Hohe Nachfrage nach niederländischer Baukeramik in 2021
Das Jahr 2021 war ein starkes Jahr für die niederländische Ziegelbranche. Das zeigt der Jahresbericht der niederländische Branchenvereinigung Koninklijke Nederlandse Bouwkeramiek (KNB), der im Sommer 2022 veröffentlicht wurde. Die in- und ausländische Nachfrage nach baukeramischen Produkten sind deutlich gestiegen. Die Aussichten für das laufende Jahr bewertet KNB dagegen vorsichtig. Dem hohen Bedarf an Wohnungen, die gebaut werden müssen, und der hohen Zahl anstehender Renovierungen steht die Ungewissheit über die weitere Entwicklung der Energiepreise, die Verfügbarkeit von Gas sowie die Entwicklung der Nachfrage gegenüber.
Bauwirtschaft
Die Zahl der neu erteilten Baugenehmigungen stieg um 10 Prozent auf den höchsten Wert seit 10 Jahren (74.000). Laut Zahlen von Buildsight, ein niederländisches Marktforschungsinstitut für die Baubranche, verharrte die Zahl der Fertigstellungen mit 67.300 neuen Häusern praktisch auf dem gleichen Niveau wie 2020. Nach Untersuchungen der EIB, ein sektorales Wirtschaftsforschungsinstitut für Bau- und Wohnungswesen, blieb die Gesamtproduktion im Baugewerbe während der gesamten zweijährigen Pandemiezeit stabil, aber die Lage auf dem Arbeitsmarkt spannte sich stark an.
Mauerziegel
Erstmals seit 2018 ist der Absatz von Mauerziegeln im Jahr 2021 wieder gestiegen, um neun Prozent. Im Gegensatz zu einer nahezu unveränderten Zahl an Baufertigstellungen ging der Inlandsabsatz von niederländischen Mauerziegeln um 2 Prozent zurück. Dieser Rückgang wurde in Waalformaat (WF) gemessen, so dass nicht klar ist, wie die tatsächliche Entwicklung in Bezug auf Quadratmeter Mauerwerk aussah. Das Waalformaat ist die Standardberechnungseinheit für Ziegelformate in den Niederlanden mit Abmessungen von 210 x 100 x 50 mm.
Die Verkäufe nach Großbritannien gewannen deutlich an Dynamik (plus 44 Prozent). Hier kann der Einfluss eines Nachholbedarfs eine Rolle gespielt haben, nachdem die Exporte im Jahr 2020 vom Brexit massiv überschattet wurden.
Pflastersteine und keramische Dachziegel
Im Jahr 2021 blieb die Nachfrage nach Pflasterklinkern sowohl auf dem öffentlichen als auch auf dem privaten Markt ungebrochen. Der Baustoff hat laut KNB ein sehr gutes Image und wird mit Qualität, Langlebigkeit, Nachhaltigkeit und Ästhetik gleichgesetzt und oft gewählt, um die Umgebung „aufzuwerten“.
Die Nachfrage nach Tondachziegeln überstieg das Angebot. Laut KNB liegt der Grund dafür in der hohen Nachfrage auf dem Renovierungsmarkt, getrieben von dem Ziel, die Energieeffizienz von Häusern zu verbessern. Da in diesem Bereich noch viel zu tun ist, dürfte der Markt für keramische Dachziegel daher längerfristig stark bleiben.
Prognosen
Trotz der Sorge um den Personalmangel in der Industrie und im Baugewerbe, steigende (Energie-)Preise und eine anziehende Inflation begann das Jahr 2022 positiv. Zur Entspannung trug bei, dass die COVID-Pandemie im Abklingen begriffen war, die Pläne der neuen Regierung, bis 2030 jährlich 100.000 neue Wohnungen zu bauen, und ein attraktiver werdender Renovierungsmarkt dank eines Trends zur Erhaltung von Bestands- immobilien. Alles in allem ein positiver Ausblick für den Absatz von Baukeramik. Diese noch relativ guten Aussichten haben sich mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine Ende Februar drastisch gewandelt.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des KNB-Jahresberichts waren die Folgen für das Bauwesen und die Industrie noch nicht absehbar. Ex- trem hohe und schwankende Energiepreise, das Risiko einer Unterbrechung der Gasversorgung und ein möglicher Nachfrageeinbruch machen jede Prognose sehr unsicher. Zum Ende des Berichts betont die KNB, dass die sogenannte nationale Bauaufgabe nur mit einer produktions- und lieferfähigen Ziegelindustrie erfüllt werden kann.