Möglichkeiten des Baustoffs Klinker
Beim 13. Hagemeister Architektenseminar am 23. und 24. Februar in Nottuln diskutierten international renommierte Referenten mit rund 400 Architekten und Planern die Möglichkeiten des Baustoffs Klinker.
„Wie wir neue Strukturen schaffen, ein harmonisches Zusammenleben ermöglichen und welche Ressourcen wir dazu beim Bauen einsetzen können – eine Vielzahl an Fragen, der sich nicht nur die Politik, sondern auch die Architektur annehmen muss“, eröffnete Dr. Christina Hagemeister das Klinkerseminar im Nottulner Ziegelwerk und lud zum Diskurs über das Potenzial des beständigen Materials Klinker ein.
„Architektur ohne Kontext ist keine Architektur“, stellte Hansjörg Göritz zu Beginn seines Vortrages heraus. Das Zusammenspiel von Ort, Raum, Licht und Material ist für seine Arbeiten von besonderer Bedeutung. Eine elementare Rolle spielt dabei die Wahl des Baustoffes. Anhand einiger Entwürfe erläuterte der Architekt und Professor, wie mit dem Material Klinker „erlebbare“ Räume entstehen.
Der russische Architekt und Inhaber von nps tchoban voss Architekten GmbH, Sergei Tchoban, erachtet die zunehmende Heterogenität in Städten als besonders interessant: Die sich ständig verändernde Bauweise kreiere einen kontrastvollen Dialog zwischen den einzelnen zeitlichen Schichten einer Stadt. „Das Mauerwerk ist der Weg, eine dem Menschen maßstabsnahe Architektur zu schaffen“, erklärte Sergei Tchoban.
Klare Formen und Strukturen sowie eine moderne Architektursprache definieren die Projekte von Prof. Martin Ebert, Studio Meda: Martin Ebert Design Architecture. Der Professor für Baukonstruktion stellte zwei sehr unterschiedliche Projekte vor: die Erweiterung eines denkmalgeschützten georgianischen Stadthauses und einen Wohnkomplex, der im Auftrag der Immobilienabteilung von IKEA realisiert wird. Ebert zeigte, wie mit Klinker städtebauliche Bezüge hergestellt werden können.
Den großen Nutzen und die dringende Notwendigkeit eines virtuellen 3-D-Modells machte Dipl.-Ing. Gerd von Spiess in seinem Vortrag deutlich. Das System Building Information Modeling (BIM) dient der Prozessoptimierung von Bauvorhaben in der Planung, Umsetzung und Bewirtschaftung. Zwei sehr individuelle Projekte mit dem Architekten Frank O. Gehry konnten nur dank des digitalen Systems realisiert werden, die Cleveland Clinic Lou Ruvo for Brain Health in Las Vegas und die Fondation Louis Vuitton in Paris. In Deutschland gilt ab 2020 eine BIM-Pflicht für öffentliche Bauten. Daher appelliert Gerd von Spiess an alle Architekten und Planer, sich möglichst schon heute mit dem Thema und der Praxis auseinanderzusetzen.
Erstmals bot Hagemeister auch Landschaftsarchitekten die Möglichkeit, an einem separaten Seminartag in die Welt des Klinkers einzutauchen. In Zukunft wird das Klinkerwerk diesen Ansatz weiter ausbauen.