Keller HCW rüstet Tunnelofen für Deponiegaseinsatz um
Bereits 2010 hat Keller HCW, Ibbenbüren-Laggenbeck, mit seinem französischen Mutterunternehmen Legris Industries das Projekt „Sustainability“ (Nachhaltigkeit) ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist die Stärkung und Sensibilisierung der gesamten Unternehmensgruppe, sich bei allen Aktivitäten umweltbewusst und nachhaltig zu verhalten. Umweltgesichtspunkte sollen gemäß dieser neuen Unternehmensleitlinie bei allen Aktivitäten gleichrangig mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten berücksichtigt werden.
Deponiegaseinsatz bei Austral Bricks
Wie dieser Nachhaltigkeitsgedanke nachahmungswürdig umgesetzt werden kann, beweist Keller HCW mit seinem aktuellen Referenzprojekt des Ofenumbaus beim australischen Ziegelwerk Austral Bricks.
Im Jahr 2012 fragte Austral Bricks, Sydney, zum ersten Mal die Nutzung von Deponiegas am Tunnelofen bei Keller HCW an. Die alten Tongruben von Austral Bricks waren in den vergangenen Jahren mit Müll verfüllt worden. Das Deponiegas wurde bisher, energetisch ungenutzt, über eine Fackel verbrannt. In einer konzertierten Aktion von Austral Bricks als Ziegelwerk und dem Deponiebetreiber Veolia wurde der Wunsch nach einer sinnvollen Nutzung des Deponiegases vorangetrieben. Mit Keller HCW war schnell der passende Partner für die technische Lösung und Realisierung gefunden. Keller HCW hat eine Deponiegas-Gebläsestation entwickelt, die sowohl den notwendigen Vordruck für die Brennergruppen des Tunnelofens bereitstellt als auch das Deponiegas entfeuchtet. Außerdem baute Keller HCW vier Brennergruppen zu Dual-Gas-Brennergruppen um. Diese ermöglichen nun die Verbrennung von jeweils 225 m³/h Deponiegas mit ca. 5,6 kWh/m³N. Durch diese Umstellung kann Austral Bricks zukünftig flexibel zwischen herkömmlichem Erdgas und Deponiegas als Energieressource wechseln. Nach nur drei Wochen Umrüstzeit wurde im November 2013 die neue, umweltfreundliche Anlage in Betrieb genommen. Zurzeit werden bereits drei der vier Brennergruppen dauerhaft mit Deponiegas betrieben. Die Nutzung der vierten Brennergruppe steht kurz bevor. Erfüllen sich die Deponiegas-Ertragsprognosen, sollen zukünftig weitere Brennergruppen auf den umweltfreundlichen Dual-Betrieb umgerüstet werden. Alle Beteiligten sind froh über die vorbildhafte Zusammenarbeit in Sachen Umweltschutz, denn die Anlage ist ein Gewinn für alle. Durch die nun sinnvolle Nutzung des Deponiegases wird die CO2-Emission jährlich um mindestens 3 500 t verringert.
Deponiegas
Deponiegas ist ein brennbares Gas, das in Mülldeponien beim Abbau organischer Stoffe entsteht. Wegen seines hohen Methananteils ist Deponiegas bei Austritt in die Atmosphäre stark klimaschädlich. Unkontrolliert ausgasende Mülldeponien stehen daher auf den vorderen Rängen der klimaschädlichen Methanerzeuger. Deponiebetreiber sind verpflichtet, entstehendes Deponiegas zu erfassen und unschädlich zu machen. Im Idealfall kann Deponiegas zur Energiegewinnung genutzt werden. Der spezifische Heizwert von Deponiegas ist ungefähr halb so hoch wie der von Erdgas.