Keine Zweiklassengesellschaft beim staatlichen Bauen
Nach über 20 Jahren Mauerwerkskongress fand das diesjährige Branchen-Event von Schlagmann Poroton aufgrund der Corona-Pandemie erstmals als reiner Live-Stream statt. In neuem Format und live aus den Münchner Eisbach Studios übertrug das Schlagmann-Team am 17. Februar seine Veranstaltung für Architekten, Planer, Bauphysiker, Bauträger und Verarbeiter. „Das war hart, kennen wir unseren Mauerwerkskongress doch Jahr für Jahr als lebendige Veranstaltung und neben den hochkarätigen Vorträgen als regen Austausch“, begrüßte der geschäftsführende Gesellschafter Johannes Edmüller die Teilnehmer an ihren Bildschirmen.
In Anwesenheit von Kerstin Schreyer, Bayerns Staatsministerin für Wohnen, Bauen und Verkehr, äußerte sich Edmüller über die aus seiner Sicht aktuellen Fehlentwicklungen in der Ausgestaltung politischer Rahmenbedingungen. „Holz dient uns Menschen genau wie Lehm- und Tonziegel seit Tausenden von Jahren als wichtiger Baustoff für unsere Häuser – und ich denke, die Kombination, die Symbiose macht es aus“, so Edmüller. „Und ich weiß, dass auch unser Ministerpräsident erkannt hat, dass der Wald einer unserer wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel ist. Wir brauchen also mehr Wald und einen gesunden Wald.“
Plädoyer gegen die staatlich initiierte Holzbauoffensive
Völlig kontraproduktiv sei hier allerdings eine Regierungserklärung mit der Ankündigung einer staatlich initiierten Holzbauoffensive in Bayern mit der Aufforderung an alle staatlichen Hochbauämter, wenn möglich alles mit Holz zu bauen. Das sei „eine staatlich verordnete Zweiklassengesellschaft beim staatlichen Bauen“, so Edmüller. Nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in seinem Unternehmen, sondern alle etwa 92.000 Beschäftigten rund um den Mauerwerksbau würden somit als zweitklassig eingestuft, so seine Kritik an der Politik. Die Privilegierung eines Baustoffes würde unter dem „Deckmantel des Klimaschützers Wald“ geschickt verpackt. Und namhafte „Ideologen“ sähen das Klimaproblem als gelöst, wenn 90 Prozent der Häuser weltweit in Holz gebaut würden. Eine „gewagte These“, die Johannes Edmüller anhand des Beispiels Deutschland mit eindeutigen Zahlen klar zu widerlegen weiß. Die hierzulande benötige Menge an Holz könne der heimische Wald überhaupt nicht liefern, und Importe aus dem Ausland seien weder nachhaltig, zudem logistisch unsinnig und außerdem viel zu teuer. Unbestritten sei jedoch, „dass wir kostengünstig bauen wollen und müssen, denn Bauen muss bezahlbar bleiben“. Edmüller: „Wir fordern keine Bevorzugung, wir wollen Neutralität von staatlicher Seite. Ein Bauen erster und zweiter Klasse darf es nicht geben. Nur gemeinsam können wir den Kampf gegen den Klimawandel gewinnen.“ Der Ziegelbau und seine über 90.000 im Mauerwerksbau Beschäftigten seien die Lösung für ein klimaresilientes, wohngesundes und dennoch kostengünstiges Bauen.
Staatsministerin Kerstin Schreyer: Baufamilien sollen frei entscheiden können, womit sie ihre Gebäude bauen
Die Politik habe alle Baustoffe im Blick und bevorzuge keinen, versicherte Kerstin Schreyer. Richtig angewendet, seien zahlreiche Baustoffe durchaus nachhaltig – wie Beton, Betonprodukte, Ziegel oder Lehm. „Wie gebaut wird, ist von den einzelnen Projekten und den jeweiligen Anforderungen abhängig“, so die Ministerin. Nicht jeder Baustoff sei für jede Bauaufgabe geeignet und Investoren sowie Baufamilien sollten frei entscheiden, womit sie ihre Gebäude bauen.
Nach einem spannenden und informativen Fachprogramm mit renommierten Referenten beendete der Kabarettist Django Asül mit vielen Gags und Lachern den diesjährigen Mauerwerkskongress. Die Veranstalter äußerten ihre Hoffnung, den nächsten Kongress 2024 wieder als gut besuchte Präsenzveranstaltung abhalten zu können.
Weitere Fachveranstaltungen der Schlagmann Akademie finden Interessierte auf www.schlagmann.de/akademie. Alle Fachseminare sind anerkannte Fortbildungsmaßnahmen. Teilnehmer können je nach Thema unterschiedliche Fortbildungspunkte erhalten.