10. Hagemeister Architektenseminar

In diesem Jahr haben Dr. Christina Hagemeister und Christian Hagemeister, Geschäftsführer des Nottulner Ziegelwerks, zum zehnten Mal zum Hagemeister Klinkerseminar eingeladen und internationale Referenten sowie 500 Architekten in Nottuln begrüßt.

Dass Ziegelbauten in Russland Tradition haben und Klinker auch in der modernen Moskauer Architektur eine feste Größe ist, dafür hat Sergey Skuratov, Sergey Skuratov Architects in Moskau, überzeugende Beispiele. Skuratovs moderne Klinkerbauten wie der Wohnkomplex „Roter Oktober“ mit zerklüfteter Fassade, das Wohn- und Geschäftsgebäude mit texturierter Klinkerfassade an der Burdenko Street und das im Bau befindliche Gartenviertel auf einem 14 ha großen ehemaligen Fabrikgelände mitten in Moskau beeindrucken durch ihre riesigen Dimensionen ebenso wie die skulpturale Kraft und Konsequenz des Entwurfs.

„Energetische Sanierung mit Klinker ist aufgrund der Kosten oft schwierig zu realisieren“, weiß Friedrich Wolters, Architektur- und Planungsbüro WoltersPartner in Coesfeld, aus langjähriger Erfahrung als Architekt und Beirat für Stadtgestaltung in Münster. Die hohe Beständigkeit des Klinkers, die Einbettung in seine landschaftliche Umgebung und seine natürliche Wärme sind für Wolters wesentliche Bestandteile der Nachhaltigkeit.

Wie vielseitig der Ziegel als Baumaterial wirken kann, verdeutlicht Peter Böhm, Peter Böhm Architekten in Köln, am Beispiel des renovierten und um einen Gebäuderiegel ergänzten Philosophikums am Domplatz in Münster: Eine geschlämmte Ziegelfassade vermittelt zwischen dem Naturstein und anderen Materialien der Nachbargebäude. Im Innenraum verbirgt eine Wand aus kopfvermauerten Ziegeln mit senkrecht ausgekratzten Fugen die Akustikelemente der Bibliothek.

Prof. Dr.-Ing. Thomas Stark, Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), machte deutlich, wie drängend die Forderung nach nachhaltiger Bauweise ist: Laut EU-Vorgabe ist der Null-Energie-Standard für neugebaute öffentliche Gebäude ab 2019, für alle übrigen Gebäude ab 2021 vorgeschrieben. Langfristiges Ziel ist darüber hinaus im Sinne von Plusenergiehäusern, dass Gebäude in ihrem direkten räumlichen Zusammenhang mehr Energie produzieren als verbrauchen. Dass diese Standards mit einer sehr guten Gebäudehülle aus einer zweischaligen Klinkerfassade mit 24 cm Dämmdicke zu erreichen sind, verdeutlicht das Beispiel der Elbarkaden in der HafenCity Hamburg.

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