freuen, wenn sie Recht behält, aber aufgrund der noch immer steigenden Arbeitslosigkeit sowie der hohen Zahl an Verpfändungen in den USA habe ich so meine Zweifel und gehe für die erste Jahreshälfte eher von einer stabilen Nachfrage nach Baustoffen auf niedrigem Niveau aus. Die Märkte in Zentral-Osteuropa sind ebenfalls nur schwer einzuschätzen. Polen ist aufgrund der starken Binnennachfrage das einzige Land in der Region, wo ich für 2010 eine gewisse Zuversicht habe. Bei den restlichen Ländern ist die Visibilität derzeit so eingeschränkt, dass ich keinerlei Prognose wage und auch weitere Nachfragerückgänge nicht ausschließen würde. In Westeuropa erwarte ich, dass wir zumindest das Absatzniveau von 2009 in diesem Jahr wieder erreichen können. In Großbritannien und Deutschland rechne ich zumindest mit einer leicht steigenden Nachfrage, während sich Belgien und Frankreich stabil sowie die Schweiz leicht rückläufig entwickeln sollten. In den Niederlanden gehe ich auch heuer nochmals von zweistelligen Rückgängen im Wohnungsneubau aus, da die Finanzierung noch immer knapp ist und der Wohnungsneubau dort sehr stark von Projektentwicklungsgesellschaften getrieben wird“, erläutert Heimo Scheuch seine Einschätzungen für 2010. Auf die Frage nach einer Dividende für 2009 antwortet Scheuch, dass eine diesbezügliche Entscheidung erst in den kommenden Wochen erfolgen wird.

 

Aufgrund von Kosteneinsparungen deutliche Ergebnissteigerung in 2010 erwartet 

Heimo Scheuch schließt aus heutiger Sicht weitere Werksschließungen für 2010 aus. „Wir haben unsere Kapazitäten dem Marktumfeld angepasst, und für mich ist der Restrukturierungsprozess damit abgeschlossen. Wir haben effiziente Strukturen geschaffen und werden uns jetzt mit voller Kraft auf das operative Geschäft konzentrieren. Dies bedeutet für mich in erster Linie die Forcierung unserer höherwertigen Produkte in bestehenden sowie deren Einführung in neue Märkte und eine weitere Intensivierung unserer Vertriebstätigkeit. Ich sehe 2010 trotz der eingeschränkten Visibilität positiv entgegen. Zwar wird unser Geschäft im ersten Quartal noch unter dem strengen Winter stark zu leiden haben, aber für das Gesamtjahr rechne ich bei stabilen Absätzen mit deutlichen Ergebnissteigerungen aufgrund von weiteren Kosteneinsparungen in Höhe von 35 Mio. €  und einer besseren Auslastung unserer Werke“, so Heimo Scheuch abschließend.

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