Belgische Ziegelproduktion in 2023 um 16 Prozent gesunken
Trotz der dunklen Wolken und des starken Gegenwinds, der im Laufe des Jahres 2023 aufgrund höherer Kosten und höherer Zinsen aufkam, wuchs der belgische Bausektor im vergangenen Jahr um durchschnittlich 1,9 Prozent, so die offiziellen Zahlen des Belgischen Instituts für Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Dieses Ergebnis ist sogar besser als das der gesamten belgischen Wirtschaft, die im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent gewachsen ist. Mehrere Indikatoren deuten jedoch auf eine weitere Abkühlung im Jahr 2024 hin. Der starke Anstieg der Hypothekenzinsen hat die Kreditaufnahme für eine Renovierung oder einen Neubau erheblich verteuert. Darüber hinaus sind die Bau- und Renovierungskosten viel schneller als die Inflation gestiegen. Dies hat die Nachfrage nach Neubauten und Renovierungen deutlich gedämpft. Neben den höheren Zinssätzen und den höheren Kosten haben auch die niedrigeren Energiepreise den Renovierungsmarkt stark gebremst.
Die Zahl der Baugenehmigungen, die in Belgien im Jahr 2023 sowohl für Renovierungen als auch für Neubauten erteilt wurden, war niedriger als im Jahr 2022. Nach Angaben von STATBEL, dem belgischen Statistikamt, belief sich die Zahl der Genehmigungen für Neubauten auf 50.768 Einheiten, was einem Rückgang von 7 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Die Genehmigungen für Einfamilienhäuser gingen um 12 Prozent auf 22.635 Einheiten zurück. Die Zahl der Genehmigungen für Wohnungen sank um weitere 2 Prozent auf 28.133 Einheiten. Die Zahl der genehmigten Renovierungen von Wohngebäuden in Belgien verringerte sich um 7 Prozent auf 27.475 Einheiten (STATBEL). Da die Zahl der erteilten Baugenehmigungen für neue Bauprojekte ein guter Frühindikator für die Bautätigkeit ist, deutet dies auf eine erwartete Verlangsamung der Bautätigkeit im Jahr 2024 hin.
Auch die belgische Ziegelindustrie spürte 2023 die Auswirkungen der nachlassenden Bautätigkeit. Die gesamte Ziegelproduktion in Belgien belief sich auf rund 2.172.000 Tonnen, ein Rückgang von 16 Prozent gegenüber 2022. Dabei wurden 809.000 Tonnen Ziegel für normales Mauerwerk und 1.363.000 Tonnen Vormauerziegel hergestellt. Seit einigen Jahren bieten die Ziegelhersteller neben dem klassischen Format auch schlankere Ziegelprodukte an. Die Produktion der schmaleren Öko-Vormauerziegel konnte auf 1.293.182 m² gesteigert werden. Das Segment der Riemchen entwickelte sich auf 675.220 m². Die Exporte beliefen sich auf 664.679 Tonnen, was etwa 31 Prozent der Gesamtproduktion entspricht und einen Rückgang von 41 Prozent bedeutet. Die Exportzahlen wurden auf der Grundlage einer Mitgliederbefragung und von Daten der Belgischen Nationalbank (BNB) ermittelt. Die Ausfuhren gingen hauptsächlich in die Nachbarländer. Das Vereinigte Königreich bleibt auch im Jahr 2023 das wichtigste Exportland für Vormauerziegel. Mit 187.455 Tonnen belaufen sich die Importe auf etwa 8,6 Prozent der belgischen Produktion (Quelle: BNB).
Die Aussichten für das Baugewerbe im Jahr 2024 sind ungewiss. Dennoch bieten sich für den Bausektor im Rahmen der langfristigen Energiewende enorme Chancen. 85 Prozent der Häuser entsprechen derzeit nicht den Energiestandards. Die Zahl der Renovierungen muss um das Drei- bis Vierfache erhöht werden, um die Klimaziele für 2050 zu erreichen. Auch der Ziegelsektor selbst steht angesichts des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Industrie und Gesellschaft bis 2050 vor großen Herausforderungen. In diesem Zusammenhang will auch der Sektor seinen Beitrag leisten. Mit einer im Juni 2023 verabschiedeten Charta haben sich die Unternehmen des Sektors verpflichtet, individuell über diesen Übergang nachzudenken und sowohl ihren Energie- als auch ihren Rohstoffverbrauch zu senken, ohne dabei Abstriche bei der Produktqualität und Funktionalität zu machen. In Anbetracht der Dematerialisierung von Produkten werden die Unternehmen bei der Werbung für ihr Angebot an die Kunden aktiv Öko-Formate einbeziehen.