KNB – Vereniging Koninklijke Nederlandse Bouwkeramiek

Niederlande: Nachfrage und Produktion von Mauerziegeln in 2023 eingebrochen

Der Jahresbericht der niederländische Branchenvereinigung Koninklijke Nederlandse Bouwkeramiek (KNB) zieht für das Jahr 2023 eine negative Bilanz. Wahlen und politische Sackgassen haben das vergangene Jahr geprägt: Provinzwahlen im März, der Sturz des Kabinetts Rutte IV im Juli und die nationalen Wahlen im November. Die Folgen waren politischer Stillstand bei der Stickstoffpolitik (die Stickstoffkrise behindert u.a. den Gebäudeneubau), das Bauthema und für die keramische Industrie wichtige Übergangs- und Klimafragen. Lediglich bei Preisinstrumenten zur Förderung nachhaltiger Produktion in der Baukeramikindustrie gebe es politische Fortschritte. Das gehe zulasten der Hersteller, denen grüne, gasförmige Alternativen zu Erdgas nicht zur Verfügung stehen. Das alles schlage sich in geringerer Produktion und Nachfrage von Mauerziegeln nieder.

Bauwirtschaft

Die Verwirklichung der ehrgeizigen Bauziele des Kabinetts, das Anfang 2022 sein Amt antrat, wurde 1,5 Jahre später durch einen vorzeitigen Rückschlag zunichte gemacht. Auch ohne diesen Rückgang gab (und gibt) es zu viel “Gegenwind” für den Bau von 900.000 neuen Wohnungen bis 2030. Die Ursachen sind vielfältig: stark gestiegene Arbeits-, Material-, Erschließungs- und Baukosten, höhere Zinsen, stagnierende Genehmigungen, Planungsgründe, aber auch Rückschläge bei Stickstoff, Netzüberlastung und Wasseranschlüssen. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Während die Bauproduktion insgesamt im Jahr 2023 leicht anstieg, schrumpfte die Produktion von neuen Wohnungen (minus 7 Prozent).

Insgesamt verzeichnete das Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS) im Jahr 2023 73.000 neu gebaute Wohnungen (minus 2 Prozent). Als Saldo aus Neubau, Teilung, Umwandlung, Abriss und Zusammenlegung meldete die Zentralregierung plus 90.000 neue Wohnungen.

Die Zahl der erteilten Genehmigungen für neue Wohnungen sank um 15 Prozent auf 55.000, laut CBS. Vor allem die Genehmigungen für Eigenheime gingen deutlich zurück, um rund 23 Prozent. Angesichts der durchschnittlichen Vorlaufzeit von 2 Jahren zwischen Genehmigung und Bau haben diese Zahlen Vorhersagewert für die Entwicklung der Bauproduktion in den Jahren 2024 und 2025.

 

Mauerziegel

Nach mehreren Jahren mit leichtem Wachstum ging der Absatz von niederländischen Mauerziegeln 2023 um bis zu  35 Prozent zurück. Im Ergebnis lag der Absatz bei knapp über 600 Mio. Waalformaat (WF). Das ist ein historischer Tiefstand.

Der Absatzrückgang erfolgte sowohl im Inland (minus 32 Prozent) als auch im Ausland (minus 39 Prozent). Letzteres steht im Einklang mit der europaweiten Stagnation auf den Wohnungsneubaumärkten.

 

Pflasterklinker

Der Rückgang des Bauvolumens betraf laut KNB im Jahr 2023 auch den Pflasterklinkermarkt. Trotz der schwierigen Marktsituation sollen Bauherren und Planer die ästhetischen und nachhaltigen Vorteile von Pflasterklinkern schätzen. Die Bedeutung von Kreisläufigkeit und Werterhaltung nehme zu, und Pflasterklinker leisten dazu einen wesentlichen Beitrag. Zahlen legte KNB keine vor.

 

Keramische Dachziegel

Auch die Nachfrage aus dem Neubaubereich nach keramischen Dachziegeln schrumpfte laut KNB im Jahr 2023. Die Nachfrage nach Modellen, die hauptsächlich im Renovierungsmarkt verwendet werden, habe sich weitgehend stabil gehalten. Hier war kaum ein Nachfragerückgang zu verzeichnen.

 

Erwartungen

Nach den Prognosen des Economisch Instituut voor de Bouw (EIB) wird die Produktion im Wohnungs- und Nichtwohnungsbau bis 2024 um rund 4 Prozent zurückgehen. Am stärksten betroffen sein wird der Wohnungsneubau (minus 11 Prozent), ein für die Baukeramikindustrie wichtiges Bausegment. Dieser starke Rückgang ist eine schlechte Nachricht für die Bauwirtschaft und angesichts des hohen Bedarfs an geeignetem Wohnraum traurig. Angesichts der stark rückläufigen Zahl der erteilten Baugenehmigungen in den Jahren 2022 und 2023 wird sich diese Entwicklung wohl zunächst fortsetzen. Auch die zunehmenden Vorlaufzeiten der bereits genehmigten Neubauprojekte lassen wenig Hoffnung aufkommen. Die Zahl der fertig gestellten Wohnungen wird voraussichtlich auf 60.000 im Jahr 2024 sinken (EIB).

Auf längere Sicht sei das EIB optimistisch. Es sehe das Jahr 2025 als Übergangsjahr zu höheren Produktionszahlen von neuen Wohnungen ab 2026. Von der Aufgabe der energetischen Sanierung bestehender Immobilien wird eine steigende Nachfrage erwartet, die sich positiv auf den Absatz innovativer Ziegelfassadenprodukte und des keramischen Dachziegels auswirken wird.

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