Prognos-Studie: „Lieferunterbrechung von Gas – Fokus Ziegelindustrie. Produktions-, Wertschöpfungs- und Preiseffekte auf und durch die Ziegelindustrie in Deutschland“

Gasausfallsbedingter Produktionsstopp in Ziegelindustrie mit potenziell massiven Auswirkungen auf Baugewerbe

Ein Ausfall russischer Gaslieferungen hätte massive Produktionsausfälle in der deutschen Ziegelindustrie und erhebliche Effekte auf die vor- und nachgelagerten Branchen.

Das ist das Ergebnis einer von Prognos durchgeführten Spezifikationsstudie im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Ziegelindustrie (BVZi). Ziel der Untersuchung ist, die Folgen eines Gaslieferstopps auf die konkreten Bedingungen der Branche zu übertragen. Als Basis wurde die im Sommer veröffentlichte Vorläuferstudie „Folgen einer Lieferunterbrechung von russischem Gas für die deutsche Industrie“ genutzt. Das Szenario und der Zeitraum, zweites Halbjahr 2022, wurden übernommen. Zur Spezifikation der Folgenermittlung wurden branchenspezifische Besonderheiten berücksichtigt

Produktionsrückgang von 52 Prozent

Die Studie prognostiziert für die Ziegelindustrie infolge der angenommenen Gaslieferausfälle einen potenziellen Produktionsrückgang von rund 52 Prozent. Diese besonders hohe Betroffenheit resultiert aus den spezifischen Produktionsbedingungen der Ziegelbranche. Produktion von Ziegeln und Verbrauch von Erdgas können in einem einzelnen Werk aufgrund der großformatigen Öfen nicht proportional. Eine Produktionszusammenlegung erlaubt zwar die Abschaltung freiwerdender Öfen. Allerdings benötigen sie zehn Tage zum Herunterfahren. Schließlich verfügt die Branche nur über eine geringe Anzahl bivalenter Anlagen, die ein Ausweichen auf andere Energieträger wie Heizöl erlauben. Kurzfristig und wirtschaftlich lassen sich solche Anlagen nicht in ausreichender Zahl beschaffen. Grüne Alternativen sind noch nicht serienreif.

Direkte und vorgelagerte Folgen eines Produktionsrückgangs aufgrund einer Gasmangellage

Die Studie beziffert die direkten Folgen eines Produktionsrückgangs von 52 Prozent auf die Bruttowertschöpfung der Ziegelbranche mit einem Verlust 193 Mio. Euro.

Die indirekten Folgen betreffen auf der einen Seite Wertschöpfungsverluste bei den Lieferanten der Ziegelindustrie in Höhe von 223 Mio. Euro. Diese entstehen aufgrund des Rückgangs der Nachfrage nach Vorleistungsgütern in 22 Branchen. Vier Branchen, die zusammen rund die Hälfte aller Vorleistungsgüter der Ziegelindustrie herstellen, sind laut Studie besonders betroffen: (1) Keramik, bearbeitete Steine und Erden, Erze, (2) Steine und Erden, sonstige Bergbauerzeugnisse und Dienstleistungen, (3) Großhandelsleistungen ohne Kfz, (4), Landverkehrs- und Transportleistungen in Rohrfernleitungen.

Abhängigkeit der Bauwirtschaft von Ziegeln

Auf der anderen, nachgelagerten Seite sind die Abnehmer von Vorleistungsprodukten der Gütergruppe Keramik, bearbeitete Stoffe und Erden, betroffen. 73 Prozent dieser Güter gingen an Branchen im Baugewerbe: 31 Prozent an den Hochbau, 24 Prozent an Baustellen- und Bauinstallationsarbeiten, 18 Prozent an den Tiefbau.

Die Studie quantifiziert diesen nachgelagerten Wertschöpfungsverzicht nicht, bietet aber Argumente für eine qualitative Bewertung. Würde ein Produktionsausfall in genannter Höhe eintreten, wären die bundespolitischen Wohnungsbauziele aus Verfügbarkeits- und Kostengründen nicht erfüllbar. Denn Ziegel stellen mit einem Anteil von 30 Prozent den meistverwendeten Wohnbaustoff in Deutschland dar. Substitution in Form von Importen oder anderen Baustoffen wie Kalksandstein, Holz oder Beton scheitert weitgehend, so argumentiert die Studie, an kurzfristiger Verfügbarkeit und an höheren Kosten aufgrund von Transport- und Marktpreisen. Aus bauwirtschaftlicher Perspektive wäre mit einer entsprechenden Verringerung der Wertschöpfung im Baugewerbe und negativen Beschäftigungseffekten zu rechnen.

Attila Gerhäuser, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Ziegelindustrie, kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Die Prognos-Studie macht deutlich, welchen immensen Beitrag unsere Branche für die wohnungspolitischen Ziele von Bund und Ländern liefert. Bezahlbares Wohnen wird auch künftig ohne den Baustoff Ziegel nicht zu realisieren sein. Zugleich zeigt sie aber auch den dringenden Bedarf an alternativen Energieträgern“.

Die Studie „Lieferunterbrechung von Gas – Fokus Ziegelindustrie. Produktions-, Wertschöpfungs- und Preiseffekte auf und durch die Ziegelindustrie in Deutschland“ wurde im Oktober 2022 veröffentlicht. Sie steht auf der Website des BVZi zur Verfügung.

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