Gestiegene Exportnachfrage nach niederländischer Baukeramik in 2022

Der Jahresbericht der niederländischen Branchenvereinigung Koninklijke Nederlandse Bouwkeramiek (KNB) zieht eine gemischte Bilanz für das Jahr 2022. Der Entspannung nach dem Abklingen der Covid-Pandemie folgten die russische Invasion der Ukraine und massive Effekte auf Verfügbarkeit und Preise für Energie. Bautätigkeiten und Nachfrage nach grobkeramischen Produkten bewegten sich auf hohem Niveau. Die Aussichten für das laufende Jahr bewertet KNB als ungewiss. Der hohen Nachfrage nach Wohnraum stehen  durch Zinsanstiege schwierig er gewordene Baubedingungen entgegen. Eine weitere Herausforderung für Ziegelhersteller stellt die Umstellung auf Alternativen zum Erdgas dar.

Bauwirtschaft

Anfang 2022 trat ein neues Kabinett mit ehrgeizigen Bauzielen an: Bis 2030 sollen 900.000 neue Wohnungen entstehen. Zum Jahresende schien dieses Ziel in weiter Ferne: steigende Zinsen, steigende Baukosten, steigende Inflation, Arbeitskräftemangel, stagnierende Genehmigungszahlen, ein unlösbares Stickstoffproblem: der Mangel an ausreichendem (und bezahlbarem) Wohnraum ist noch lange nicht behoben. Doch entgegen allen Erwartungen blieb die niederländische Wirtschaft im Jahr 2022 stabil.

Allerdings sank die Zahl der neu erteilten Baugenehmigungen um 16 Prozent auf 63.000, laut Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS). Gleichzeitig hat die positive Entwicklung der Baugenehmigungen in den beiden Vorjahren die Zahl der Baufertigstellungen im Jahr 2022 angehoben: mit 74.000 (CBS) ein Plus von neun Prozent.

Mauerziegel

Trotz COVID und Ukraine-Krieg hat sich die niederländische Mauerziegelindustrie gut entwickelt. Der Gesamtabsatz niederländischer Mauerziegel stieg um 5 Prozent, angetrieben vom Export (+11 Prozent auf 420 Mio. Waalformaat (WF)). Der Inlandsabsatz blieb fast unverändert bei 513 Mio. WF. Importe in die Niederlande gingen um rund 3 Prozent zurück. Die Produktion lag leicht unter Vorjahresniveau, mit 872 Mio. WF statt 883 Mio. WF (-1,2 Prozent). Aufgrund der zunehmenden Verwendung von Riemchen sagen diese Zahlen nicht mehr viel über die Entwicklung der gesamten Ziegelfassadenfläche aus.

Pflasterklinker und Tondachziegel

Die Energiekrise drückte auf den Preisunterschied zwischen Pflasterklinkern und anderen Pflastermaterialien. Dennoch nehme die (Wieder-)Anerkennung des Pflasterklinkers als ästhetisch und nachhaltig besseres Material unvermindert zu. Zahlen legte KNB keine vor.

Die Nachfrage nach Dachziegeln blieb laut KNB im Jahr 2022 unverändert, was u. a. auf einen starken Renovierungsmarkt zurückzuführen sei. Engpässe bei den Lagerbeständen im Ausland während der COVID-Periode und Probleme bei einem großen Hersteller in Deutschland haben zu einem Nachfrageüberhang im Jahr 2022 geführt.

Erwartungshaltung

KNB sieht aufgrund der Gefahr einer weiteren Eskalation des Ukraine-Krieges, steigender Zinsen und der Ungewissheit über die politischen Folgen der Landtagswahlen große Unsicherheiten für den Bau- und Wohnungsmarkt. Dennoch bieten die Aussicht auf 100.000 neue Wohnungen pro Jahr bis 2030 und eine Renoveriungswelle bei Bestandsimmobilien positive Aussichten für den Absatz von Baukeramik. Kurzfristig sei davon allerdings nicht viel zu spüren. Währenddessen bleibt die Frage nach nachhaltigen Alternativen zum Erdgas bestehen.